Frei improvisiert, das war das Motto am Samstagabend im Luckenwalder Kulturcafé Klassmo. Das in der Jazz-Szene überaus bekannte Trio Bauer/Bauer/Narvesen gab ein Konzert der besonderen Art. „Wir haben uns wirklich sehr gefreut, dass sie heute Abend bei uns spielen. So etwas muss man einfach live hören“, sagte Hildegard Steinfurth, die Besitzerin des KlassMo. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Thomas Grieser organisiert sie regelmäßig Kulturveranstaltungen, Ausstellungen und Konzerte hochkarätiger Musiker.
Posaunist von Weltrang im Klassmo
Nun also das Musiker-Trio Konrad „Conny“ Bauer (75) an der Posaune, dessen Bruder Matthias Bauer am Bass (59) und der gebürtige Norweger Dag Magnus Narvesen (36) am Schlagzeug. Jeder von ihnen hat sich ganz dem Improvisations-Jazz verschrieben und genießt hohes internationales Ansehen. Mal solo, mal in unterschiedlichen Besetzungen brachten die drei Musiker bisher unzählige Tonaufnahmen auf den Markt. Schon seit 1964 musiziert Konrad „Conny“ Bauer als „Posaunist von Weltrang“, so Steinfurth, auf den Bühnen der Welt, während der weitaus jüngere Narvesen bereits mit Größen wie Alex Schlippenbach, Marilyn Crispell und Frode Gjerstad musizierte.
Die Welt des Impro-Jazz
Gemeinsam führte das Trio das Luckenwalder Publikum in die Welt des Impro-Jazz ein. Zunächst von den diffusen Klängen der drei Instrumente überrascht, gewöhnte sich das Auditorium jedoch schnell an die musikalische Authentizität und klatschte am Ende lautstark. Die Musiker waren während ihres dreistündigen Auftrittes mit mehreren Sets tief in ihrer jeweiligen Welt versunken. Mal spielten sie laut und wild, mal leise und sanft. Nach und nach stellten sich die Gebrüder Bauer und Narvesen aufeinander ein, führten einen musikalischen Dialog, frei improvisiert und gänzlich dem Moment entsprungen.
Gewöhnungsbedürftiges Genre
Die Wirkung dieses für Freunde des klassischen Jazz doch eher gewöhnungsbedürftigen Genres war geteilt. Empfanden es die einen als Krach ohne einheitlichen Rhythmus oder Klang, waren die anderen begeistert. „Es war doch eher etwas für Jazz-Liebhaber dieser bestimmten, experimentierfreudigen Szene“, sagte Volker Abel (76) aus Königswusterhausen. „Jeder einzelne Musiker war für sich genommen sehr einfallsreich, ausdrucksstark und hinsichtlich der Beherrschung ihrer Instrumente perfekt, nur fehlte mir persönlich eine Gesamtlinie. Ich fand es nicht mitreißend“, so Abel.
Parallelen zur Sprache
Konrad „Conny“ Bauer erklärt Improvisations-Jazz so: „Es gibt viele Parallelen zur Sprache. Täglich muss geübt werden, dabei werden sozusagen Worte und die Syntax erarbeitet. Spielen wir dann zusammen, setzen wir ganz spontan im Augenblick ein, das geht aber nur, wenn wir unsere Sprache gut beherrschen und aufeinander hören und reagieren.“
Von Katja Schubert