Ludwigsfelde: Kunstaktion gegen Corona-Maßnahmen

Corona-Leugner und -Kritiker in weißen Schutzanzügen und mit weißen Plastik-Masken vor dem Gesicht trafen sich am Samstagmittag zu einer Kunstaktion in Ludwigsfelde. Anderthalb Stunden lang standen je neun Personen ab der Hochhaus-Fußgängerampel beiderseits der Fahrbahn. Grund der Aktion ist ihre Forderung: „Corona – die Maßnahmen müssen weg.“ Die Aktion war angemeldet, drei Polizisten waren mit zwei Fahrzeugen vor Ort. Verabredet hatten sich die 18 Personen über Twitter-Accounts. Chefin der Aktion ist Ramona, auch den ersten Buchstaben ihres Nachnamens wollte sie nicht nennen: „Wir sind alle Menschen“, erklärte sie, alle 18 kämen aus dem Kreis Teltow-Fläming. „Die Maßnahmen müssen weg, weil sie unangemessen sind und in der Härte nicht dem Pandemie-Geschehen entsprechen“, erklärt sie. Neben ihr steht ohne Verhüllung Martin A.; er filmt das Geschehen mit einer Handy-Kamera. Seiner Meinung nach hätte es intensivere und unabhängige Studien geben müssen, „um herauszufinden wie dieses Virus tatsächlich zu einer Infektion führt“. Martin A.: „PCR-Tests weisen keine Infektionen nach“: Seine Erklärung für die Aktion: „Wir testen sehr viel mit PCR-Tests, aber die weisen keine Infektionen aus, sondern nur, dass eine bestimmte Gen-Sequenz in den Schleimhäuten vorhanden ist.“ Es gehe jedoch darum nachzuweisen, ob sich das Virus vermehrt oder verbreitet, sagt er. „Das ist die Definition aus dem Infektionsschutzgesetz“, sagt er. Dort stehe, dass ein Erreger den Körper befällt und sich dort vermehrt oder verbreitet. „Der PCR-Test weist nur nach, dass er vorhanden ist“, sagt Martin A. „Damit haben wir viele Fälle. Aber es werden wenige wirklich krank und die allerwenigsten müssten behandelt werden“, behauptet er. Natürlich würden Menschen sterben; „wie jedes Jahr so viele an so vielen Viren, auch an Corona“, erklärt der Mann mit der Kamera. Lesen Sie auch: Drosten: PCR-Corona-Tests sind „zweifelsfrei“ Nein, er gehöre keiner Bewegung an, sondern sei als Privatperson hier, erklärt er. Zusammen mit einem Rechtsanwalt bereite er Informationen für die FDP auf, um sie an Landtage und den Bundestag zu geben, behauptet er. Auf MAZ-Nachfrage teilt die Bundesgeschäftsstelle der FDP allerdings mit, sie beschäftige weder einen Martin A. noch seien überhaupt Mitarbeiter von ihr in einem solchen Auftrag unterwegs. Die gleiche Auskunft kam von der FDP-Bundestagsfraktion und dem FDP-Landesverband Brandenburg. Auf die Frage an Ramona, warum sie mit ihren Argumenten nicht lokale öffentliche Veranstaltungen nutzten, erklärt sie: „Wir wollen nicht die Politiker erreichen, sondern die Menschen.“ Die Politiker seien zwar von den Bürgern gewählt, sagt die Frau unter dem Weiß, „aber sie arbeiten zurzeit gegen die Menschen, deshalb müssen wir noch mehr Leute erreichen.“ Ramona ergänzt, die Menschen ihrer Gruppe stünden bei anderen Aktionen durchaus mit ihrem Gesicht auf der Straße. Eine Kunstaktion wie die jetzige hätten sie bereits dreimal im November und Dezember in Berlin gestartet, im Kreis Teltow-Fläming sei das in dieser Form das erste Mal. Auf die MAZ-Fage an Mitstreiter, ob sie Corona-Leugner oder -Kritiker seien, erklärt eine der verhüllten Frauen sofort energisch: „Leugner, unbedingt Corona-Leugner, deswegen stehen wir doch hier.“ Martin A. dagegen erklärt: „Wir sind Corona-Kritiker. Das Virus ist da, das kann man ja nicht leugnen.“ Lesen Sie auch: Impf-Chaos in den Kommunen: Wer bekommt den Astra-Zeneca-Impfstoff? Mehr Mutationen und Covid-Ausbrüche in Pflegeheimen Virologe über Schnelltests: Gefahr der falschen Sicherheit Ganz unterschiedlich die Reaktion der Passanten. Viele Radfahrer und Fußgänger halten an, um die Aufschriften auf den weißen Plakaten zu lesen: „Ist Isolation der Senioren wirklich eine schützende Idee?“, „Haben wir wirklich Meinungsfreiheit, kannst Du immer sagen, was Du wirklich denkst?“ oder „Wann ist Dein Punkt erreicht, wann merkst Du, dass die Maßnahmen schlimmer sind als die Krankheit?“ Etliche drehen ab und fahren oder gehen weiter, etliche unterhalten sich mit den Akteuren oder beglückwünschen sie. Polizei: „Alles blieb ruhig“: Verkäuferinnen und Passanten gehen zum Einsatzwagen der Polizei um zu fragen, was hier los sei. Ein Mann kommt an die Straße, liest die Schilder, schüttelt den Kopf und wendet sich ab: „Mit diesen Verrückten will ich nichts zu tun haben.“ Nach dem Auftritt der in Weiß Gehüllten erklärt die Einsatzleitung der Polizei gegenüber der MAZ: „Es blieb alles ruhig und die Aktion wurde pünktlich beendet.“ Von Jutta Abromeit