Ludwigsfelder Florian Mehnert begeistert als DJ HausTEKKniker

Einige Jugendliche in der Stadt kennen bereits sein Logo. Denn DJ „HausTEKKniker“ ist mit seinen 18 Jahren wirklich einer von ihnen. Mit 1.400 Abonnenten im sozialen Netzwerk Instagram und fast 1.900 Followern auf der Tanz-App TikTok hat er sich bereits einen Namen in der sogenannten Hardtekk-Szene gemacht. Er ist damit ganz Repräsentant der digital umtriebigen Generation Z. Ausbildung zum Stanz- und Umformmechaniker: Im normalen Leben ist Florian Mehnert Stanz- und Umformmechaniker im dritten Lehrjahr bei der Firma Hettich Scharniere. Im August 2021 will er dort fertig werden. Er ist in Ludwigsfelde aufgewachsen, hat die Gebrüder-Grimm-Grundschule und die Gottlieb-Daimler-Schule besucht. „Ich kann mir nicht vorstellen, aus der Stadt wegzuziehen. Meine Familie und Freunde sind hier.“ Doch in der Freizeit und vor allem in der Nacht ist er der „HausTEKKniker“. Wie wird man eigentlich DJ und Club-Act? „Als ich noch jünger war, vielleicht in der siebten Klasse, da hörte ich auf der Musikplattform Soundcloud einen Hardtekk-Track. Ich war sofort geflasht.“ Ein älterer Kumpel, der sich „Der ProTeKKTor“ nennt, zeigte ihm mehr. Vor zwei Jahren traf er dann im Skatepark einen Musiker, der sein Turntable verkaufen wollte. „Damit trat ich auf einem Geburtstag auf und es klappte.“ Flo, wie ihn seine Freunde nennen, kaufte sich Boxen, Nebelmaschine, Subwoofer und Lichttechnik. „Beim Schulfunk der Daimler-Schule fragten mich plötzlich FC Union-Fans, ob ich nicht auf ihrer Turnierparty spielen könnte.“ Inzwischen tritt Flo sowohl als DJ als auch als Hardtekk-Act in der Disko Kulti in Trebbin auf. Hardtekk oder auch FreeTekno genannt, ist eine Spielart des elektronischen Musikgenres Techno. In den 1990ern entwickelte sie sich als Abgrenzbewegung zum kommerziellen Rave-Techno, den auch Flo als zu lasch betrachtet. Auch interessant: Disco Kulti: Ein Antrag empört zwei Bürgermeister Hardtekk schneller mit härteren Beats: Hardtekk ist mit 150 bis 185 bpm schneller und setzt oft auch auf härtere Beats. Wichtige Festivals in Deutschland sind heutzutage das „Hell“ in Hohenmölsen, aber auch das „Helene Beach“ in Frankfurt (Oder). Als Zentren nennt der „HausTEKKniker“ den Club K7 in Stendal oder auch das M-bia in Berlin, das im Sommer gerade noch vor der Schließung bewahrt wurde. Das berüchtigte Clubsterben wird in Berlin nicht erst seit Corona heiß diskutiert, denn mussten in den 2000ern vorrangig Rockclubs schließen, sind es seit den 2010ern auch viele Elektrodiscos. Szene leidet unter Coronakrise: „Die Corona-Zeit ist schlimm für die Szene. Nicht nur, dass die Clubs viel weniger Leute reinlassen dürfen. Auch in der Gage macht sie sich bemerkbar. Aber man ist ja froh, dass der Veranstaltungsort noch da ist und man jetzt überhaupt spielen darf.“ Vor eineinhalb Jahren begann Flo an seinem Heim-Laptop selbst Musik zu produzieren. Ihm dient dabei das Programm FL Studio. „Ich musste mich reinfuchsen, aber es klappte recht schnell.“ Seine Eltern unterstützten ihn dabei, auch wenn sie sich teilweise über die Lautstärke aus seinem Zimmer ärgerten, meint er grinsend. Lesen Sie auch: Die größte Disco der Welt: Doku über die frühen Jahre der Loveparade Inzwischen hat er 20 Tracks zusammen: Inzwischen hat der Nachwuchs-Producer 20 Tracks zusammen, mit denen er zufrieden ist. „Aber manche kann ich kaum noch hören. Man sitzt ja an die sechs Stunden an einem Drei-Minuten-Ding.“ Besonders auf seinen Chart-Remix von Lana Del Reys „Summertime Sadness“ ist er stolz. Die fertigen Songs bietet er nun selbst auf Soundcloud an, wo ihm über 600 User folgen. Die Tracks waren für ihn auch Türöffner für zwei Hardtekk-Crews: Face to Face Records vor einem Jahr und 1312 Records vor zwei Wochen. Diese Zusammenschlüsse aus Producern helfen sich gegenseitig beim Support und Verkauf. Auch interessant: Film aus Ludwigsfelde beim Kinderfilmfest dabei Durch erste Auftritte und Merchandise-Verkäufe beginnt Flo darum bereits, Geld zu machen. So steht für ihn demnächst ein gemeinsamer Gig mit „Sick NoiZze“ und „MeZzy“ an, die er von Face to Face Records kennt. Eigene Musik zu machen und zu performen, macht dem Ludwigsfelder am Meisten Spaß. Und auch dem Hardtekk will er noch lange erhalten bleiben. „Eine Zeit lang hab ich gar nichts anderes gehört. Aber man muss im Gespräch bleiben. In Berlin orientieren sich jetzt gerade viele Acts um Richtung Goa oder normalen Techno.“ Von Conrad Wilitzki