Luckenwalde: Betriebsrat von Schaeffler bittet Politiker um Hilfe zum Erhalt des Werkes

Mit einem offenen Brief wendet sich der Betriebsratsvorsitzende des Luckenwalder Unternehmens Schaeffler, Frank Hildebrandt, persönlich an Kommunal- und Landespolitiker mit der Bitte, politisch alle Möglichkeiten zum Erhalt des traditionsreichen Industrie-Standortes zu nutzen. Hintergrund ist die Ankündigung des Aktienkonzerns Schaeffler vom September 2020, den Standort in Teltow-Fläming zu verkaufen. Die Nachricht traf die Beschäftigten damals wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Ein Teil der Produktion soll verlagert und das übrige Werk verkauft werden; 140 Stellen sollen abgebaut werden. Luckenwalder Schaeffler-Werk hat lange Tradition: Hildebrandt ist seit fast drei Jahrzehnten im Werk beschäftigt und seit 2009 Vorsitzender des Betriebsrates. Der derzeit größte Industriebetrieb in Luckenwalde zählt noch 400 Beschäftigte. Sie wollen sich mit einer Schließung ihres Betriebes nicht abfinden. „Das Werk kann auf eine lange und stolze Tradition zurückblicken, die zuletzt zum 30. Jahrestag der Maueröffnung im Jahr 2019 in Anwesenheit des Aufsichtsratsvorsitzenden der Schaeffler AG, Georg Schaeffler, gefeiert wurde“, erklärt Frank Hildebrandt. Straße nach Georg Schaeffler benannt: In den vergangenen drei Jahrzehnten habe sich das Werk zu einem stets verlässlichen Automobilzulieferer entwickelt. Mehrfach wurde es als „Top-Ausbildungsbetrieb“ ausgezeichnet. Außerdem haben kreative Mitarbeiter im Jahr 2019 mit einer preisgekrönten Innovation den Schaeffler Award gewonnen. Mit dem Segen der Stadt wurde im Jahr 2011 die anliegende Straße sogar zur Dr.-Georg-Schaeffler-Straße benannt. Doch nun soll mit der guten Entwicklung Schluss sein. „Die jetzt anstehenden finalen Entscheidungen sollen zu einem Zeitpunkt getroffen werden, der parallel zur Fertigstellung der zurzeit größten Automobilinvestition in Europa, des Tesla-Werkes in Grünheide, vorgesehen ist“, schreibt Hildebrandt. Er verweist darauf, dass Tesla in Grünheide nur eine Autostunde von Luckenwalde entfernt liegt, „wir wären damit schon aus logistischen Gründen ein optimaler Zulieferer für Tesla“. Gutes Auftragslage im Luckenwalder Werk: Der Betriebsratschef verweist auf eine absurde Situation: Wegen der äußerst guten Auftragslage hat der Schaeffler-Vorstand nun von den Betriebsräten in Luckenwalde die Genehmigung von Sonderschichten und zusätzlicher Arbeit verlangt. „Dieses Ansinnen hat bei unseren Mitarbeitern mit Blick auf die unsichere Zukunft wenig positive Resonanz gefunden“, erklärt Hildebrandt. Lesen Sie auch Warnstreik: Schaeffler-Mitarbeiter kämpfen um ihre Zukunft in Luckenwalde Warnstreiks in Ludwigsfelde und Luckenwalde: Mitarbeiter von Schaeffler und Gestamp legen Arbeit nieder Schaeffler-Betriebsrat zu Gesprächen im Bundestag Die Belegschaft fordert den Erhalt des gesamten Werkes mit allen Technologien und Mitarbeitern. „Ein Abbau-, Schließungs- und Verkaufsprozess wäre aus unserer Sicht das Ende des Werkes in Luckenwalde“, sagt Hildebrandt. Die Zukunft des Betriebes sei eine industriepolitische Entscheidung. „Bitte unterstützen Sie uns“, wendet sich der Betriebsrat an die Politiker. Von Elinor Wenke