Letztes Grundstück im Preußenpark Ludwigsfelde verkauft

Er war der erste Gewerbepark nach dem Mauerfall in Ludwigsfelde, jetzt ist er der erste, für den verkündet wird: Letztes Grundstück verkauft. Diesen „Zieleinlauf“ des komplett veräußerten Preußenpark-Areals gaben am Freitag die Entwicklungsfirma EMG Group und die Stadt Ludwigsfelde bekannt. Die letzten 1,5 Hektar des Gewerbeparks direkt am Berliner Autobahn-Südring kaufte die Baufirma Strabag. Damit sind 130 Hektar Gewerbefläche verkauft; mehr als 60 Firmen sind seit 1992 dort angesiedelt, mehr als 2200 Menschen verdienen dort inzwischen ihren Lebensunterhalt. Zu den großen Firmen gehören VW mit einem Logistikzentrum und Siemens mit einem Logistikzentrum für Kraftwerksteile und einem Brennkammer-Testzentrum für Gasturbinen. Außerdem hat dort der Abfallzweckverband SBAZV seinen Sitz und einen Betriebshof, das vom Wasserverband Region Ludwigsfelde betriebene Klärwerk steht dort, es gibt beiderseits der Zossener Straße die Automeile mit diversen Autohäusern. Und anfangs völlig ungeplant beherbergt der Preußenpark heute im Süd-Bereich das erste neue Eigenheimgebiet der Stadt. Zudem brachten Bauarbeiten archäologische Funde ans Licht, die der Stadt praktisch 600 Jahre Siedlungsgeschichte schenkten. Preußenpark viel mehr als ein Deal: Wie viele Millionen Euro Firmen zwischen Ludwigsfelde und Löwenbruch investierten, weiß niemand genau, wahrscheinlich ist diese Zahl vierstellig. Allein die EMG investierte 55 Millionen Euro, so Michael Köfeler, Präsident des Verwaltungsrates im Finanzhaus Basel der Firmengruppe. Als der Preußenpark startete, war Köfeler 30 und hatte fünf Kinder; heute bekennt er: „Mit dem, was ich hier an Vertrauen und Redlichkeit gefunden habe, bin ich auch ein Stück Ludwigsfelde.“ Aus dem Preußenpark sei viel mehr geworden als ein Deal, eine Gemeinschaft, so der Manager. Zur Belegschaft, die in zwei Kleinbussen fast komplett nach Ludwigsfelde gekommen war, gehören auch drei seiner Kinder. Am Rande des Termins lagen sich Männer der Preußenpark-Anfangszeit in den Armen, so Manager Udo Glockzien und Stadtverordneter Peter Dunkel (Linke). Glockzien gab zum besten, einen Tag nach dem Mauerfall habe er bei seinem Unternehmen gekündigt: „Ich wusste, hier passiert was Großes, da wollte ich dabei sein“. Das war er – und für mehr als 20 Jahre blieb er in Ludwigsfelde neben Joachim Brüggemann EMG-Ansprechpartner des Preußenparks. Köfeler erzählt, dass Chefverkäufer Glockzien bei einem Grundstücksgespräch in Löwenbruch mit dem Hofhund empfangen worden sei. Doch er bescheinigt ihm auch, Visionär zu sein: „Er kam mit der Erfolgsmeldung ins Haus, dass sich VW ansiedelt und sagt, das geforderte Bahn-Anschlussgleis habe er zugesagt. Da dachte ich, er spinnt.“ Tatsächlich steht diese Firmenansiedlung mit Superlativen in den Preußenpark-Annalen: Einschließlich Bahnanschluss legten Kreis, Land und Stadt den Bürokratie-Rekord von sieben Wochen für die Baugenehmigung hin; zur Grundsteinlegung kam neben Ministerpräsident Matthias Platzeck (SDP) auch Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD). Bürgermeister: „Preußenpark ist unser Lehrstück“: 1995 sprach Glockzien von einem riesigen Fachmarktzentrum im Preußenpark, mit Schwebebahn für Fußgänger ins Stadtzentrum. Köfeler und Bürgermeister Andreas Igel (SPD) lachen bei der Erinnerung daran. Das sei dann wohl unter ökologischem Aspekt eine Aufgabe für den Nachwuchs, so der Rathauschef. Auch wenn die Zusammenarbeit „nicht immer ganz einfach war“, sagt Igel, „aber in einer Zeit, als das große Industriegebiet mit dem Autowerk ums Überleben kämpfte, war die EMG einer der ersten großen Partner, und der Preußenpark ist unser Lehrstück.“ Sowohl Igel als auch Köfeler würdigen im Rückblick das Ergebnis, erreicht mit Flexibilität, Vertrauen, Fairness und einem langen Atem. Von Jutta Abromeit

Ludwigsfelde - Letztes Grundstück im Preußenpark verkauft