Mehr Briten als zuvor haben 2019 in Teltow-Fläming die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen und bestanden die Einbürgerung

Der Brexit wirft seine Schatten voraus: In acht Tagen wird Großbritannien nicht mehr zur EU gehören. In Teltow-Fläming betrifft das dutzende Menschen und ihre Familien. 2019 ließen sich deshalb mehr denn je von ihnen in TF einbürgern. Im vergangenen Jahr waren es 23 britische Staatsangehörige. Das erfuhr die MAZ in dieser Woche auf Anfrage aus der Kreisverwaltung. Das sind rund ein Drittel aller Einbürgerungen, die 2019 im Landkreis vollzogen wurden. 2018 nur zwölf Briten eingebürgert: 2018 ließen sich hingegen gerade einmal zwölf Briten in Teltow-Fläming einbürgern. 2017 waren es nur acht und 2016 sogar nur fünf Briten gewesen. Unterm Strich erhielten in den zurückliegenden zwölf Monaten also fast genauso viele Engländer, Schotten, Waliser und Nordiren in Teltow-Fläming die deutsche Staatsbürgerschaft wie in den drei Jahren zuvor zusammen. Lesen Sie auch: Alles zum Brexit Wie die Ausländerbehörde der MAZ darüber hinaus mitteilt, gab es 2019 auch mehr Beratungsgespräche mit Briten. Demnach informierten sich insgesamt 21 Personen aus Großbritannien während eines persönlichen Termins über die mögliche Einbürgerung. Insgesamt führte die Ausländerbehörde 126 solche Gespräche. Im Vorjahr informierten sich lediglich 102 Menschen über eine Einbürgerung. Von ihnen waren 17 Briten. Fragen zu Anträgen auf einen Aufenthaltstitel gibt es aktuell hingegen nicht, heißt es aus der Ausländerbehörde. 130 Briten leben derzeit in Teltow-Fläming: Auch wenige Tage, bevor der Brexit Realität wird, ist es für ein Informationsgespräch noch nicht zu spät. Denn trotz EU-Austritts am 31. Januar gilt noch bis Jahresende 2020 eine Übergangsregelung. Sie sorgt dafür, dass sich praktisch noch nicht viel ändert für Briten in der EU. Diese Frist gibt ihnen also Zeit. Derzeit leben immerhin 130 Menschen mit britischer Staatsbürgerschaft in Teltow-Fläming. Einige von ihnen wurden bereits eingebürgert; andere wollen es wahrscheinlich gar nicht. Die meisten Briten, die in Teltow-Fläming leben, sind mitten im arbeitsfähigen Alter. Nur sechs der 130 Engländer, Schotten, Waliser und Nordiren in TF sind jünger als 18 Jahre alt. 18 der 130 Briten sind 65 Jahre und älter. Die arbeitenden Briten und die Wirtschaft stehen seit Monaten besonders im Fokus, wenn es um mögliche Folgen des Brexits geht. Besonders viele Menschen aus Großbritannien arbeiten in Teltow-Fläming beim Turbinenbauer Rolls Royce in Dahlewitz. Die Ausländerbehörde hat sich diesem Unternehmen deshalb in mehreren Info-Veranstaltungen gesondert gewidmet. Insgesamt nahmen 40 Kollegen vom Dahlewitzer Standort teil, wie Unternehmenssprecher Frank Martin Hein auf MAZ-Anfrage mitteilt. Bei Rolls Royce ist man zufrieden mit dem Feedback der eigenen Mitarbeiter. „Deren Reaktionen waren positiv“, erklärt Hein, „zumal Fragen gestellt werden konnten, zum Beispiel zur Beantragung der deutschen Staatsbürgerschaft.“ „Gründlich auf Brexit vorbereitet“: Auch abseits des Personals sieht sich der Turbinenhersteller in Deutschland und insbesondere in TF gut auf den Brexit vorbereitet. „Für den nun bevorstehenden Brexit haben wir uns ebenso gründlich vorbereitet wie zu den vorigen Terminen, die dann nicht realisiert wurden“, berichtet Frank Martin Hein. Die Maßnahmen betreffen beispielsweise Musterzulassung von Triebwerken, Lager, Logistik und Export. Planungssicherheit für Kunden und Mitarbeiter habe oberste Priorität. Hein erklärt: „Deswegen ist für uns der vertraglich geregelte Brexit besser als ein Brexit ohne Abkommen.“ Letzteres kann die EU innerhalb der Übergangsfrist bis Jahresende mit Großbritannien aushandeln. Recht gelassen blicken auch andere Großunternehmen in TF auf den bevorstehenden Brexit. Der Automobil-Zulieferer Schaeffler sieht auf sein Werk in Luckenwalde keine „unmittelbaren, nennenswerten Auswirkungen“ zukommen. Das erklärte Sprecher Axel Lüdecke in dieser Woche. Auch der Feuerwehrfahrzeughersteller Rosenbauer erwartet „keine direkten Auswirkungen auf den Standort Luckenwalde“, so Sprecher Tiemon Kiesenhofer. Von Victoria Barnack

Luckenwalde - Brexit: So viele Briten wurden 2019 in TF eingebürgert