Stühlerücken ist angesagt im Kreistagssaal von Teltow-Fläming. Nach Auszählung der Stimmen aus allen 286 Wahllokalen im Kreis konnte die SPD mit 18,4 Prozent zwar ihre Spitzenposition behalten, musste aber kräftig an Vorsprung einbüßen. Nur eine Stimme wird die Sozialdemokraten künftig von Christdemokraten (16,7 Prozent), der AfD (15,7 Prozent) oder den Linken (15,3 Prozent) trennen.
Mit 14 Sitzen war ihre Spitzenposition im Kreistag bisher um einiges deutlicher. Der alte Fraktionschef Detlef Schlüpen sieht’s gelassen: „Obwohl wir fast ein Drittel unserer Sitze verloren haben, sind wir noch immer die stärkste Partei“, sagt er am Tag nach der Wahl.
AfD-Kandidat Pfahler holt die meisten Stimmen in TF
Euphorischer wird die Aufteilung des neuen Kreistages beim großen Sieger aufgenommen. „Das Ergebnis hat unsere Erwartungen übertroffen“, sagt AfD-Kreisverbandsleiter Dietmar Ertel.
Mit neun Sitzen wird die Partei ihren Fraktionsstatus wohl kaum noch einmal verlieren. Weil 2014 ein Kandidat die Gruppe verlassen hatte, saß der Rest seither im Kreistag, ohne in Ausschüssen mitwirken zu können.
Sollte nun einer der Gewählten zurücktreten, gibt es reichlich Nachrücker unter den mehr als 20 Kandidaten im Kreis. „Ich hoffe, dass unser erfahrener Verwaltungsfachmann Hans-Stefan Edler die neuen, jungen Kollegen an die Hand nehmen wird“, sagt Ertel.
Einer der Neulinge ist übrigens der Kandidat mit den meisten Stimmen aller knapp 360 angetretenen Kandidaten in Teltow-Fläming: Michael Pfahler aus Blankenfelde-Mahlow ergatterte mehr als 4400 Kreuzchen von den Wählern.
Grüne-Fraktion wird runderneuert
Gänzlich ohne erfahrene Führungskraft ziehen sechs neue Grünen-Abgeordnete in den Kreistag ein. Verzichtet keiner von ihnen auf das Amt, werden weder der derzeitige Kreistagsvorsitzende Gerhard Kalinka noch der bisherige Fraktionschef Thomas Czesky zum neuen Kreistag gehören.
Der Vorstand des Kreisverbandes geht auf den Umbruch nicht näher ein. Nur so viel: „Besonders positiv ist für uns, dass auf vier von sechs Sitzen Frauen gewählt wurden“, erklärte Grünen-Sprecher Knut Vetter auf MAZ-Nachfrage.
Nicht alle Gewählten sitzen am Ende wirklich im Kreistag
Ohnehin halten sich die Parteien, ob Sieger oder Gewinner, zu konkreten Personalien einen Tag nach der Wahl bedeckt. Die neuen Vorsitzenden der Fraktionen müssen erst noch gewählt werden. Unklar ist auch, welche Kandidaten ihre Wahl tatsächlich annehmen. In den Reihen des Kreistagssaales dürften noch einige Sitze hin und her geschoben werden.
So ist bereits jetzt klar, dass Zossens Bürgermeisterin Michaela Schreiber (Plan B) nicht in den Kreistag ziehen wird, weil sie sonst ihren Posten im Zossener Rathaus freimachen müsste.
Viele Erfahrene bei SPD, Linken und CDU
Bei SPD, Linken und CDU sind hingegen hauptsächlich alte Hasen wiedergewählt worden, die wohl nicht auf ihr Mandat verzichten werden. „Wir sind froh darüber, dass viele erfahrene Kräfte in unserer Fraktion weiter dabei sind“, sagt Schlüpen, der selbst einer von ihnen ist.
17 von insgesamt 28 Abgeordneten von SPD, Linken und CDU waren bereits seit 2014 im Kreistag.
SPD will nicht über Personal sondern über Inhalte reden
„Über einzelne Personalien will ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht spekulieren“, erklärt Schlüpen – auch in Bezug auf den neuen Vorsitzenden des Kreistag. Über diesen Posten könnte die SPD als stärkste Partei maßgeblich mitbestimmen.
Die Sozialdemokraten wollen sich allerdings lieber um Inhalte kümmern. „Mit neuem Elan möchten wir uns nun endlich wieder Leuchtturmprojekten widmen, die die Position des Landkreises stärken sollen“, sagt der Fraktionsvorsitzende, „in den vergangenen Jahren war das Investieren durch die Haushaltssperre oft nicht möglich gewesen.“
Klar ist aber schon jetzt: Allein wird die SPD auch die schönsten Anträge im neuen Kreistag nicht durchgewunken bekommen. Selbst gemeinsam mit den Linken haben die Sozialdemokraten nur eine Stimme mehr als CDU und AfD zusammen.
Mehr kleine Gruppen als 2014
Und dann sind da auch noch die kleinen Parteien und Gruppen. Erstmals sind Vertreter von zwölf verschiedenen Listen in Teltow-Flämings Kreistag gewählt worden. Drei von ihnen waren noch nie dabei: Die Rangsdorfer, Die Partei und VUB. Die Zossener von Plan B haben genauso zwei Sitze wie der Bauernverband und die FDP.
Letztere hatten sich zuletzt zu einer Fraktion zusammengetan, ebenso taten es die Freien Wähler und Plan B. Weitere vier Sitze konnten die Freien Wähler mit ihrem neuen Spitzenkandidaten und Niedergörsdorfs Ex-Bürgermeister Wilfried Rauhut ergattern.
Wehlan: „Herausforderung und Chance zugleich“
„Der Kreistag Teltow-Fläming ist künftig also deutlich vielschichtiger“, fasst Landrätin Kornelia Wehlan (Linke) das Ergebnis vom Sonntag zusammen. „Das ist Herausforderung und Chance zugleich.“
Auch sie hofft, dass die inhaltliche Arbeit nicht zu kurz kommt, während sich große und kleine Gruppierungen erst noch zusammenfinden müssen. Knapp vier Wochen sind noch Zeit, bis der Kreistag sich zu seiner konstituierenden Sitzung trifft. Vor allem die gestiegene Wahlbeteiligung in TF – 15 Prozent mehr als 2014 – wertete Wehlan als positives Signal. „Sie machen deutlich, dass die Menschen wieder mehr Interesse an Politik haben“, erklärt sie.
Von Victoria Barnack