„Das Krankenhaus hat die Stelle allein finanziert. Leider konnte es die weitere Finanzierung nicht mehr absichern“, sagt der 53-Jährige, der am vergangenen Sonntag in der Luckenwalder Johanniskirche feierlich verabschiedet wurde. Dort wurde er einst auch mit einem Einsegnungsgottesdienst in sein Amt im Krankenhaus eingeführt.
Da wusste er längst, wie wichtig es ist, zuzuhören, Mut zuzusprechen und vorurteilslos auf Menschen zuzugehen. Schließlich hat der dreifache Familienvater Krankenpfleger gelernt. „In dem Beruf habe ich viele Jahre gearbeitet und aus den Erfahrungen heraus meinen Horizont erweitert“, sagt er über sein Motiv, sich auf Notfallseelsorge zu spezialisieren. Das Ehrenamt übt er weiterhin aus, auch wenn seine neue Arbeitsstelle in Luckau ist.
Notfallseelsorger
Angefordert werden kann die Notfallseelsorge immer dann, wenn qualifizierte seelsorgerische Betreuung gewünscht wird.
Dazu zählen schwere Verkehrsunfälle, Wohnungsbrände, die Betreuung von Unfallverursachern zur Schuldproblematik, das Überbringen von Todesnachrichten, die Hilfe nach erfolglos versuchter Wiederbelebung besonders bei Kindern und Jugendlichen, Suizid androhungen, Katastrophenfälle sowie Einsätze, bei denen Helfer verletzt oder getötet wurden.
12 Notfallseelsorger sind im Landkreis Teltow-Fläming tätig. Sie sind Pfarrer, Psychologen, Rettungsdienstleistende und Sozialarbeiter. Sie sind rund um die Uhr erreichbar. Polizei, Technisches Hilfswerk, Leitstellen und andere Behörden lösen den Einsatz der Seelsorger je nach Einsatzgrund und -ort aus.
Glaube hat dem Seelsorger geholfen
Ebenso bleibt er in seinem Heimatdorf Rohrbeck als Kirchenältester aktiv. Gefragt, wie lange er dies mache, stutzt er und überlegt: Schon seit 20 Jahren sei er Kirchenältester. „Ja, 1994 bin ich es geworden“, rechnet er nach.
Der christliche Glauben hilft ihm sehr, schlimme Erlebnisse besser zu verarbeiten. Davon gibt es viele: Besonders schlimm ist der Verlust eines Kindes. Plötzliche Notfälle, unheilbare Krankheiten, Krebsbehandlungen – all diese Ereignisse, die dem Leben eine jähe Wendung geben, stehen auf der Tagesordnung. Wie verkraften Seelsorger dies? „Man muss lernen, seine eigene Grenze einzuhalten. Ich bin nicht direkt betroffen.“ Fachkollegen und Supervisionen helfen, wenn ein Fall besonders an die Nieren geht. „Ich habe mir vier Jahre Zeit genommen für die Kurse zur Ausbildung ,Klinische Seelsorge’. Die Zeit war für meinen eigenen Reifeprozess wichtig“, sagt Lorenz.
Nie will er missionieren. Nicht jeder ist für den christlichen Glauben offen. Lorenz ist dankbar, dass er viel zurückbekommt. Es sei ein gutes Gefühl, „für Menschen eine Stütze sein und ihnen helfen zu können“, sagt er. Dieses Gefühl hat er erfolgreich weitergegeben und den Besuchsdienst im Krankenhaus aufbauen können. „Ich hoffe, dass die vier Damen aktiv bleiben. Drei von ihnen waren selbst Patientinnen und kümmern sich jetzt um andere, die kaum Besuch bekommen.“
Kirche und DRK verhandeln über die Finanzierung für neue Stelle
Auch sie haben sicher schon die Erfahrung gemacht, wie wichtig Humor und Lachen sind. Beide Gaben helfen in vielen Lebenslagen. Nicht nur den Patienten. Auch die Mitarbeiter des Krankenhauses gaben Johannes Lorenz das Gefühl, wahr- und angenommen zu sein. Sie hätten Signale gegeben, „dass ich für ihre eigene Seelenhygiene wichtig sein kann“, freut sich Lorenz. Er hofft, dass sie bald wieder einen neuen Krankenhausseelsorger bekommen. Kirche und DRK verhandeln über die Finanzierung. Für ihn selbst war der Übergang nahtlos. Bedarf an seiner Arbeit bestand in mehreren Häusern. Am 14. Oktober endete seine Arbeit in Luckenwalde. Einen Tag später trat er seine Seelsorgerstelle im Krankenhaus Luckau an. „Das Schöne daran ist, dass es in Luckau ein kirchliches Haus ist. All die religiösen Dinge wie Krankensalbung, Andachten, Aussegnung sind dort möglich. In Luckenwalde war kein Raum dafür da.“
Seelsorger ist eine Art Anwalt der Patienten
Der Kontakt zum Seelsorger ist vielfältig. Mal beklagt sich ein Ehepartner, dass ihm der Arzt keine Auskunft gibt. Mal bittet ihn das Personal, sich um jemanden zu kümmern. Mal kommen Betroffene auf ihn zu. Oft merkt Johannes Lorenz, ob da jemand Interesse, aber keinen Mut hat, ihn anzusprechen. Auch ein Pfarrer ruft an, wenn ein Gemeindemitglied im Krankenhaus landet.
Das wird in Luckau sicher wieder so sein. In einem kirchlichen Krankenhaus ist die Hürde ein wenig niedriger, sich seelsorgerischen Beistand zu erbeten. Nur eins soll auch dort nicht im Vordergrund stehen: ein Auftrag, über welches Thema zu reden ist. Wenn Johannes Lorenz einen Patienten besucht, „dann bin ich sein Anwalt. Wir reden über das, was ihm wichtig ist. Das kann man nicht vorher planen“, sagt er.
Von Gertraud Behrendt
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