Das Haus am Wurzelberg in Zesch am See hat am Sonnabend sein 20-jähriges Bestehen gefeiert. Besucher kamen, brachten Blumen und wünschten alles Gute für die Zukunft der Freizeit- und Erholungseinrichtung.
Das Haus am Wurzelberg gäbe es nicht ohne Frank Reimann und seine Frau Katrin. Als Reimann nach der Wende das Objekt per Zufall entdeckte, war das für den damaligen Berliner wie eine Offenbarung. „Ich kam in meinem alten Auto angefahren und dachte mir, Zesch am See, der Name hört sich gut an. Also habe ich die holprige Straße genommen und bin in den kleinen Ort.“
Reimann hatte zwar kein Geld, aber Glück
Reimann erinnert sich noch an das Gefühl, ein Kleinod entdeckt zu haben. An einem Weg gelegen, der im Wald endete, sah er offene Bungalows eines ehemaligen Kinderferienlagers – dem Verfall preisgegeben. „Ich hatte zwar kein Geld, aber Glück. Ich fand einen verständnisvollen Bürgermeister und umgängliche Mitarbeiter bei der Treuhand, die von meinem Konzept überzeugt waren. Ich wollte das Objekt für den Zweck nutzen, zu dem es einmal gebaut worden war. Kinder brauchen Ferien und sollen Natur entdecken und sich in ihr wohlfühlen.“
Mit Hilfe von Freunden und Familie gelang die Instandsetzung. Frank Reimann ist gelernter Diesellokschlosser, studierter Tanzpädagoge. Er hat als Finanzdienstleister gearbeitet, als Architekt und Gärtner. „Alle meine Berufe und Tätigkeiten haben mir geholfen, das Objekt zu führen“, erzählt er.
Weg vom Stress der Großstadt und der Reizüberflutung
Am 1. Mai 1997 konnte er Pension und Ferienlager mit renovierten Bungalows und neuerbauten Blockhäusern eröffnen. An die 8000 Quadratmeter hat das Gelände. 85 Betten stehen zur Verfügung. Es gibt Grillhütte und Waldbühne. Ehefrau Katrin ist gelernte Erzieherin und hat früher in einer Kita gearbeitet. „Hier haben wir die Chance der Individualität eines jeden Kindes gerecht zu werden“, sagt sie.
Weg vom Stress der Großstadt, weg von der Reizüberflutung, lernen die Kinder Ferien ohne Computerspiele, ohne Zauberschule und Misswahlen kennen. Dafür gibt es Nachtwanderungen, Lagerfeuer und Geschichten von Tieren, Bäumen und dem Leben im Wald.
Ausflüge in den Wildpark Johannismühle und nach Glashütte
Im vergangenen Jahr war eine Schauspielerin da, die mit den Kindern ein altes Märchen in modernem Gewand eingeübt hat. Dazu gehörten Sketche, Lieder und Tanzeinlagen. „Die Aufführung auf der Waldbühne war ein voller Erfolg. Die kleinen Darsteller sind über sich hinausgewachsen. Das hat ihrem Selbstbewusstsein gutgetan“, so Reimann.
Andere Kinder bauten im Wald eine Miniaturstadt aus Moosen, Zapfen und Zweigen. „Der Fantasie sind hier nicht nur keine Grenzen gesetzt, die Fantasie erhält hier Flügel“, sagt der 18 Jahre alte Steven, der bereits zum dritten Mal in Folge seine Ferien im Haus am Wurzelberg verbrachte und besonders die Ausflüge in den nahegelegenen Wildpark Johannismühle sowie in das Museumsdorf Glashütte schätzt.
Kiste voller Moosbeeren, Brombeeren und Stachelbeeren
Zu den Gratulanten des Tages zählte auch der Reiseveranstalter Uwe Kleebaum. Er brachte eine Kiste voller Stecklinge der Sorten Moosbeere, Brombeere und Stachelbeere. „Damit die Kinder was zum Naschen haben, wenn es mal reif ist. Und ich auch“, sagte Uwe Kleebaum verschmitzt.
Von Gudrun Ott