Aktionswoche: Schüler lernen Berufe in ihrer Heimatstadt kennen

Fragt man die Neuntklässler aus Trebbin nach ihrem Berufswunsch, erhält man eine breit gefächerte Palette an Antworten. Tischler sagt der eine Schüler, Soldat der nächste, ein anderer will doch noch das Abi machen und studieren. Hotelfachfrau oder Kellner sagt niemand. Dabei würde sich Beate Keck über Verstärkung in ihrem Team freuen. „Seit zwei Jahren haben wir keine neuen Azubis mehr“, sagt die Chefin vom Parkhotel in Trebbin. Früher gab es nur wenige Bewerber aus Trebbin: Gerade erst wurde Beate Keck für ihr Engagement in der Berufs- und Studienorientierung in ihrer Heimatstadt ausgezeichnet. Als Mitglied im Gewerbeverein von Trebbin hatte sie vor mehr als acht Jahren die Idee zur Berufsorientierungswoche. „Damals hatten die Betriebe zwar immer wieder Bewerbungen, aber die kamen oft von sonstwo her“, erinnert sich Keck. „Bewerbungen aus Trebbin gab es kaum.“ Keck glaubt nicht, dass den Jugendlichen die Betriebe in der Heimat nicht gefallen. „Viele wissen gar nicht, was man hier alles lernen kann“, sagt sie und meint nicht nur die Schüler. „Auch viele Eltern wissen das nicht.“ Ein Dutzend Betriebe aus Trebbin und Umgebung machen mit bei der Aktion. Je nach Interesse dürfen sich die Schüler selbst aussuchen, welche Firmen sie sich je einen halben Tag lang ansehen. Die Auswahl reicht von der Kita über Metallbauer bis zu Dachdeckern, Großhändlern und Verpackungsproduzenten. Ein Betrieb, viele Ausbildungen: „Begeistert sind die Schüler immer vom Flugplatz Schönhagen“, erzählt Organisatorin Keck. Eine Ausbildungen in der Luftfahrtbranche ist für viele Jugendliche beeindruckend. Beate Keck ist aber auch glücklich über das Engagement der vermeintlich weniger aufregenden Betriebe. „Bei der AGT werden die Schüler mit in den Kuhstall zu den Kälbern genommen“, berichtet sie. Dass man bei dem Agrarbetrieb nicht nur Landwirt werden kann, wissen noch lange nicht alle. Auch zum Lackierer, Koch, Schlosser oder Bürokauffrau kann man sich dort ausbilden lassen. „Dass viele Betriebe die Schüler in die Praxis einbeziehen, kommt gut an“, erzählt die Hotelchefin. Sie hat sich deshalb selbst eine praktische Übung überlegt. Nach der Führung durch Hotel, Restaurant, Küche und Lagerräume gibt es eine Schnupperstunde in die Lehre. „In der Ausbildung im Hotel- und Gaststättenbereich lernen die Azubis, wie man einen Tisch richtig für ein schönes Drei-Gang-Menü eindeckt“, sagt Keck. Schnupperkurs im Tisch eindecken: Sie selbst macht es vor: Tischdecke faltenfrei ausbreiten, Servietten falten, Gabel und Messer in der richtigen Reihenfolge an die richtige Stelle legen, die unterschiedlichen Weingläser im richtigen Abstand aufstellen, Dekoration dazu, fertig. „Man braucht nicht unbedingt einen tollen Abschluss nur mit Einsen und Zweien auf dem Zeugnis“, erklärt die Chefin vom Parkhotel. Sie selbst hat besonders gute Erfahrungen mit einer ehemaligen Förderschülerin gemacht. „Ihr Praktikumsbetrieb hatte mir geschworen, dass sie wegen einer Lese-Rechtschreib-Schwäche niemals eine Ausbildung schaffen würde“, erinnert sich Beate Keck. Inzwischen arbeitet die junge Frau seit fünf Jahren im Parkhotel. „Ihre Ausbildung hat sie dank Nachhilfe auf Anhieb geschafft“, erzählt sie, „sie ist eine tolle Mitarbeiterin, die sehr gut mit Gästen umgehen kann.“ Fazit: Mehr Praktikanten nach Aktionswoche: Zum neunten Mal gibt es die Woche der Berufsorientierung in Trebbin in diesem Jahr. „Wir wollen damit, die Jugendlichen in der Region halten“, sagt Beate Keck. Obwohl es ihr selbst an Azubis mangelt, lohnt sich die Aktionswoche für sie. „Fast immer bekomme ich im Anschluss Praktikumsanfragen“, sagt sie, „so können die Schüler zumindest reinschnuppern und erfahren der Job etwas für sie ist.“ Von Victoria Barnack

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