Corona in Teltow-Fläming: Erste Menschen außerhalb der Reihe geimpft

Die Oberbürgermeister von Cottbus und Halle haben es getan, genauso wie der Landrat von Wittenberg: Sie alle wurden vorzeitig geimpft. Auch in Teltow-Fläming geht es manchmal nicht der Reihe nach. Das zeigen mehrere Beispiele. Doch Grund ist nicht Vordrängeln, sondern der gute Wille, jetzt, wo endlich Impfstoff da ist, keine Dosis verfallen zu lassen. Die Betroffenen beteuern reihum, es nur gut gemeint zu haben. Luckenwalder im Krankenhaus vorzeitig geimpft: Das KMG Klinikum in Luckenwalde bestätigte am Donnerstag, dass in dem Krankenhaus mehrere Menschen außerhalb der offiziellen Reihenfolge geimpft wurden. In einem Statement erklärt die Geschäftsführung: „In der vergangenen Woche fand ein erneuter Impftermin für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Klinikums in Luckenwalde statt. Es ist richtig, dass dabei auch einzelne Luckenwalderinnen und Luckenwalder geimpft wurden, die nicht zur Prioritätsgruppe 1 gehörten.“ Die KMG erklärt, dass es sich um Mitarbeiter aus Gesundheitsberufen gehandelt haben soll. Wie die MAZ aus gesicherter Quelle erfuhr, soll das in mindestens einem Fall allerdings nicht zutreffen. In der Stellungnahme der KMG heißt es weiter: „Diese Impfungen erfolgten nach Rücksprache mit den Verantwortlichen des Brandenburgischen Gesundheitsministeriums. Ziel war es, übrig gebliebene Impfdosen nicht verwerfen zu müssen. Wir wurden gebeten, diese Impfdosen sinnhaft an kurzfristig verfügbare Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Gesundheitsberufen zu verimpfen.“ Lesen Sie auch: Cottbusser Oberbürgermeister (53) bereits geimpft Auch von mobilen Impfteams wurden offenbar bereits Menschen in Teltow-Fläming außerhalb der Reihenfolge geimpft. Sie sind eigentlich im Landkreis unterwegs, um zuerst Menschen jenseits der 80 Jahre zu versorgen. Die MAZ erfuhr aus der Gemeinde Am Mellensee: Auch der 77-jährige Apotheker Gerd Etzold ist bereits geimpft. In einem Pflegeheim, das er betreut, war eine Impfdosis übrig. Als Mensch mit Risikofaktor bekam Etzold den Anruf, ob er in kürzester Zeit kommen könne. Der Apotheker sagte zu und ist inzwischen komplett immunisiert. Regulär war er noch nicht an der Reihe. Solch ein spontanes Impfangebot hätte auch Fredi Spahn gern angenommen. Der Groß Schulzendorfer Gastwirt und sein fünfköpfiges Team bekamen telefonisch genau so eine Chance, doch ihre spontane Fahrt nach Luckenwalde ging völlig anders aus. Am Mittwochmorgen kam ein Anruf vom dortigen Impfzentrum. Die Mitarbeiterin eines Impfteams – eine Verwandte beziehungsweise Bekannte des Gasthof-Teams – hatte sich angesichts mangelnder Impfbeteiligung um den schnell verfallenden Impfstoff gesorgt und kurzerhand auch in Groß Schulzendorf angerufen. Spahn und seine Kollegen füllten eine Impfbescheinigung aus und düsten los, mussten in Luckenwalde dann jedoch warten. Schließlich die Auskunft: „Es wird nur 1. Priorität verimpft.“ Wo bleibt das Maß an Flexibilität? Für den verärgerten Gastwirt bleiben Fragen: „Wir als poplige Gastronomen in der Republik hätten hier kein Anrecht auf Impfung, auch dann nicht, wenn alle Termine für diesen Tag einfach nicht wahrgenommen würden?“ Wo bleibe da das Maß an Flexibilität in der ohnehin schon knappen Zeit? Fredi Spahn meint: „So ist das nicht zu schaffen. Solch kurzfristige Entscheidungsgewalt sollte ein Vor-Ort-Impfzentrumsleiter doch haben.“ Bei der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin-Brandenburg (KVBB), die für den Betrieb der Impfzentren zuständig ist, ist man verwundert über den Vorfall in Luckenwalde. „Klare Botschaft seitens KVBB war und ist, dass freie Termine mit Impflingen der berechtigten Prio-Gruppen aufgefüllt werden können“, erklärt Sprecher Christian Wehry, „wenn sie entsprechende Nachweise wie die Arbeitgeberbescheinigung haben. Ansonsten darf es keine Impfung geben.“ Suche nach passenden Impflingen: Tatsächlich finden die Impfberechtigten in Teltow-Fläming und der zur Verfügung stehende Astrazeneca-Impfstoff derzeit nicht zusammen. Denn das Vakzin soll in Deutschland nur an unter 65-Jährige verteilt werden. Momentan ist das vor allem das Personal von medizinischen und Pflegeeinrichtungen. Sie bekommen über den Arbeitgeber einen der Termine im Impfzentrum, die offensichtlich derzeit wenig gefragt sind. Die KVBB hat sich von den Kommunen Unterstützung geholt, um passende Impflinge ausfindig zu machen. Gleichzeitig wurden Pflegeeinrichtungen im Landkreis in dieser Woche gezielt von Callcenter-Mitarbeitern angerufen und über das Angebot informiert. Von Jutta Abromeit und Victoria Barnack