Kultur in Rangsdorf: Shakespeare im Dreikklang aus Malerei, Musik und Rezitation

Dass der Rangsdorfer Kulturverein wieder Veranstaltungen anbietet, muss sich wie ein Lauffeuer herumgesprochen haben: Zwei Wochen nach dem Einstiegs-Klavierkonzert war der „Shakespeare im Dreiklang“- Abend am Wochenende in Nullkommanix ausverkauft. Es standen noch Gäste vor dem Scheunentor am Dorfanger, die nicht telefonisch reserviert hatten und auf Einlass hofften. Diesmal konnten Wolfgang Buck und seine Vereinsmitstreiter sogar ein Dutzend mehr Zuschauer unterbringen, weil die Anordnung der Stühle – jetzt ohne Tische – der Größe der Besuchergruppen angepasst wurde. Not macht erfinderisch, Corona, sozusagen mit kultureller Not, auch. Dass es ein Angebot um Shakespeares Werke geben sollte, entsprang dem Ideenkasten des Programmverantwortlichen Eike Mewes. Schon lange trug er den Gedanken mit sich, ausgelöst durch Ausstellungen beispielsweise in Potsdam, seine genaue Kenntnis von Werk und Mythologie und durch die grandiosen Bilder, die der Rangsdorfer Maler Ronald Paris (86) in den letzten Jahrzehnten immer wieder zu dem Themenkreis geschaffen hat. Das Cembalo wurde extra mitgebracht: Ausgewählte Werke seiner Sammlung, die mit entsprechenden Sonetten und Versen des großen englischen Dramatikers und Lyrikers William Shakespeare (1564–1616) komplettiert wurden, bildeten den Grundstock des Programms. Siegfried Fiedler, Moderator und Schauspieler, ebenfalls Rangsdorfer, brachte die poetischen Texte trefflich zum Vortrag. Rund wurde das Programm durch Musik dieser Zeit, die unbedingt vom Cembalo kommen musste und die vom Rangsdorfer Musiker, Komponisten und Musikverleger Gerhard Weihe in die Kulturscheune gebracht wurde. Gute Tradition: Detlef Schlüpen freute sich, dass der Abend an die Tradition der ersten Kulturveranstaltungen an diesem Ort vor etwa zwölf Jahren anknüpfte: „Damals haben wir vornehmlich mit Akteuren aus Rangsdorf gearbeitet“. So lag es auch diesmal voll in den Händen ortsansässiger Kulturschaffender und Freunde, Shakespeares Leben und Geist für das Publikum zu erwecken. Das gelang so gut, dass auch Gerlinde Förster, Vorsitzende der Gedok, als Zuschauerin begeistert meinte: „Bilder, Verse und Musik passten hervorragend und es war eine sehr schöne Inszenierung!“ Amüsante Erklärungen: Für letztere war Regisseur Eike Mewes verantwortlich, der es in bewährter Weise verstand, die Programmteile durch interessante und vielfach amüsante Erklärungen des Shakespeare’schen Werkes und zur griechischen Mythologie zu verbinden. Thomas Witt sorgte dafür, dass den Zuschauern Ronald Paris’ großartige Aquarelle und Federzeichnungen von Narren, Damen, Dirnen und Dichtern, vom Hofleben in Elisabethanischer Zeit an die Wand gebracht und die Akteure gut beleuchtet und mit Ton versehen wurden. Siegfried Fiedler las von Leben und Tod, brachte wohlmoduliert philosophische Betrachtungen über Vergänglichkeit und Furchen, die der Alltag hinterlässt, wie Englands größter Dramatiker sie formulierte. Zur Hochform lief er auf, als er Verse über Liebe und Liebeskampf der schönen Venus mit Adonis vortrug. Gerhard Weihe hatte die Musik punktgenau ausgesucht und zauberte mit Professionalität den Cembalo-Wohlklang in den großen Raum, der sich temporär in einen gefühlten frühbarocken Ballsaal voll rauschender Kleider verwandelte. Werke von Monteverdi, das manchmal Heinrich VIII. zugeschriebene Liebeslied „Greensleeves“, kleine Lieder, aber auch eine eigens für diesen Abend geschriebene Komposition erfreuten die Zuhörer. Die Malerei von Ronald Paris hätte für weiter hinten Sitzende größer im Bild erscheinen können. Der anwesende Künstler musste sich damit trösten, dass seine bis 14. August im Schloss Biesdorf laufende umfängliche und gut besuchte Ausstellung eine seiner besten im 60-jährigen Schaffen ist. Von Andrea von Fournier