Eigentlich stand das Ergebnis der Sitzung längst fest. Die CDU-Mitglieder aus dem Bereich des Landtagswahlkreises 24 (Teltow-Fläming II) waren am Mittwochabend aus Dahme, Jüterbog, Luckenwalde, Niederer Fläming und Niedergörsdorf zum Luckenwalder Friedrich-Gymnasium angereist, wo sie ihren Kandidaten für die nächste Landtagswahl im September 2019 nominieren wollten.
Zur Wahl stand nur der amtierende Landtagsabgeordnete Sven Petke. Spannend war nur, ob er ebenso 100 Prozent der Stimmen erhält wie einen Tag zuvor sein CDU-Landtagskollege Danny Eichelbaum in Thyrow für den Wahlkreis 23.
Überraschender Rückzug am Nominierungs-Abend
Doch zu dieser Entscheidung kam es nicht. Petke erklärte praktisch in letzter Sekunde, dass er nicht wieder kandidieren werde. Warum nicht? Dazu deutete er nur an: „Berufliche Neuorientierung“.
Die Überraschung war gelungen und die Nominierungsveranstaltung damit beendet. Die CDU muss einen neuen Kandidaten finden, der es sich zutraut, gegen den direkt gewählten SPD-Landtagsabgeordneten Erik Stohn (SPD) anzutreten.
Am Freitagmittag lieferte Petke auf seiner Facebook-Seite eine Stellungnahme. In zwei Monaten legt er sein Landtagsmandat nieder. Genauer wurde er nicht. „Ich bin sicher, dass meine politischen Freunde im Wahlkreis in den nächsten Wochen eine gute Entscheidung zu meiner Nachfolge treffen werden“, erklärte er.
Damit hat er sogar seine engsten Parteikollegen verblüfft. „Ich habe davon nichts gewusst“, sagte der Luckenwalder Stadtverordnete und CDU-Ortsverbands-Vize Jens Bärmann der MAZ. Auch für seinen Stadtfraktionskollegen Christoph Guhlke war die Nachricht neu.
„Die Entscheidung hat uns alle überrascht und war auch nicht angekündigt“, sagt auch CDU-Bundestagsabgeordnete Jana Schimke. Die Befürchtung, dass ihre Partei jetzt ein Personalproblem hat, hegt sie aber nicht. „Wir werden eine gute Nachfolge finden und führen dazu bereits Gespräche“, erklärte sie.
Petke will Stadt- und Kreismandate behalten
Zu seiner kommunalpolitischen Zukunft äußerte sich Petke offiziell nicht. Gegenüber der MAZ teilte er aber mit, seine kommunalpolitischen Mandate in Stadtverordnetenversammlung und Kreistag nicht abgeben zu wollen. Immerhin ist er als Ortsverbandsvorsitzender der CDU in der Kreisstadt Luckenwalde auch Chef der CDU/FDP-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung. Außerdem sitzt er im Kreistag von Teltow-Fläming, wo er aber keine führende Rolle spielt. Jana Schimke vermutete zunächst, dass er sich auch aus der Kommunalpolitik verabschieden wird.
„Mir ist von einer beabsichtigten Mandatsniederlegung nichts bekannt“, sagte Stadtverordnetenvorsitzende Heidemarie Migulla (Linke) am Freitag. „Aktuell liegen von Herrn Petke noch fünf schriftliche Anträge vor“, so Migulla.
Kritik an Petkes Facebook-Post im Juni
Im Stadtparlament hatte sich Petke zuletzt für ein sauberes Luckenwalde stark gemacht und vehement für eine Tartanbahn im Seelenbinder-Stadion gekämpft. Kommunalpolitik wollte er transparenter gestalten, indem Stadtverordnetensitzungen über einen Livestream im Internet übertragen werden sollten. Mit diesem Antrag scheiterten die Christdemokraten.
Unbeliebt machte sich Petke im Juni bei der Mehrheit der Stadtverordneten, weil er ihnen auf Facebook namentlich unterstellt hatte, gegen neue Kitaplätze, Jugend-Freizeitangebote und eine bessere Bahnanbindung zu sein.
Wohin es ihn im nächsten Jahr beruflich genau hinziehen wird, will Petke erst seinen Kollegen in der CDU-Landtagsfraktion in der kommenden Woche offenbaren.
Kommentar: Mit Sven Petke geht ein Haudegen
Von Elinor Wenke und Hartmut F. Reck