Ludwigsfelde Mit Revierpolizisten auf Corona-Streife

Tollstes Frühlingswetter, doch Schul- und Kita-Kinder dürfen derzeit nicht auf die Spielplätze vor ihrer Tür stürmen. Da ist es wegen der Corona-Beschränkungen wahrlich nicht einfach, ihnen Bewegung und frische Luft zu verschaffen. Besonders schwer ist das in Ludwigsfelde Nord und West, den im ganzen Norden von Teltow-Fläming am dichtesten besiedelten Stadtteilen. Zumal Kinder dort mit dem drei Hektar großen Sport- und Spielpark beziehungsweise mit dem Skatepark die zum Toben attraktivsten Plätze der Region vor der Nase haben: Tarzan-Schwinger und Basketballfeld, Modderstrecke und Kletterhügel sind zurzeit tabu. Über Ostern waren städtische Ordnungs- und Bauhof-Mitarbeiter dort unterwegs, zur Zeit kontrollieren von den vier Ludwigsfelder Revierpolizisten jeweils zwei in einer Schicht das Einhalten der Corona-Vorschriften. Die MAZ trifft Polizeioberkommissar Stephan Schmidt und Polizeiobermeister Alexander Zibulski im Sport- und Spielpark an der Märkischen Straße. Rundherum alles leer, keine Verstöße zu sehen. Gelassen erklären sie, allzu viel hätten sie nicht mehr zu tun, es habe sich rumgesprochen, was erlaubt ist und was nicht. Anfangs heftig, inzwischen ruhig: Anfangs dagegen, sagt Zibulski, sei es in den ersten beiden Wochen heftig gewesen: „Da haben wir wirklich immerzu und viel erklären müssen.“ Das sei jetzt deutlich besser, und auch die vielen Anrufe, weil irgendjemand irgendwo den Abstand nicht eingehalten hatte, ließen endlich nach. Sein Kollege Schmidt ergänzt: „Wir können doch hinterher sowieso nichts mehr machen und auch nicht überall zur selben Zeit sein.“ Solche Situation müsse jeder gleich im Moment klären, die Verantwortung haben alle in solch einer Situation, sagt Schmidt. Um Verwarngelder geht es bei den Corona-Streifen der Polizisten übrigens nicht: Sie erstatten maximal Ordnungswidrigkeitsanzeigen und leiten sie weiter. Die Höhe, mit wie viel Geld das geahndet wird, legt später das Gesundheitsamt fest. Doch solch eine Ordnungswidrigkeit kam von diesen beiden Männer in Uniform bisher seit Mitte März nur eine. „Ein Vater saß am Skatepark und las ein Buch, seine beiden Jungs fuhren auf der Betonfläche“, erzählt Zibulski. Polizisten alarmierten Leitstelle wegen Verstoßes: Die drei stammten aus Stahnsdorf und waren schon in Potsdam von einem Spielplatz verwiesen worden. Und sein Kollege erzählt: „Vorige Woche trafen wir auf dem großen Innenspielplatz Märkische Straße drei Mütter mit acht Kindern. Die reagierten auch auf Erklärungen und Aufforderungen nicht, da mussten wir letztlich über den Notruf die Leitstelle informieren.“ Da verstehe man nach inzwischen fünf Wochen Corona-Modus die Welt nicht mehr, so Schmidt. Doch das seien Ausnahmen, erzählen die Revierpolizisten. Sie schauen sich an und lachen. Zibulski, für den Bereich Ludwigsfelde Süd zuständig, erklärt: „Wir kennen ja die Ecken, wo Jungs meinen, unentdeckt im Wald Fußball spielen zu können.“ Kämen sie näher, stünden die Jungs in vorgeschriebenem Abstand voneinander. Und dann sind da noch die Jugendlichen, die keinen Sport machen, für sie ist der Skatepark lediglich Treffpunkt. Ihr Sport scheint eher darin zu bestehen, sich hinter der Wand zu treffen. „Dann unterlaufen sie Vorschriften praktisch vor den Augen der Polizei, ohne gesehen zu werden“, sagt Schmidt. Auf der anderen Straßenseite befindet sich über dem Edeka-Markt auf einer ganzen Etage das Polizeirevier. „Auch das wissen wir natürlich und schauen dort öfters mal vorbei“, so Zibulski. Wie die vom Bund kommenden und in konkreten Länder-Bestimmungen festgelegten Bestimmungen einzuhalten sind, erklärt der Ludwigsfelder Bürgermeister Andreas Igel (SPD), als Rathauschef auch verantwortlich für Ordnung und Sicherheit in der Stadt: „Die Kommunen kontrollieren, weil sie vom Kreis, der das alles umsetzen muss, um Amtshilfe gebeten wurden.“ In Ludwigsfelde helfen, anders als in anderen Orten, auch Polizisten. „Wir haben überhaupt eine Polizeiwache“, so Igel, woanders seien sogar Bürgermeister mit unterwegs. Infektionszahlen in Ludwigsfelde höher: Und der Verwaltungschef verweist darauf, dass Ludwigsfelde besonders gefordert sei, die Kontrolle im Ort zu organisieren. „Wir haben nicht nur die höchste Wohndichte, womit die Gefahr der Begegnung und Übertragung hier auch größer ist als in ländlichen Gegenden. Wir haben auch die höheren Infektionszahlen“, sagt Igel. Von Jutta Abromeit

Auf Kontrollgang - Das erleben Revierpolizisten auf Corona-Streife in Ludwigsfelde