Radioausstellung im Heimatmuseum Sperenberg: Vom ersten Volksempfänger zur Hifi-Technik

Mit „Radios der DDR“ ist seit dieser Woche im Heimatmuseum Sperenberg eine Ausstellung für Radioliebhaber und Technikfans zu sehen. Das erste gemeinsame Projekt der beiden Heimatstuben in Sperenberg und dem Trebbiner Ortsteil Lüdersdorf zeigt mehr als sechzig Rundfunkgeräte, angefangen beim Volksempfänger 301. Geschichten über Radiogeschichte: Natürlich ist der erste in Massenproduktion hergestellte Volksempfänger kein Gerät aus DDR-Produktion. „Doch für die Radiogeschichte ist es von so großer Bedeutung, dass auch dieses Gerät in die Ausstellung musste“, findet Klaus Wendt, der seinen Anteil an der Ausstellung nicht allein in der Bereitstellung der Räumlichkeiten im Sperenberger Heimatmuseum trägt. Er weiß wie Uwe Roschlau aus dem wenige Kilometer entfernten Lüdersdorf auch jede Menge zu erzählen, wenn es um den Bau eigener Radioempfänger oder um die Geschichte des Radios in der ehemaligen DDR geht. Aus dem Innenleben: Schon beim Betreten des Museums fällt man beinahe über zwei riesige Truhen, in einer links der alte Schwarz-Weiß-Fernseher mit klassischer Bildröhre, rechts der Radioempfänger. Für die beiden Geräte reicht leider der Platz im Ausstellungsraum nicht, sonst hätte man auf einige Vitrinen verzichten müssen. In denen finden sich jetzt beispielsweise elektronische Bauteile. Vom Selengleichrichter über Potenziometer und Kondensatoren oder Röhren aus dem Innenleben der frühen Radiogenerationen. Erste Transistoren und integrierte Schaltungen sind ebenso vorhanden. „Die wollte ich den Menschen mal zeigen“, sagt Klaus Wendt, „so etwas kennt man ja heute nicht mehr.“ Taschenradio mit Kopfhörerausgang: Genau wie die Höhepunkte fürs Radiohören unterwegs aus der ehemaligen Produktion des Kombinats VEB Stern-Radio Berlin, das „Sternchen“ und „Micki II“. Letzteres ein Gerät, das in jede Hosentasche passte. Es wurde von 1965 bis 1972 produziert und kostete stolze 155 Mark. Dafür gab es Mittelwellengenuss mit reichlich Rauschen und Nebengeräuschen. Trotzdem: Das Micki II in der Tasche zu haben, war Kult. Der absolute Wahnsinn: Das Gerät war sogar mit einem Kopfhörerausgang ausgestattet. Nach dem Krieg enteignet: Gut und mehrfach vertreten in der Ausstellung ist auch das ehemals in Berlin ansässige Unternehmen Graetz – ursprünglich ein Handwerkermeister, der ursprünglich seinen Lebensunterhalt als Klempner verdiente. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann er mit Lampenbau, ab 1925 stellte er Rundfunkgeräte her. Die Graetzschen Betriebsteile in der Osthälfte Berlins wurden nach dem Zweiten Weltkrieg wegen seiner Verstrickungen mit den Nationalsozialisten von den Sowjets enteignet. Ab 1948 hieß das VEB Graetz. Ab 1950 wurden die Geräte im VEB Fernmeldewerk Treptow hergestellt. Ein Jahr Vorbereitung: Knapp ein Jahr lang haben Wendt und Roschlau ihre freie Zeit in Konzeption und Umsetzung der Ausstellung investiert. Kaum 30 Kilometer von der Wiege des deutschen Rundfunks in Königs Wusterhausen entfernt, präsentieren sie Geräte von der ersten Generation bis hin zur Technik der achtziger Jahre. Stereo- und Quadrophonie-Geräte markieren das Ende der DDR-Radioproduktion. Und doch ist – versteckt – auch Computertechnik vertreten. Weil das Zentralkomitee der Partei die Devise ausgab, dass alle VEB fünf Prozent für die Konsumgüterproduktion produzieren mussten, fertigte auch Robotron entsprechende Geräte. Oder besser: Bestellte sie und klebte einfach den Firmennamen auf. So erfüllte Robotron den Plan. Kleiner Gewinn: Viel Aufwand hat Klaus Wendt in die Dokumentation der Ausstellung investiert. Auf den ersten Blick sehen die Beschreibungen aus wie elektronische Datenblätter. Erst bei genauerem Hinsehen fällt auf: Sie befassen sich mal mit der Technik, mal auch mit der Geschichte. Technische Spezifikationen sind es eher nicht. Ursprünglich sollte die Ausstellung bereits im April eröffnet werden, dann kam Corona. Jetzt, wo nach und nach die Lockerungen kommen, ist die Radioausstellung bereit für Wochenendgäste. „Wir lassen maximal fünf Personen gleichzeitig in die Ausstellung“, sagt Wendt. Und natürlich besteht Maskenpflicht. Einen Vorrat an Masken haben die zwei auch angelegt. Wer keine dabei hat, kann zum Preis von 3 Euro eine erwerben, dabei fällt ein kleiner Gewinn für die Heimatstube ab, damit auch die nächste gemeinsame Ausstellung finanziert werden kann. Da soll es dann um Fotoapparate aus DDR-Produktion gehen. Info: Das Heimatmuseum Sperenberg ist an den Wochenenden und an Feiertagen von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei, es wird aber um Spenden gebeten. Lesen Sie auch: Königs Wusterhausen: Geschäfte zeigen alte Radios zum Rundfunk-Jubiläum Königs Wusterhausen: 700-Jahr-Feier wegen Corona abgesagt Königs Wusterhausen: Neues Buch zur Rundfunkgeschichte vorgestellt Von Udo Böhlefeld

Radios aus DDR-Produktion - Vom Volksempfänger zur Hifi-Technik