Denkmalpflegepreis Teltow-Fläming 2020 geht an Kreiskantor Peter-Michael Seifried, Heinrichstift Werner Weng und Familie Grimm Breite Straße in Luckenwalde

Orgelmusik erklingt im Bauernmuseum Blankensee wahrlich nicht alle Tage. Doch die Wahl der Musik bei der Preisverleihung des Denkmalpflegepreises im Landkreis Teltow-Fläming am Freitagabend war alles andere als ein Zufall. Denn unter den drei Preisträgern war einer, der sich für die „Königin der Instrumente“ – seit mehreren Jahrzehnten mit Hingabe einsetzt. Kreiskantor Peter-Michael Seifried wird sich nun überlegen müssen, neben welche der vielen Orgeln, die dank ihm in Teltow-Fläming saniert wurden, er die Plakette nun aufhängt. Vielleicht wird es ja die Jüterboger Nikolaikirche. Denn, so erzählt Seifried, allein in den Orgeln der Mittelalterstadt im Süden des Kreises sind rund eine Dreiviertelmillion Euro verbaut worden. Ein Großteil davon als Fördermittel, die die Kirchen sonst wohl nie allein hätten aufbringen können. Seifried betont deshalb: „Der Denkmalschutz ist der Freund.“ Denn bis heute sehen das viele Menschen anders. Schon vor 14 Jahren herrschte bei vielen mindestens Skepsis. Der Landkreis hat die Auszeichnung ins Leben gerufen, um den Ruf des Denkmalschutzes aufzupolieren. Damals, so berichtete Landrätin Kornelia Wehlan (Linke) am Freitagabend, habe man ein positives Zeichen setzen wollen mitten in einer Zeit, in der der Denkmalschutz als Verhinderer von Abrissen und damit auch neuer Investitionen galt und das Handwerk tief in einer Krise steckte. „Dabei bewegt die Denkmalpflege manchmal ganze Dörfer“, sagte Wehlan und erinnert beispielhaft an den sanierten Oberlaubenstall in Lichterfelde im Niederen Fläming. „Heute soll aber auch die Nachhaltigkeit in den Fokus rücken“, erklärte sie, „denn die Denkmalpflege leistet neben der Erinnerungskultur auch einen wichtigen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz.“ Das Blankenseer Bauernmuseum – Ausrichter der Preisverleihung und vor zwei Jahren selbst Preisträger – ist das beste Beispiel dafür, wie Denkmalschutz alte handwerkliche Traditionen bewahren und regionale Materialen mit kurzen Produktions- und Fahrtwegen nutzen kann. Neben dem Kreiskantor erhielten in diesem Jahr auch die Luckenwalder Familie Grimm und der Investor Werner Weng den Denkmalpflegepreis Teltow-Fläming. Weng für die Sanierung des Heinrichstifts. Das Ehepaar Grimm – selbst als Architekt und Restauratorin tätig – haben ihr Wohnhaus in der Breiten Straße denkmalgerecht saniert. Preisträger Björn Grimm: „Von Anfang an gesehen, was wird und nicht was ist“: Was sie alle eint: Denkmalpflege ist für sie weit mehr als der Blick auf die vergangene Geschichte der Gebäude. „Wir haben von Anfang an gesehen, was wird und nicht was ist“, sagt Björn Grimm. 2013 entschied sich seine junge Familie für den Umzug in die Kreisstadt von Teltow-Fläming. Denn ihr Traum von einem Haus mit Seele, mit Geschichte und Garten war in Berlin entweder nicht zu finden oder nicht zu bezahlen. Das Wohnhaus in der Breiten Straße 49 stand da schon seit 15 Jahren leer. Was Grimm bei seinem ersten Rundgang durch das Gebäude dachte, hat er in einer Dokumentation über das Bauvorhaben festgehalten. Darin heißt es: „Das Haus roch nach einem sonnigen Herbsttag im Wald: feucht muffig, schwammig. Der Keller voll Wasser, das Dacht undicht, die Fassaden bröselig und grün.“ Ein ähnliches Schicksal hätte wohl dem Luckenwalder Heinrichstift bevor gestanden, wenn sich Investor Werner Weng nicht dem Gebäude gewidmet hätte. Ja, gesteht er, die Diskussionen mit dem Denkmalschutz waren nicht immer einfach. Irgendwie habe man es aber doch geschafft, die meisten der mehr als 30 Wohnungen mit einem Balkon auszustatten. „Mit dem Denkmalschutz ist es ein Geben und Nehmen“, sagte Weng, „aber irgendwie haben wir immer einen guten Mittelweg gefunden.“ Die Investition ins Heinrichstift, das Weng als „Liebe auf den ersten Blick“ beschreibt, hat sich inzwischen ausgezahlt – nicht nur finanziell. „Zehn Kinder wurden hier schon geboren“, erzählt Werner Weng über die Mehrgenerationen-Gemeinschaft im Haus. Und so gehen ihm die Projekte rund um das denkmalgerecht sanierte Gebäude nicht aus: Die größeren Kinder wünschen sich inzwischen einen Abenteuer-Spielplatz. „Zudem wollen wir bald zu 50 Prozent Energie-autark sein“, berichtete er. Von Victoria Barnack