Corona-Krise in Teltow-Fläming: Angst in Übergangswohnheimen in Ludwigsfelde, Luckenwalde, Jüterbog, Rangsdorf wächst

Über tausend Menschen leben zurzeit in Unterkünften für Geflüchtete zwischen Ludwigsfelde im Norden und Jüterbog im Süden des Landkreises Teltow-Fläming. Auch bei ihnen wächst in Corona-Zeiten die Nervosität. Das haben sie mit Sozialarbeitern und anderen Betreuern in den Einrichtungen gemein. Die größeren Übergangswohnheime liegen in Ludwigsfelde, Rangsdorf, Luckenwalde und Jüterbog. „Wir haben im Landkreis elf Unterkünfte für Geflüchtete. Dabei waren Ende Februar insgesamt 865 Menschen in Heimen und 168 in Wohnungen untergebracht“, erklärte Kirsten Gurske, Erste Beigeordnete des Landkreises und zuständige Dezernentin, auf Anfrage der MAZ. Darunter fallen auch 48 unbegleitete minderjährige und junge volljährige Ausländer. In der Vergangenheit wurden diese Jugendlichen in jeweils eigenen Einrichtungen betreut. Systemrelevante Berufe: Sozialarbeiter Christopher Schewe ist Heimleiter im Übergangswohnheim Ludwigsfelde Birkengrund. In seinen Verantwortungsbereich fällt zugleich ein Mehrfamilienhaus mit mehreren Wohnungen, in denen vor allem Familien leben, und die Vertretung und Rufbereitschaft für das Wohnheim in Rangsdorf. Christopher Schewe ist Angestellter des Kreises und deshalb in einem „systemrelevanten“ Beruf tätig. Das gilt nicht für alle Beschäftigten in den Wohnheimen und ist von den jeweiligen Trägern und mitunter auch der Größe der jeweiligen Einrichtung abhängig. Neben den kreiseigenen Übergangswohnheimen sind die weiteren Betreiber die Arbeiterwohlfahrt (Awo), Deutsches Rotes Kreuz (DRK) und der Internationale Bund (IB). Und zumindest die Mitarbeiter von Awo und IB gehören nicht automatisch zu den „Kritis“-Beschäftigten, abgekürzt für „kritische Infrastruktur“. Nervosität nimmt zu: Bisher ist aus keinem der Heime ein Erkrankungs- oder Verdachtsfall gemeldet. Dennoch nehmen die Nervosität und Angst angesichts der oft beengten Wohnverhältnisse zu. Der Sozialarbeiter: „Wir beobachten, dass viele sehr vorsichtig geworden sind. Die Wahrnehmung, dass es lebensgefährlich werden könnte, führt dazu, dass Türen nur noch mit dem Ellenbogen angefasst werden, insbesondere bei den Angehörigen der Altersgruppe Mitte bis Ende dreißig ist das feststellbar.“ Auch immer mehr Anfragen nach Desinfektionsmitteln und Masken gibt es. Besonders in Familien machen sich die Betroffenen schnell Sorgen um die Kinder, wenn mal ein Kratzen im Hals zu verzeichnen sei. „Auf jeden Fall haben wir trotz der Lagersituation und möglicher Langeweile unseren Bewohnern geraten, nicht nach Berlin oder Potsdam zu fahren. Das Risiko ist hier im Landkreis ungleich niedriger als in den Städten.“ Zur Entspannung trage etwas das Klima und der Temperaturanstieg bei. „Kinder und Erwachsene halten sich zunehmend draußen auf. Die Männer, die in der Logistik arbeiten, können auch weiterhin zur Arbeit gehen.“ Kontakt-Reduzierung: Für die Beschäftigten des Kreises in den Heimen in Ludwigsfelde und Rangsdorf wurde eine Kontakt-Reduzierung angeordnet. Auch mit den Betreibern in den übrigen Unterkünften wurde abgesprochen, dass die Migrations-Sozialarbeit nach Möglichkeit virtuell oder telefonisch erfolgen soll. „Die Situation ist schwierig“, sagt der Sozialarbeiter. „Für die Geflüchteten gehören Ämtergänge beinahe zum Alltag. Weil fast alle Ämter geschlossen haben, konzentriert sich das jetzt bei uns.“ Wenn persönliche Beratung erforderlich ist, dann soll das möglichst unter Zuhilfenahme von Vorrichtungen erfolgen, die den Sicherheitsabstand garantieren. „So wurden beispielsweise Türen mithilfe von Tischen zu einer Art „Schalter“ umgebaut. Das Angebot für die Geflüchteten soll weiter bestehen bleiben, Ansprechpartner immer vor Ort sein“, sagt Kirsten Gurske. Andere Hilfestellungen sind momentan wegen des Abstandsgebots auch kaum möglich. Sport oder Kinderbetreuung fallen unter das Gebot zur Verhinderung der Ausbreitung der Infektion. „Auch unser kunstpädagogisches Projekt mussten wir auf Eis legen“, so Schewe. Lesen Sie auch: Corona in TF: Die wichtigsten Infos in Kürze Landkreis Teltow-Fläming ruft zum Mundschutz nähen auf Zossener Superintendentin Rudolph zu Corona„Wir lernen alle dazu“ Von Udo Böhlefeld

Teltow-Fläming - Covid-19: Nervosität und Angst in Übergangswohnheimen wachsen