Nabu verteilt Schwalbenplaketten in Niedergörsdorf und Nuthe-Urtsromtal

„Manchmal weiß man nicht, dass es etwas Besonderes ist – aber es ist etwas Besonderes“, sagt Antje Drangusch. Die Vogelexpertin spricht vom Schwalbenvorkommen in Teltow-Fläming. Die ersten Sommerboten sind schon aus ihrem Winterquartier zurückgekehrt. Damit die geschützte Vogelart der Region auch weiterhin erhalten bleibt, braucht es jedoch Menschen, bei denen die Schwalben über den Sommer unterkommen und ihren Nachwuchs in Ruhe großziehen können. Wie Antje Drangusch weiß, ist aber nicht jeder Hausbesitzer begeistert von den Gästen. Plaketten sollen auf Artenschutz hinweisen: Vier Einwohner aus den Gemeinden Niedergörsdorf und Nuthe-Urstromtal unterstützen die Arterhaltung und bieten den Schwalben einen geschützten Ort zum Brüten. Zum Dank überreichte Antje Drangusch ihnen in dieser Woche eine Schwalbenplakette des Naturschutzbundes (Nabu) Brandenburg. Die transparenten Schildchen mit Schwalbenmotiv werden sichtbar am Haus angebracht und sollen andere Menschen darauf aufmerksam machen, wie wichtig der Schutz dieser Vogelart ist. Felicitas Schulze aus Rohrbeck, Jennifer Kleindienst aus Bochow und Regina Herm aus Kemnitz gelten mit der Plakette nun offiziell als Schwalbenfreunde. Die drei Frauen haben bis zu acht Rauch- und Mehlschwalbennester auf ihrem Grundstück. Der Spitzenreiter unter den Ausgezeichneten ist jedoch Marcel Barz aus Oehna. Bei dem 45-Jährigen haben stolze 20 Rauchschwalbennester Platz. Im Atelier wurden ein paar von ihnen sogar mit Farbe kunstvoll in Szene gesetzt. Nicht nur bei Vögeln ein beliebtes Zuhause: „Wir freuen uns über jeden Vogel, der auf unserem Grundstück lebt“, sagt Marcel Barz. Dem 45-Jährigen, seiner Partnerin und den drei Söhnen ist der Artenschutz wichtig. Neben Schwalben bekommt die Familie auch regelmäßig Besuch von Staren oder Eichelhähern. Eidechsen, Igel und zahlreiche Insekten fühlen sich bei Marcel Barz ebenfalls wohl. Grund dafür sind die vielen Rückzugsmöglichkeiten sowie der Verzicht auf Chemikalien und zu häufiges Rasenmähen. Solche Idealbedingungen herrschen jedoch nicht überall. Besonders Schwalben finden immer weniger Nistmöglichkeiten. Viele der früheren Viehställe wurden für Wohnzwecke ausgebaut oder bleiben durch strengere Hygienevorschriften für Höfe und Betriebe oftmals verschlossen. Hinzu kommt, dass Nester auch immer wieder absichtlich entfernt werden. Verstoß gegen das Bundesnaturschutzgesetz: Viele Menschen wollen keinen Dreck an der Hauswand oder auf dem Grundstück. Wer die Schwalbennester einfach entfernt, muss laut Antje Drangusch aber mit Konsequenzen rechnen. Die Ornithologin erklärt: „Die Nester darf man weder in der Brutzeit noch danach abmachen. Das ist eine Straftat.“ Um Dreck zu vermeiden, rät Antje Drangusch lieber zu Hilfsmitteln, wie etwa kleinen Kotbrettchen. Laut Empfehlung des NABU sollten diese am besten 60 Zentimeter unter den Nestern angebracht werden und 20 Zentimeter tief sein. Für Gartenbesitzer lohnt sich das Auffangen des Kots sogar. Denn: „Das ist der beste Dünger überhaupt“, sagt Antje Drangusch. Nabu freut sich auf weitere Bewerbungen: Wer sich ebenfalls für den Artenschutz einsetzen und mit einer Schwalbenplakette ausgezeichnet werden möchte, kann sich unter www.nabu-brandenburg.de informieren und bewerben. Die Formulare gibt es zudem bei Antje Drangusch und Helmut Brücher in Rohrbeck. Neben den Bewerbungsunterlagen wird die Schwalbenfreundlichkeit eines Hauses durch einen persönlichen Besuch der ehrenamtlichen Nabu-Mitarbeiter geprüft. Um die Schwalben beim Nestbau zu unterstützen, können Vogelfreunde auf ihrem Grundstück eine Lehmpfütze anlegen. Blaumeisensterben wird weiter untersucht: Wie Antje Drangusch berichtet, ruft der Nabu außerdem deutschlandweit dazu auf, die Augen nach kranken und toten Blaumeisen offenzuhalten. Der Grund: Seit Ende März breitet sich eine Krankheit in der Vogelwelt aus, von der vor allem Blaumeisen betroffen sind. Der Erreger konnte unterdessen identifiziert werden. Laut Angaben des Nabu handelt sich um eine bakterielle Infektion, die bei Meisen eine Lungenentzündung hervorrufe. Für Menschen und Haustiere sei der Erreger ungefährlich. Für weitere Untersuchungen bittet der Nabu aber weiterhin darum, kranke oder tote Tiere zu melden und verstorbene Vögel einzusenden. Seit Beginn des Meldeaufrufs am 9. April sind beim Nabu bereits über 13.000 Fälle toter und kranker Vögel gemeldet worden. Ausführliche Infos zum Blaumeisensterben gibt es unter www.nabu.de Von Isabelle Richter

Oehna - Vier Häuser als schwalbenfreundlich ausgezeichnet