Ludwigsfelde: Hilferuf der Pendler-Hochburg nach mehr Zügen und Gleisen

In der Pendler-Hochburg Ludwigsfelde mit bald 30.000 Einwohnern werden mehr als die bisherigen zwei stündlichen Zugverbindungen von und nach Berlin sehnlich erwartet ; die Arbeitskräftezahlen in den Industrie- und Gewerbegebieten Brandenburg Park, Eichspitze, Preußenpark, Industriepark Ost und West sowie im Industriepark Birkengrund steigen permanent und rasant. Eine zusätzliche Flughafen-Anbindung über Schönefeld, wie sie bis zum Mauerfall bestand, kommt mit der künftigen Linie RB32b im Netz Elbe-Spree jedoch erst mehr als zwei Jahre nach Inbetriebnahme des Flughafens BER: zum Fahrplanwechsel im Dezember 2022. Dann werden der Bahnhof Ludwigsfelde und der Haltepunkt Birkengrund im 60-Minuten-Takt mit dem Flughafen BER und weiter als Flughafen-Express nach Berlin Hauptbahnhof verbunden. Ab 2025 soll dieser Zug bis zum Ostkreuz und weiter bis nach Oranienburg fahren. Verena Löw, Abteilungsleiterin Strategie und Kommunikation beim Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) erklärt, im aktuellen Brandenburger Landesnahverkehrsplan 2018 sei unter „Ausblick 2030“ die Einrichtung einer zusätzlichen dritten Linie zwischen Berlin und Ludwigsfelde für „nach 2022“ enthalten. „Die konkrete Umsetzung ist im europaweiten Vergabeverfahren Netz Nord-Süd mit Betriebsaufnahme zum Dezember 2026 vorgesehen.“ Die Vorinformation zu diesem Netz sei im Mai im Europäischen Amtsblatt veröffentlicht. Hintergrund ist die erwartete Inbetriebnahme der Dresdner Bahn in Berlin und die damit verbundene Entlastung der Anhalter Bahn, so Löw. Im Deutschlandtakt noch mehr Fernzüge: Bei der Aufstellung des neuen Landesnahverkehrsplans für 2023 bis 2027 würden Bedarf und Fahrplangestaltung auf Grundlage aktueller Nachfrage-Prognosen und Zielvorgaben festgestellt und umgesetzt, „sofern Infrastruktur und Trassen-Verfügbarkeit gesichert sind“, so die VBB-Sprecherin. Sie erklärt: „Eine wesentliche Einflussgröße wird der Zuwachs durch den Deutschlandtakt sein, der Taktverdichtungen im Fernverkehr vorsieht.“ Heißt im Klartext: Es wird auf den Gleisen der Anhalter Bahn zwischen Berlin und Halle/Leipzig beziehungsweise München allein mit mehr Personen-Fernzügen noch voller, von mehr Güterzügen ganz zu schweigen. Da ist für Regionalzüge immer weniger Platz. Und das angesichts dieser Zahl: Nach Rathaus-Information pendeln schon jetzt täglich mehr als 18.000 Menschen von und nach Ludwigsfelde. Bürgermeister Andreas Igel (SPD) sagt: „Ob die Züge mit der Neuausschreibung und der zusätzlichen Verbindung zum Potsdamer Platz/Hauptbahnhof ab 2025 besonders im Berufsverkehr reichen, ist fraglich.“ Allein die quantitative Erweiterung zu betrachten reiche nicht, um auch die Qualität und damit die Akzeptanz bei den Bürgern zu steigern, so der Rathauschef. Igel fordert mindestens ein Gleis mehr: „Ebenso wichtig sind die zeitliche Taktung, im besten Fall im 20-Minuten-Abstand, und die langfristige Einhaltung dieser Takte, damit die abgestimmten Bus-Fahrzeiten mit den Umsteigezeiten auch weiter funktionieren“, erklärt Igel. Das sei bei gleichzeitiger Fernverkehr-Nutzung der Gleise nicht gesichert. Der Mann an der Ludwigsfelder Verwaltungsspitze meint: „Das alles wirft erneut die Frage zum Bau eines zusätzlichen Gleises auf, im besten Fall für die S-Bahn.“ Von Jutta Abromeit