Trebbin: Insolvenz für den Kleinen Glaspalast

Wer sich derzeit für Veranstaltungen im Kleinen Glaspalast in Trebbin (Teltow-Fläming) interessiert, hat Pech. „Aus betrieblichen Gründen bleibt der Glaspalast vorübergehend geschlossen“, heißt es auf der Homepage der noch jungen Kulturstätte. Erst vor gut einem Jahr war der Kleine Glaspalast im ehemaligen Ausstellungsgebäude der einstigen Büromöbelwerke eröffnet worden. Die Eheleute und Musiker Marion Pagels und Frank Hollmann, bekannt aus ihren erfolgreichen „Pop meets Classic“-Shows, hatten ihren Traum von einer kleinen, niveauvollen Kulturstätte verwirklicht. Noch im Dezember waren eine Weihnachts-Revue und eine Silvesterfeier über die Bühne gegangen. Doch am 20. Januar wurde vom Investor und kaufmännischen Geschäftsführer Jörgen Pohl für die Pagels-Hollmann Veranstaltungs GmbH ein Insolvenzantrag gestellt. Das bestätigt Heiko Pagels – einer der bisherigen Geschäftsführer und Bruder von Marion Pagels. Für ihn kam die Nachricht völlig überraschend. „Ich wurde in Kopie per Mail von Herrn Pohl darüber informiert“, sagte Heiko Pagels gegenüber der MAZ. Der 59-jährige studierte Musiker arbeitet unter anderem als Projektleiter, Komponist und Arrangeur, schrieb Filmmusiken für verschiedene TV-Sender und wurde im Sommer 2019 als operativer Geschäftsführer in die Gesellschaft geholt. Frank Hollmann und Mario Pagels sind Gesellschafter. Pagels legte ein neues Konzept vor. „Zum einen wollte ich die Gastronomie im großen Saal abschaffen, denn wenn man keine absoluten Profis hat, läuft das nicht“, sagte er. Stattdessen schlug er eine Konzertbestuhlung für etwa 440 Plätze vor. Zum anderen wandte er sich an Vereine, Kulturschaffende, Parteien und Verwaltungen in der Region, um sie mit ins Boot zu holen. Insolvenzverfahren noch nicht eröffnet: „Aus meiner Sicht ist das ein tragfähiges Konzept, mit dem wir ab 2021 finanziell unabhängig gewesen wären“, ist Pagels überzeugt. Doch dann kam die Ankündigung des Insolvenzverfahrens, das aber laut Pagels wegen unvollständiger Unterlagen noch nicht eröffnet ist. Über die Beweggründe des Investors kann Pagels nur mutmaßen: „Vielleicht war es ein Befreiungsschlag. Denn die Pagels-Hollmann Veranstaltungsgesellschaft war heillos zerstritten.“ Die Beziehung der beiden Eheleute und Gesellschafter Frank Hollmann und Marion Pagels ging im vergangenen Jahr auseinander, was laut Heiko Pagels „der Öffentlichkeit nicht verborgen blieb“. Geplante Termine abgesagt: Heiko Pagels, der inzwischen als Geschäftsführer freigestellt ist, ist sauer über den „Alleingang“ Pohls. Er musste geplante Termine für das Frühjahr, zum Beispiel mit Markus Maria Profitlich oder Ingolf Lück, absagen. Auch Löhne wurden nicht gezahlt. „Mental habe ich mit dem Glaspalast noch nicht abgeschlossen“, sagt er und ist auf der Suche nach neuen Investoren. Jörgen Pohl war am Mittwoch für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Bürgermeister hofft auf Weiterbetrieb: Trebbins Bürgermeister Thomas Berger (CDU) bedauert die Insolvenz-Ankündigung. Noch im Dezember hatte die Stadt dort ihre Senioren-Weihnachtsfeier veranstaltet. „Wir hatten große Hoffnungen in den Kleinen Glaspalast gesetzt und er brachte eine echte Bereicherung für die Stadt“, sagte er der MAZ, „aber das Glück war leider nur von kurzer Dauer.“ Berger hofft, dass es dennoch eine Lösung gibt und im Glaspalast weitergeht. „Denn Insolvenz bedeutet ja nicht automatisch Stillstand oder Schließung“, so Berger. Von Elinor Wenke

Trebbin - Insolvenz-Antrag: Der Kleine Glaspalast ist dicht