Schülerpraktikum bei der Luckenwalder Polizei

„Ferienpraktikanten sind mir am liebsten“ gesteht Enrico Raue. Der Oberkommissar ist selbst seit 34 Jahren bei der Polizei und als Einstellungsberater der Polizeiinspektion Teltow-Fläming zuständig für die Nachwuchsgewinnung. Einer der Wege, motivierte und umsichtige junge Leute für die Polizeiarbeit zu gewinnen, sind Praktika. Die können entweder während der Schulzeit im Rahmen der obligatorischen Berufsfindungspraktika stattfinden – oder während der Ferien. Während Raue mit „Pflichtpraktikanten“ auch schon schlechte Erfahrungen gemacht hat und die Kandidaten mitunter mangels Interesse schon mal wieder zurück in die Schule schicken muss, kommen nach seiner Erfahrung in den Ferien nur wirklich motivierte Jugendliche zu ihm. Sie verzichten nicht nur darauf, wie ihre Mitschüler mit einem Ferienjob Geld zu verdienen, sondern opfern auch ihre Freizeit, um der Polizeiaufarbeit auf den Zahn zu fühlen. Der jüngere Bruder hat geschwärmt: Die 19-jährige Luckenwalderin Amaly Abualjubain, die derzeit in ihrer Heimatstadt aufs Oberstufenzentrum geht, und der drei Jahre jüngere Benedikt Schöberle aus Baruth, der am Luckenwalder Gymnasium gerade das Abi ansteuert, konnten direkte Einblicke in die Polizeiarbeit bekommen: Sie bildeten in der vergangenen Woche den letzten, von Raue in diesen Sommerferien betreuten Durchgang. „Die Idee kam, weil mein jüngerer Bruder dasselbe Praktikum gemacht hat und so begeistert davon geschwärmt hat, dass ich fand, dass das für mich was Passendes sein könnte“, sagt Abualjubain. „ich habe einfach Herrn Raue angeschrieben, ob ich das auch machen kann.“, Bislang hatte sie einen Beruf als Hotelfachfrau im Blick. Von einem Dasein als Polizist schon deutlich länger träumt Benedikt. „Nicht nur durch Krimis, sondern auch aus Dokus und aus Nachrichtensendungen weiß ich, dass Polizeiarbeit spannend ist und manchmal auch gefährlich, aber dass es ein schönes Gefühl sein kann, für die Sicherheit anderer Menschen zu sorgen“, so der Teenager. Polizist ist nicht gleich Polizist: Dass Polizist nicht gleich Polizist ist, wissen die beiden spätestens jetzt. „Innerhalb der Polizei gibt es 90 Berufe, die man in ein paar Tagen Praktikum natürlich nicht alle zeigen kann, aber man kann vieles anreißen und hoffen, dass die Praktikanten neugierig genug bleiben“, sagt Raue. Die von jungen Leuten ausgehende Neugier zieht sich für ihn wie ein roter Faden durch die Nachwuchsarbeit. „Das ganze Praktikum baut darauf auf, dass die Jugendlichen ihre Fragen stellen und immer und überall wissbegierig sind, auch wenn es uns viel Zeit kostet, ihnen möglichst viel zu zeigen und alles zu erklären“, so der Einstellungsberater. Nicht nur auf der Wache in Jüterbog haben sich seine Schützlinge während ihres Praktikums ausgiebig umgeschaut: Sie schauten auch bei Raues Kollegen der Königs Wusterhausener Wasserschutzpolizei und im Potsdamer Polizeipräsidium vorbei, wo sie spannende Geschichten aus dem Alltag der Beamten erfuhren, den zwischen Routine und Aufregung pendelnden Dienstalltag kennen lernten und die Ausrüstung bis hin zur Bewaffnung und bis zum Wasserwerfer aus nächster Nähe inspizieren durften. Respekt ist deutlich gewachsen: „Ich hatte vorher nicht viel Ahnung von der Polizei, aber schon immer großen Respekt vor dieser Arbeit – und der ist jetzt noch größer geworden, vor allem durch die vielen Geschichten, die uns die Polizisten erzählt haben“, gesteht Amaly Abualjubain. Der Wunsch, selbst eines Tages bei der Polizei zu arbeiten, ist bei beiden Jugendlichen durchs Praktikum noch größer geworden. Ratschläge, wie der Weg dorthin führt, gab ihnen ihr Betreuer gerne mit auf den Heimweg. Lesen Sie auch Luckenwalde: Ausbildungsmesse für Neuntklässler an der Jahn-Oberschule Jüterbog und Luckenwalde:ADAC macht Mobilitäts-Check für Senioren und Fahrzeuge Von Uwe Klemens