Niedergörsdorf: Künstler Conrad Panzner über Herausforderungen von Corona

In ganz Deutschland steht das Kunst- und Kulturleben seit Monaten still. Auch im Niedergörsdorfer Kulturzentrum „Das Haus“ ist es ruhig geworden. Aktuell gehören die Sitzungen der Gemeindevertretung und der Fachausschüsse zu den einzigen Veranstaltungen im ehemaligen Offizierskasino. Was Viele nicht wissen: Das Haus wird auch als Arbeitsstätte von Vereinen und Künstlern genutzt. So auch von Conrad Panzner, der dort seit 2018 sein Atelier hat. Seit vergangener Woche schmücken seine Arbeiten aus den letzten fünf Jahren die Wände des Kulturzentrums. Zu sehen bekamen die Ausstellung bisher aber nur die Niedergörsdorfer Gemeindevertreter. Und das aus einem bestimmten Grund. Haus-Chefin Andrea Schütze hatte sie vor der jüngsten Sitzung bewusst durch die Galerie und nicht wie immer durch das Foyer in den großen Saal geführt, um ein Statement zu setzen. Denn Kultur ist kein unnötiger Luxus, sondern ein wichtiger Bestandteil, den die Gesellschaft auch in der Gemeinde Niedergörsdorf zum Leben braucht. Einnahmen durch Arbeit an Kunstschule und Gymnasium: Hinter verschlossenen Türen wird in der Pandemie weiter gearbeitet. Conrad Panzner fährt mehrmals pro Woche in sein Atelier, um sich seiner Kunst zu widmen. Daneben ist der 42-Jährige aus Oehna seit 2011 Kursleiter an der Kunstschule Potsdam tätig. Er arbeitet dort mit Kindern zusammen. Das kunstpädagogische Angebot findet weiterhin vor Ort mit kleineren Gruppen statt. Am Jüterboger Gymnasium unterrichtet Panzner die Klassenstufe 7 seit Wochen aus der Distanz. Fehlende Einnahmen seien deshalb nicht sein Problem. In seinem Umfeld gibt es dagegen einige Beispiele für gescheiterte Existenzen durch die Pandemie. Die, die bisher von ihrer Kunst lebten, haben inzwischen fast aufgegeben, weiß Conrad Panzner. Er erzählt: „Ich kenne Leute aus der Filmbranche, die seit einem Jahr nicht arbeiten können und jetzt auf Hartz IV sind. Da überlegt man dann schon, noch mal etwas ganz anderes zu machen oder eine Ausbildung anzufangen, damit man überhaupt Arbeit hat.“ Lesen Sie auch Rückkehr der Fans Experten weisen Weg aus dem Kultur- und Sport-Lockdown Trotz Corona: Italiener eröffnet in Kloster Zinna Restaurant Schnelltests für Kitas in Niedergörsdorf, Niederer Fläming und Jüterbog Auch, wenn Conrad Panzner nicht nur von seiner Kunst lebt, ist das Arbeiten in Zeiten der Pandemie mühselig. Es fehlt die Interaktion und Inspiration. „Die Teilhabe ist ein stückweit außen vor“, so Conrad Panzner. „Man kann was für sich machen in seinem Atelier, ja, und viele Künstler sind es auch gewohnt, dass sie sich allein mit einer Sache auseinandersetzen aber natürlich braucht man auch Eindrücke. Und wenn das fehlt, hat man so seine Schwierigkeiten, voranzukommen. Deswegen ist es immer wieder so eine Lähmung, die beim Arbeiten dazukommt.“ Conrad Panzner fällt die Arbeit im Atelier zurzeit mal leichter, mal schwerer, sagt er. Im Rahmen von Mikro-Stipendien, mit denen das Land Brandenburg im vergangenen Jahr Künstler unterstützte, habe er das Thema Corona auf der anderen Seite genutzt und sich künstlerisch damit auseinandergesetzt. Zwei Ausstellungen hat Conrad Panzner in diesem Jahr geplant. „Eine Sache wird auch relativ groß sein – eigentlich so das Größte, was ich bisher gemacht habe“, erzählt er. Im Sommer soll sie stattfinden. Bis dahin hofft der 42-Jährige, dass die Lage weniger angespannt ist. Ausbruch aus Routine und Alltag fehlt: Neue Hoffnungen auf Lockerungen gibt es seit Montag. Dort wurde bekannt, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) über Öffnungsschritte nachdenkt. Neben Restaurants und Sportgruppen soll in einer Arbeitsgruppe auch über Lockerungen im Bereich Kultur gesprochen werden. Conrad Panzner würde das begrüßen. Denn er möchte nicht nur selbst gerne wieder Ausstellungen machen, sondern auch andere besuchen. Ihm fehlen vor allem neue Eindrücke, andere Perspektiven und persönliche Gespräche. „Wenn die Abstraktion und Verfremdung nicht da ist, über die man wieder auf etwas anderes kommt, dann ist es schwierig auf längere Sicht, weil Kunst ist auch immer Stückchen Hoffnung.“ Aktuell fühle er sich zum Teil gefangen in der Routine. „Es gibt wenig Möglichkeiten mal so ein bisschen auszubrechen“, sagt er. Das könnte auf Dauer zum gesellschaftlichen Problem werden. Aus seiner Sicht können sich die meisten Menschen jetzt noch von den Folgen der Pandemie erholen. Mit jeder Verlängerung des Lockdowns wird es dagegen gefährlicher für die psychische Gesundheit der Menschen. Einige setzen deshalb wenigstens auf den regelmäßigen virtuellen Kontakt. Für den Conrad Panzner ist der Austausch über Telefon oder Video dagegen keine echte Alternative. „Ich finde das nimmt auch ab. Man bleibt einfach nicht so dabei“, sagt er. Das Gefühl, dass Kunst und Kultur von der Gesellschaft zu wenig anerkannt werden, hat er nicht. Der Künstler aus Oehna glaubt, dass die Wertschätzung nach der langen Durststrecke eher größer ist. Zumindest anfangs. „Ich glaube die Sehnsucht danach, ist schon sehr stark“, sagt Conrad Panzner. „Vielleicht verstehen die Leute das mehr so als eine unterschwellige Sache. Es ist ja nicht lebensnotwendig. Ich meine, ein Bild kann man nicht essen, aber man braucht es für den Intellekt. Um den wieder ein bisschen frei zu machen. Danach haben glaube ich schon sehr viele Leute ein Bedürfnis“ Von Isabelle Richter