Ludwigsfelde: Ungarn-Kreis setzt neue Tafel am Freunschaftsbaum

Hinter dem Mittelganghaus von Ludwigsfelde glänzt in der Morgensonne eine neue Tafel am ungarischen Freundschaftsbaum: Eine silbrige Metallplakette auf eingemauerten Metallfüßen erinnert an den Besuch des ungarischen DDR-Vereins 2013 in Ludwigsfelde. Gemeinsam mit dem hiesigen Ungarn-Kreis war dort eine Esskastanie gepflanzt worden. Dieser Baum ist inzwischen etliche Meter hoch. Die alte Plakette auf einem Holzfuß war defekt, zum 55. Stadtgeburtstag vor wenigen Tagen hatte der ehemalige Schlosser und Schweißer Nándor Andrási eine neue Tafel versprochen. Jetzt ist sie fertig und verkündet: „Als Erinnerung an die Jahre 1968 bis 1983 in Ludwigsfelde. Die ungarischen Vertragsarbeiter“. Ins Betonfundament gesetzt haben sie Andrási und seine Freunde József Juhász, und János Bognár, ein Schweißer und ein Werkzeugmacher. Mittelganghaus war damals Ungarn-Haus: Alle drei gehörten 1968 und 1969 zu den ersten ungarischen Vertragsarbeitern, die wegen des Arbeitskräftemangels ins IFA-Autowerk Ludwigsfelde kamen. Damals hieß dieses Haus, hinter dem der Baum und die Tafel heute stehen, das Ungarn-Haus: Dort wohnten die Männer aus Budapest und anderen ungarischen Orten, bis sie entweder in die Heimat zurückkehrten oder bis sie hier heimisch wurden wie die drei, die zum Ungarn-Kreis in Ludwigsfelde gehören. Der heute 71 Jahre alte János Bognár fand beim Tanz in Großbeeren seine heutige Frau. Er erinnert sich genau: „Am 12. September 1968 ist in Budapest vom Keleti pályaudvar, dem Ostbahnhof, ein Zug mit 1.200 Leuten in die DDR gefahren. Am 13. September stiegen überall, wo die großen Betriebe waren, welche aus – in Dresden, Gera, Karl-Marx-Stadt und Leipzig. Hier in Ludwigsfelde auf dem Bahnhof waren wir genau 468, die als letzte ausstiegen.“ Die letzten stiegen in Ludwigsfelde aus: Und Bognár spricht wie alle Autowerker nicht von Abteilungen oder Brigaden, in denen sie gearbeitet haben, sondern von Hallen-Nummern: „Halle 115 bei Meister Otto Kallmeyer“, erklärt er; das war die Achsfertigung für den legendären Lkw W 50 aus Ludwigsfelde. Dreh- und Angelpunkt für den etwa 60 Personen großen Ungarn-Kreis in Ludwigsfelde ist Nándor Andrási. Er war es auch, der die neue Plakette bei Metallbau Müller hat anfertigen lasen. Von Jutta Abromeit