Der mittelalterliche Rummel in Jüterbogs Altstadt hat begonnen. Bereits auf dem Weg zu „Tetzel kommt“ locken am Freitagnachmittag Stadtwachen im altertümlichen Gewand oder die Trink- und Heldenlieder der „Rabenbrüder“ neugierige Besucher auf den Markt. Kurz nach der Eröffnung sind viele Biergarnituren schon besetzt.
Händler bieten eine bunte Mischung aus allem
Beim mittelalterlichen Markttreiben bieten verschiedenste Händler neben dem Programm ihre interessanten Waren an. Bei Heidrun Bluschke etwa heißt das Motto „Bauchtanz trifft Mittelalter“, wie sie selbst sagt.
Ihr orientalischer Basar „Heidi’ s Oase“ ist eine bunte Mischung aus allem mit Schmuck, Gewänder und Kinderspielzeug in allen Farben. „Die meisten glauben, im Mittelalter war nichts bunt, doch das stimmt nicht“, sagt Bluschke.
Die Zipfelkapuze diente früher als Schutz vor Kälte und Nässe
Die Oranienburgerin ist inzwischen seit 16 Jahren in ganz Deutschland unterwegs. Angefangen hatte das Ganze jedoch nur als Hobby. „Ich habe damals in meiner Freizeit Bauchtanz gemacht, darüber auf einem Stadtfest einen Araber kennengelernt und dessen Sachen verkauft“, berichtet die 56-jährige.
Heute berät sie ihre Kunden gern bei der Garderobe und zeigt, wie pfiffig die Gewänder im Mittelalter waren. Die berühmte Zipfelkapuze, die inzwischen bereits an vielen Stücken zu finden ist, gab es ursprünglich nur an Mänteln.
Mit ihr schützte man nicht nur den Kopf vor Nässe, wie die Händlerin erklärt: „Den langen Zipfel band man sich früher bei Kälte als Schal um.“
Zu Fuß unterwegs von Luckenwalde nach Jüterbog
Auch Ferdinand Freudensprung trägt bei seinem akrobatischen Auftritt ein auffälliges Gewand. Der Gaukler hat immer lockere Sprüche auf den Lippen und jongliert beispielsweise vor seinen Zuschauern mit sechs Bällen gleichzeitig.
Unterdessen haben sich sieben Männer, eine Frau und drei Pferde vom Verein Zollwache Trebbin auf den Weg nach Jüterbog gemacht. Sie starten in Luckenwalde und verbringen die Nacht auf Strohsäcken im Konversenhaus in Kloster Zinna, um heute Früh in Jüterbog einzuziehen.
Verabschiedet hat sie Matthias Fröhlich vom Schul- und Kulturamt des Kreises. Er hatte schnell eine Art Standarte mit Teltow-Fläming-Emblem gebastelt und legte noch ein Weg- und Zehrgeld obendrauf.
Jüterboger Leichtathleten umlaufen die Altstadt
Klingende Münze in Form von Medaillen gab es auch für die Teilnehmer des Altstadtlaufes, zu dem der Jüterboger Leichtathletik-Club aufgerufen hatte.
Dass Tetzels Startpistole klemmte und die etwa 60 Starter ein paar Sekunden später auf die Piste gingen, ist ein gutes Omen, dass heute alles umso besser klappt.
Von Isabelle Richter, Hartmut F. Reck und Uwe Klemens