Rangsdorf: Manfred Maurenbrecher beim Kulturverein

Etwas Sorge um das Überleben des E-Pianos trieb den Vorsitzenden des Rangsdorfer Kulturvereins, Wolfgang Buck, schon um: Der Künstler, der sich in der Kulturscheune am Wochenende regelrecht austobte – das Alter spielt in der Musik spätestens seit den Rolling Stones bekanntlich keine Rolle mehr –, übertrug sein Innenleben und die Stimmung seiner Songs eins zu eins auf Mimik und Gestik, Stimme und Instrument. Maurenbrecher heimste schon viele Preise ein: Durchaus vorstellbar, dass auch die 30 ausgefallenen Promotion-Konzerte seiner neuen CD „Inneres Ausland“ seit März Anteil daran hatten. So erzitterten Piano und Bühne unter Manfred Maurenbrechers Energie, die das gänzlich ungekünstelte Urgestein der Singer-Songwriter-Bewegung, Mitstreiter der Lesebühnenszene in Berlin, ausstrahlt. Maurenbrecher ist promovierter Germanist, der sich sein Leben offensichtlich jenseits vom „Nine to Five“-Berufsalltag vorstellte. Er komponiert, schreibt Texte für Kabarett und Sänger wie Herman van Veen, Ulla Meinecke oder Katja Ebstein, musiziert mit Band oder solo, veröffentlichte unzählige Platten und CDs sowie Bücher und heimste regelmäßig Preise ein. „Wir sind hochgradig geehrt, dass Sie heute hier sind!“, begrüßte ihn Wolfgang Buck. Den Umtriebigen zu engagieren, war schwer. Kulturvereins-Programmleiter Eike Mewes konnte durch seine Kontakte nach Berlin einen Auftritt ermöglichen. Ganz Neues, aber auch Altes war von ihm zu hören: Der in Berlin-Wilmersdorf und seit 28 Jahren im uckermärkischen Lunow ansässige Manfred Maurenbrecher zählt 70 Lenze, die er im Mai mit seiner Frau Kristjane als „130. Doppelgeburtstag“ feiern wollte. Corona geschuldet fiel die Feier aus. Das retrospektiv-romantische Notenwerk, das der Sänger dazu geschrieben hatte, gefiel dem Rangsdorfer Publikum ausgenommen gut. „Im nächsten Jahr können wir hoffentlich den 132. feiern“, scherzte der Sänger anschließend. Dass er sich politisch engagiert, zeigte sich in fast all seinen Songs. Nicht das angekündigte Programm „Flüchtig“, sondern ein Mix von der 2020er CD – die gerade den „Best“-Preis der Schallplattenkritik bekam – und Altem brachte er zu Gehör. Dazwischen Erklärungen, wie es zu diesem oder jenem Song gekommen war. Als Corona losbrach, brauchte Maurenbrecher zwei, drei Wochen, um sich zu sortieren. Dann startete er mit technischer Hilfe seiner Frau sein neues, sein Online-Musikleben. Die jüngste CD kam live über das Netz, und weil die Reaktionen so gut waren, schickte der Künstler all seine alten Songs nach. „Bis Juli habe ich jeden Mittwoch ein bis zwei Stunden gespielt“, sagt der Neu-Netzaktivist. Und staunte selbst, welche Liedfülle sich bei ihm angesammelt hatte. Manches bekamen die Rangsdorfer auf die Ohren: „Stein im Schuh“, „Panik war gestern“, „Da muss ’ne Schuttmulde her“ begeisterten sie und mit großem Applaus kam der neueste Corona-Titel als Zugabe. Von Andrea von Fournier