Kreistagsmitglieder streiten sich auf Facebook

Die Kreistagsmitglieder Detlev von der Heide (SPD) und Andreas Teichert (fraktionslos) sind im Zuge einer Diskussion in einer Facebook-Gruppe heftig aneinandergeraten. Dabei verwendete von der Heide, der stellvertretender Vorsitzender des Kreistags ist, auch den Begriff „Kinder*cker“. Auch wenn ein Sternchen gesetzt wurde, gehört wenig Fantasie dazu, um das verwendete Wort mit „Kinderficker“ zu übersetzen. Diese und weitere Äußerungen haben für erheblichen Trubel gesorgt. Die Entgleisung seines Kreistagskollegen darf nach Teicherts Ansicht nicht ohne Folgen bleiben. „Das war ja auch nicht der erste Ausfall. Aber dieser hat das Fass zum Überlaufen gebracht“, sagt er. Er versteht, wenn die Nerven auf Grund der Coronakrise blank liegen. „Es ist und es sollte eine gelebte und gepflegte Sprachkultur durch gewählte Abgeordnete erfolgen, denn die Verrohung der Sprache wird an vielen Stellen kritisch angemerkt“, so Teichert. Allein schon deshalb müssten die Strafverfolgungsbehörden hier tätig werden. Detlev von der Heide habe alle seine Kommentare, die laut Teichert verleumderischen oder beleidigenden Inhalt hatten, gelöscht. „Ein schriftliches oder fernmündliches Entschuldigen blieb jedoch bislang aus, weshalb ich von Vorsatz ausgehen muss“, so Teichert. Er sei von diesem Verhalten menschlich zutiefst enttäuscht. Wie Detlev von der Heide auf MAZ-Anfrage mitteilt, war der Ausgang der Diskussion ein offener Brief seiner Frau, Luckenwaldes Bürgermeisterin Elisabeth-Herzog von der Heide, zur Corona-Krise. Seine Frau und er seien von verschiedenen Teilnehmern der Gruppe mit unflätigen Begriffen wie „Pissnelke" oder auch rechtsextremistisch gefärbten Begriffen wie „linksversifft" belegt worden. Außerdem fand von der Heide auf Facebook einen Kommentar von Teichert, in dem dieser ihn als „vorbestraft" bezeichnete. „Ich habe vergeblich versucht, dies richtigzustellen und ihn gebeten, sich zu mäßigen. Da Herr Teichert aber nicht angemessen reagierte, sondern weiter Öl ins Feuer goss, habe ich mich im Laufe der Diskussion zu der wahrheitsgemäßen Bemerkung hinreißen lassen, dass Herr Teichert im Gegensatz zu mir tatsächlich vorbestraft ist“, so von der Heide. Heftig attackiert worden: Daraufhin sei von der Heide von mehreren Seiten noch heftiger attackiert worden. Etliche Teilnehmer, darunter Teichert, hätten die Position vertreten, dass es nicht darauf ankomme, wie schlimm eine Straftat sei, die man begangen habe, sondern wie viele Fans man habe. „Genau auf diese irrige und gefährliche Auffassung und nicht auf konkrete Handlungen des Herrn Teichert bezog sich mein zugegebenermaßen sehr drastisches Fallbeispiel. Ich wollte damit auch den grobschlächtigsten Diskussionsteilnehmern klarmachen, dass eine schlimme Straftat nicht dadurch zu relativieren wäre, wenn man nur genügend Anhänger aufbieten könne. Im Wortlaut: „Wie arm! Wer Verbrechen begeht und Fans hat, ist gut ... Mit dieser Einstellung könnten Sie eine prima Karriere als Kinderf*cker machen." Er habe aber „definitiv nicht behauptet“, dass Teichert zu dieser Gruppe von Straftätern gehöre. „Da ich selbst über das verwendete Wort, das sonst nicht zu meinem Sprachschatz gehört, erschrocken war, habe ich den Kommentar umgehend wieder gelöscht“, fügt von der Heide hinzu. Andere Wortwahl: „Recht und Gesetz und die unabhängige Justiz entscheiden darüber, ob eine Handlung eine Straftat ist oder nicht – nicht das sogenannte gesunde Volksempfinden, auch nicht, wenn es in scheinbar rechtsfreien Internetforen artikuliert wird“, so von der Heide. Er nehme sich allerdings vor, sorgfältig darauf achten, dass seine Wortwahl künftig „keinen Anlass zu falscher Interpretation“ bietet. Der Kreistagsvorsitzende Danny Eichelbaum (CDU) sagte zu dem Vorgang: „Jeder Politiker und jede Politikerin sollte bei der Wortwahl auch in den sozialen Netzwerken auf die Wortwahl achten, insbesondere Beleidigungen und Hasskommentare sind inakzeptabel.“ Der Luckenwalder Maximilian Reschke, der sich für mehr Diskotheken in der Stadt einsetzt, hatte sich ebenfalls an der Facebook-Diskussion per Facebook beteiligt. „Wie sich der Mann der Bürgermeisterin auf Facebook benimmt, ist total niveaulos.“ Neben dem Vorfall mit Teichert habe von der Heide noch fünf Personen als Nazis bezeichnet. „So etwas kann er in seiner Position nicht von sich geben. Das hat auch mit Meinungsfreiheit nichts zu tun“, fügt der Jugendliche hinzu. Von Margrit Hahn

Luckenwalde - Kreistagsmitglieder streiten sich auf Facebook