Sik-Holz-Chef Klaus Gust pflanzt deutschlandweit 30 Einheits-Bäume.

Der 30. Jahrestag der Deutschen Wiedervereinigung ist für den Langenlipsdorfer Bildhauer und Sik-Holz-Chef Klaus Gust ein denkwürdiges Datum. „Mit dem Fall der Mauer öffnete sich auch für mich und unsere kleine Holzbildhauerei das Tor zur Freiheit und damit zu einem gemeinsamen deutschen Markt“, sagt Gust, dessen aus Robinien-Holz gefertigten Spiel-Welten längst weltweit guten Ruf genießen. Dass ausgerechnet die Robinie 2020 zum „Baum des Jahres“ gekürt wurde, brachte Gust auf die Idee, symbolisch und als Ausdruck von Freude und Dankbarkeit deutschlandweit 30 Robinien zu pflanzen. „Gut die Hälfte der Bäume sind inzwischen gesetzt“, sagt Gust, der seit Wochen zwischen Brandenburgischen Baumschulen und den ausgewählten Orten unterwegs ist, um die teils rot-, teils weißblühenden Kugelkopf-Robinien in den Boden zu bringen. Die Insel Fehmarn ist dabei der nördlichste, das Baden-Württembergische Aalen der südlichste Standort. Auch in der Robinien-Allee in Bremerhafen, in Neuruppin, Dresden und Kemnitz hat Gust bereits einen Einheitsbaum gepflanzt. Bis zum Ende der Pflanzzeit sollen die restlichen Bäume folgen. Schön, aber anstrengender als gedacht: „Überall wo wir bereits gepflanzt haben, gab es unglaublich schöne Reaktionen, aber die Aktion durchzuziehen ist weitaus anstrengender und erfordert mehr Aufwand, als ich anfangs gedacht habe “, blickt Gust auf die erste Halbzeit zurück. Das größte Problem ist, dass sich die in den Orten angeschriebenen Partner für unterschiedliche Robinien entschieden haben, die in den jeweiligen Baumschulen nur zu unterschiedlichen abgeholt werden können. „So fahre ich manche Strecken, die ich eigentlich in einer Tour erledigen wollte, nun zwei Mal an“, erzählt Gust. Doch die Begeisterung, mit der die Aktion aufgenommen wurden und die Bereitschaft vor Ort, sich in den ersten Jahren um den Baum zu kümmern, sind der Lohn für seine Mühe. Zum Pflanzen des jüngsten Baumes musste der Bildhauer nur bis ins Nachbardorf, wo sich Klassenlehrerin Jennifer Hasse und ihre 4a bereits seit Wochen auf die Pflanzaktion gefreut haben. Gust’s Unternehmen ist seit vielen Jahren Patenbetrieb der Thomas-Müntzer-Grundschule und die Kontakte eng. „Nun sind wir die einzige Klasse an der Schule, die einen eigenen Baum auf dem Schulhof hat“ freute sich Haase. Im Unterricht hatte sie mit ihren Schülern Arbeitsblätter darüber erstellt, wie man einen jungen Baum pflegt, und Bilder gemalt, die die Schüler als Dankeschön stolz dem Baumspender überreichten. „Dass ausgerechnet wir einen der 30 Bäume abbekommen, ist für uns etwas sehr Besonderes“, zeigt sich Schülerin Leni stolz. Emely durfte als erste gießen: Dann endlich war es soweit und Gust hob das etwa drei Jahre alte und gute zwei Meter große Bäumchen am Rande des Schulhofs in die Pflanzgrube. Beim Angießen mit der Kanne durfte Schülerin Emely helfen und war darauf sichtlich stolz. Nach dem Willen der Schüler hat der im Frühjahr pinke Blüten treibenden Baum sogar einen Namen. „Alle Schüler haben Vorschläge gemacht, über die wir dann am Ende ganz demokratisch abgestimmt haben“, erläutert die Klassenlehrerin. Der Name „Groot“ machte dabei knapp vor „Roobi“ das Rennen. Pate für den Gewinner-Namen ist dabei ein sprechender und beweglicher Baum aus einer bei Kindern beliebten Trickfilm-Serie. Auch die Schüler sind nun selber Paten und gelobten feierlich, sich bis zum späteren Wechsel in eine andere Schule um „Groot“ zu kümmern und ihn im Sommer mit Wasser zu versorgen. Tolle Aktion und tolle Symbolik: „Ich finde es sehr schön, dass es zwischen Schule und Sik-Holz diese Patenschaft gibt und auch die Symbolik der Baumpflanz-Aktion ist toll“, schwärmte Bürgermeisterin Doreen Boßdorf, die die halbstündige Zeremonie vom Rande des Schulhofs aus mitverfolgt hatte. Lesen Sie auch: Langenlipsdorf: SIK-Holz bildet seit 25 Jahren aus Ob Groot tatsächlich einmal so groß und alt werden wird, wie die ältesten, bekannten Robinien-Bäume, bliebt abzuwarten. „Die stehen im Schloßpark von Versailles und an der Notre-Dame-Kirche in Paris und sind fast 400 Jahre alt und mehr als 20 Meter hoch“, schwärmte Gust. Dass womöglich einst die Kinder der jetzigen Baumpaten in Groots Schatten spielen werden, ist eine schöne Vorstellung. Von Uwe Klemens