Luckenwalde: Kantinenchefin besucht Jubilarin

Bärbel Schneider hofft, dass sie ihre Kantine im Finanzamt in Luckenwalde bald wieder für ihre Gäste öffnen kann. Momentan wird das Essen ausgeliefert und so funktioniert der Kontakt zu ihren Kunden und Gästen per Mail oder Telefon. Zu besonderen Anlässen lässt es sich die Unternehmerin aber nicht nehmen, auch mal persönlich vorbeizuschauen. Wenn ansonsten einer ihrer betagten Mittagsgäste Geburtstag hatte, deckte sie den Tisch in der Kantine besonders festlich mit Blumen und engagierte sogar Chorleiterin Gerda Krebs fürs Ständchen. Blitzbesuch bei 93-Jähriger: Am Donnerstag feiert Elisabeth Kunze ihren 93.Geburtstag. Auch für sie hätte die Kantinenchefin ordentlich was auf die Beine gestellt.Doch die Coronavorschriften machen ihr einen Strich durch die Rechnung. Also hat sich Bärbel Schneider etwas anderes überlegt und überraschte die Jubilarin mit einem Blitzbesuch. „Ach da freue ich mich sehr, dass Sie mich besuchen kommen“, sagte Elisabeth Kunze. Vor der Pandemie hat sie fast täglich in der Kantine Mittag gegessen oder ihr Schwiegersohn hat es ihr nach Hause gebracht. Doch jetzt ist alles anders. Selbst der Geburtstag kann nicht so gefeiert werden, wie sie es sich gewünscht hätte. Kein Romme, kein Sport: Die vier Kinder, acht Enkel und neun Urenkel können nicht alle kommen. Und so wird nur im kleinsten Kreis gefeiert und die große Feier wird nachgeholt, wenn es wieder möglich ist. Die 93-Jährige hofft, dass sie dann auch die Urenkel sehen kann, die am 19. Dezember das Licht der Welt erblickten. Bisher hat sie nur ein Foto von den Zwillingen gesehen. Besonders bedauert sie es, dass sie sich weder zum Romme spielen noch Sport treffen können. Mit ihren Sportfreunden telefoniert Elisabeth Kunze aber regelmäßig. Um so mehr freut sie sich, wenn außer ihren Kinder mal jemand vorbeischaut. Wobei sie vorsichtig ist und die Coronaregeln einhält. Liebe Grüße mit Pudding: Elisabeth Kunze ist gelernte Hutmacherin und hat seit 1946 in der Luckenwalder Hutfabrik gearbeitet. 1973 schloss sie erfolgreich ihre Meisterausbildung ab. Auf Drängen der Chefs arbeitete sie noch ein Jahr über das Rentenalter hinaus. Doch inzwischen hatte sich viel verändert und die Meisterin in der Presserei beendete ihr Berufsleben. Früher hat sie sehr gern für die große Familie gekocht und gebacken. Heute ist sie froh, dass sie nicht mehr am Herd stehen muss. Sie bekommt für jede Woche den Essenplan und entscheidet, was auf den Tisch kommt. Am liebsten mag sie Kohlroulade und Kaiserschmarrn. „Wenn das auf dem Speiseplan steht, ist die Woche gerettet“, so Elisabeth Kunze, die Lisel genannt wird. Außer Bärbel Schneider, die sagt Lischen zu ihr. Immer wenn die Fahrer das Esse ausliefern, lässt sie an Lischen besonders liebe Grüße ausrichten. Und weil die alte Dame nicht mehr so gern Rohkostsalat isst, bekommt sie als lieben Extragruß ein Schälchen Pudding aus der Kantine. Viele gute Wünsche: „Elisabeth Kunze ist ein so dankbarer Mensch. Davon gibt es heutzutage viel zu wenig“, sagt Bärbel Schneider. Sie hatte ursprünglich geplant, die Kantine im Finanzamt in diesem Jahr abzugeben. Doch inzwischen hat sie sich anders entschieden. „Ich bleibe noch ein Jahr und mache bis Mai 2022 weiter. Ich gehe dann, so Gott will, mit 68 in den Ruhestand“, berichtet die Kantinenchefin. Bärbel Schneider und ihr Team haben zum Jahresende viele gute Wünsche von ihren treuen Stammkunden erhalten. „Das ist für uns zusätzlich Motivation nicht mit unserer Arbeit nachzulassen“, fügt Bärbel Schneider hinzu. Von Margrit Hahn