Wildpark Johannismühle durch Corona-Lockdown in Schwierigkeiten

Im Sonnenschein wirkt der Wildpark Johannismühle während der 13. Schließungswoche sehr friedlich. Zu friedlich, wie Jan Tayeb, Geschäftsführer seit April 2019, betont. „Unsere Tiere sind an Besucher gewöhnt und langweilen sich jetzt. Wir müssen sie mit Enrichment beschäftigen.“ Doch das sind kleine Sorgen, denn die finanzielle Schieflage macht ihm große Sorgen. Über 10.000 Besucher fehlen in diesem Jahr – und damit 30.000 Euro pro Monat. Wenn ab Februar nicht wieder geöffnet werden kann, drohe die Schließung. Jetzt könnten nur noch Geldspenden eine „wirtschaftliche Katastrophe“ abwenden. Der seit Jahren in die Kritik geratene Wildpark Johannismühle konnte sich im Coronajahr 2020 nicht erholen. Nach Vorwürfen von Tierschützern, es herrschten schlechte hygienische und logistische Bedingungen, hat die Geschäftsführung reagiert und nachgerüstet. So wurde erst im November ein neues Heulager für 100 Ballen Futter fertiggestellt. Lesen Sie auch Teltow-Fläming: Kreis streitet mit Falknerin des Wildparks Johannismühle Wildpark Johannismühle fürchtet Ruin Wildpark Johannismühle wieder auf Wildpark: Auflagen erfüllt, Investitionen geplant Wildpark soll Sicherheitsleistung an den Landkreis zahlen: Ob die bisher getroffenen Maßnahmen ausreichen, um die Verwaltung des Landkreises Teltow-Fläming von einer hohen Geldforderung abzubringen, wird das kommende Jahr zeigen. Denn der Wildpark hatte gegen den letzten Genehmigungsbescheid des Landkreises vom Dezember 2018 geklagt. Es ging dabei um die Befristung des Bescheides und die Forderung einer Sicherheitsleistung. Die Verwaltung beruft sich dabei auf Paragraf 42, Absatz 4 im Bundesnaturschutzgesetzes zur „ordnungsgemäßen Auflösung“ des jeweiligen Zoos und „der Wiederherstellung des früheren Zustandes“, sollte dies notwendig werden. Von Seiten des Landkreises wird aber eine außergerichtliche Einigung angestrebt, hieß es gegenüber der MAZ. Laut Tayeb sind die 60.000 Euro Sicherheitsleistung für den Wildpark jedenfalls nicht aufbringbar. Sie sei auch „absolut unüblich“. Gut vernetzt im Landeszooverband Brandenburg, wisse man, dass bisher kein einziger Park diese Forderung habe erfüllen müssen. „Uns gibt es seit fast 25 Jahren, aber diese Gesetzesänderung ist erst ein paar Jahre alt.“ Etliche Kontrollen seit 2019, allein sechs direkt vom Veterinäramt hätten ergeben, dass der Wildpark durchaus betriebsfähig sei, erklärt der Geschäftsführer. Für Probleme mit seiner Vorgängerin könne er nichts. Geschäftsführer: Tierpfleger können nicht in Kurzarbeit: Außerdem hätten sich die Bilanzen in den letzten Jahren Stück für Stück verbessert, was freilich durch die Corona-Pandemie gestoppt wurde. „Ich habe im harten Lockdown die selben Kosten wie immer, aber Null Einnahmen.“ Von den elf Mitarbeitern könnten maximal Kassen- und Bürokräfte nach Hause geschickt werden. „Die Pfleger müssen bleiben, um die Tiere zu versorgen.“ Damit es keine Ansteckungen untereinander gibt, habe man extra Pfleger-Teams gebildet. Chef und Sekretärin verlegten zudem ihre Büros auseinander. Der Park als Ganzes wurde zu Öffnungszeiten mit Flatterband zu einem Rundgang umgestaltet. Das Hygienekonzept im Park ist laut Tayeb aufgegangen und die Besucher hielten sich weitgehend an die entsprechenden Vorschriften. Er hofft nun auf eine baldige Aufhebung des Lockdowns, damit wieder Besucher an frischer Luft gesunde Waldspaziergänge machen können. Ohne Spenden drohen Tierverkäufe: Vonseiten der politischen Parteien ist Tayeb noch keine neue Unterstützung signalisiert worden. Die verzweifelte Lage des Wildparks sei der Stadtverwaltung von Baruth und Bürgermeister Peter Ilk bekannt, sagt Tayeb. Förderung gäbe es allerdings keine. „Wir erhalten generell nur etwas Rasensubvention vom Land für unsere Wiesen und in diesem Jahr auch Coronahilfen.“ Doch diese Einnahmen können die finanzielle Situation nicht ausgleichen. So gibt die Geschäftsführung allein 10.000 Euro pro Monat für Futter aus. Erst letzte Woche wurde Heu eingelagert und auch kommende Woche wird eine Lieferung von einem Landwirtschaftsbetrieb erwartet. Die vielen diesjährigen Futterspenden von Familien der Region halfen dem Park und seien weiterhin unverzichtbar. Doch wichtiger seien Geldspenden wie die von der Energiegenossenschaft Prokon Regenerative Energien im Frühling. Ansonsten sind wohl Tierverkäufe, Entlassungen oder die Schließung unausweichlich. Von Conrad Wilitzki