Wie viel hundert Menschen – ob allein, als Pärchen oder Großfamilie – in Ludwigsfelde derzeit eine Wohnung suchen, das weiß niemand so genau. Eine komplette Statistik dazu gibt es nicht. Fakt ist, der schnellste Weg, in der Autobauerstadt mit ihren mehr als 13.000 versicherungspflichtigen Arbeitsplätzen zu einer Mietwohnung zu kommen, heißt Glück oder Zufall: wenn ein Freund oder Bekannter plötzlich ausziehen muss und dringend einen Nachmieter braucht. Begehrt sind Wohnungen in der Stadt zudem auch deshalb, weil Ludwigsfelde als Stadt der kurzen Wege bekannt ist und gute Verkehrsanbindungen nach Berlin und Potsdam hat.
Anfang des Monats begann nun der Bezug von 50 neuen Wohnungen der Ludwigsfelder Wohnungsgenossenschaft (LWG) an der Clara-Zetkin-Straße. Fast alle davon sind schon weg, sagt Vorstandsmitglied Henry Suczawski. Das Unternehmen ist neben der kommunalen Wohnungsgesellschaft Märkische Heimat einer der zwei großen Vermieter in Ludwigsfelde, beide haben jeweils mehr als 3000 Wohnungen im Bestand – und beide sprechen inzwischen von Vollbelegung in ihren Wohnungen.
Die LWG arbeitet zurzeit an der Außensanierung von zwei Plattenbauten aus den 1970er Jahren. An den Häusern Brandenburgische Straße 20 bis 24 und 26 bis 32 mit insgesamt 70 Wohnungen sind die Balkons abgebaut, die neuen werden etwa ein Drittel größer, sagt Suczawski.
Außerdem bekommen beide Häuser erstmals Aufzüge und die zuletzt Anfang der 1990er Jahre nachgerüstete Fassade bekommt eine stärkere Dämmung mit anderen Materialien als bisher. „Dann entsprechen auch diese beiden Wohnblocks der aktuellen Wärmeschutzverordnung“, so Henry Suczawski. Rund zwei Millionen Euro gibt die Genossenschaft dafür aus. Angesichts der Wohnungsnot in der Stadt seien „natürlich auch weitere Neubaupläne im Gespräch“, wie er sagt. Doch konkrete Projekte dazu gebe es bisher nicht.
Bei der städtischen Wohnungsgesellschaft Märkischen Heimat ist nach dem Bau von 44 neuen Wohnungen zwischen alter Post und den Stadtwerken nun das Vorhaben an der Zetkinstraße mit 108 Wohnungen das nächste Großprojekt. Die Baugenehmigung dafür liegt jetzt vor, wie Geschäftsführer Thomas Schröter den Stadtverordneten jüngst erklärt hatte. Doch vor dem Winter würden lediglich noch Vorarbeiten erledigt und Bäume gefällt, sagte Prokurist Ralf Mattejiet. Der Baustart folge Anfang kommenden Jahres, sowie das Wetter es zulasse.
Zwei weitere große Bauvorhaben mit innerstädtischen Mehrgeschossern sind in Planung und sollen so schnell wie möglich realisiert werden, wie Vertreter der beiden privaten Investoren beteuert hatten: Dabei handelt es sich um 170 geplante Mietwohnungen am Flussviertel zwischen Potsdamer Straße und Rheinstraße sowie die 120 Wohnungen zwischen Pflegeheim Casa Reha und Kegelbahn an der Potsdamer Straße. Außerdem ist zwischen Schuster und Fahrradladen ein weiterer Fünfgeschosser geplant und demnächst werden auch 33 Wohnungen am Dachsweg fertig.
Thomas Schröter hatte der Stadtverordnetenversammlung berichtet, der Leerstand bei der Märkischen Heimat liege unter einem Prozent, das habe vor Jahren mit mehr als zehn Prozent mal ganz anders ausgesehen. Zum gerade enormen Bedarf sagt er: „Allein können wir die im Raum stehende Nachfrage nicht decken, das geht für uns nur anteilig.“
Von Jutta Abromeit