Corona sorgt für mehr Arbeitslose und viel Kurzarbeit aber noch keine Insolvenzen in Teltow-Fläming

Nicht unerwartet, aber doch drastisch spiegelt sich die Coronakrise nun auch in der Arbeitsmarktstatistik für Teltow-Fläming wider: Im April ist die Arbeitslosenquote auf 5,0 Prozent gestiegen. Das sind 0,5 Prozent mehr als im März, als die Coronakrise noch keinen Einfluss auf den Arbeitsmarkt in der Region hatte. So hoch war die Arbeitslosenquote zuletzt im März 2018. – Landrätin: Viele benutzen die Masken falsch – Hochzeit in Coronazeiten: So heiratete ein Paar in Ruhlsdorf – TF: Grenzschließung trifft die Wirtschaft im Kreis hart – Niederer Fläming: Grundschule und Schulküche haben zu kämpfen – Rathäuser in der Coronakrise: Die „Reserve“ arbeitet im Homeoffice In absoluten Zahlen heißt das: 4623 Menschen im Landkreis sind derzeit arbeitslos. Das sind 474 mehr als vor vier Wochen und sogar 729 mehr als im März 2019. So viele Arbeitslose gab es in TF zuletzt vor über zwei Jahren. Viele Saisonarbeit ohne Arbeit: Im Vergleich zum Vormonat meldeten sich jetzt 120 Menschen mehr arbeitslos. „Diese Zahl klingt erst einmal nicht dramatisch“, sagt Marko Naue, der Chef der Arbeitsagentur in Luckenwalde. Deutlich wird die Situation erst beim Blick auf jene Menschen, die im April eigentlich eine Arbeit aufnehmen wollten. „Die saisontypischen Abgänge blieben weitestgehend aus“, erklärt Naue. Normalerweise würden Saisonarbeiter beispielsweise in der Landwirtschaft, der Gastronomie oder im Baugewerbe jetzt ihre neue Arbeit beginnen. Damit wäre die Arbeitslosenquote erneut gesunken. Lesen Sie auch: So sah es im März auf dem Arbeitsmarkt in TF aus „Auch geplante Einstellungen wurden vorerst verschoben“, berichtet Naue. Viele Bewerber seien auf die Zeit nach der Coronakrise vertröstet worden – auch wenn noch niemand weiß, wann das sein wird. Die Unsicherheit ist das beherrschende Thema auf dem Arbeitsmarkt. „Die Lockerungen in dieser und den nächsten Wochen sind ein guter, vorsichtiger Schritt, um einigen Branchen wieder Luft und den Menschen auf dem Arbeitsmarkt wieder Perspektiven zu geben“, sagt Annett Sonnenburg, Leiterin des Jobcenters. Dass der Arbeitsmarkt in Teltow-Fläming im April trotz Kontaktsperre und Eindämmungsverordnung nicht komplett zusammengebrochen ist, sei vor allem der Kurzarbeit zu verdanken, sagt Naue. „Anzeigen über einen möglichen Arbeitsausfall kamen aus nahezu allen Branchen“, sagt er. Besonders betroffen sind der Einzel- und Großhandel (19 Prozent), Hotels und Gastronomie (14), das produzierende Gewerbe (8), der Lagerbereich (6) und Friseure sowie Kosmetiker (5). „Erstaunlicherweise haben auch Betriebe aus der Landwirtschaft Kurzarbeit angemeldet“, sagt Naue. Er vermutet, dass es bei vielen Firmen zunächst eine Vorsichtsmaßnahme ist. „Jeder fünfte Beschäftigte betroffen“: „Folgt man den Anzeigen, wäre etwa jeder fünfte Beschäftigte in der Region von Kurzarbeit betroffen“, berichtet Naue. Wie viele Firmen die angekündigte Kurzarbeit tatsächlich abrechnen, wird sich frühestens im Sommer zeigen, denn dafür haben die Arbeitgeber bis zu drei Monate Zeit. Trotz Coronakrise: Auf dem Arbeitsmarkt gibt es auch einige wenige gute Nachrichten. Insolvenzen beispielsweise seien derzeit noch kein großes Thema. „Die Unternehmen in unserer Region haben eine gesunde Wirtschaftsstruktur, die ihnen hilft, die Krise durchzustehen“, sagt Marko Naue. „Außerdem halten viele Arbeitgeber grundsätzlich an ihren Stellenausschreibungen fest“, berichtet er, „auch, wenn die Einstellungen auf später vertagt sind, ist das zumindest ein kleines positives Signal.“ Bearbeitungszeiten dauern nicht länger: Die Flaute auf dem Arbeitsmarkt bringt für die Mitarbeiter im Jobcenter und bei der Agentur für Arbeit keine Entspannung. „Wir haben alle Hände voll zu tun“, sagt Annett Sonnenberg. Im Jobcenter hat man die Verteilung der Aufgaben umstrukturiert. „So können wir alle Kraft daran setzen, dass die Menschen nicht lange auf ihr Geld warten müssen“, sagt die Leiterin. Die Bearbeitungszeiten hätten sich gegenüber der Zeit vor der Krise nicht verschlechtert, so Sonnenburg. Der ungewohnten Arbeitsweise – die Häuser sind seit mehreren Wochen für Kunden geschlossen – können die beiden Chefs auch etwas Positives abgewinnen. „Die von uns ohnehin angestrebte Digitalisierung hat einen riesigen Schub bekommen“, berichtet Annett Sonnenburg. „Wir telefonieren mehr mit den Menschen und skypen, anstatt uns im Konferenzraum zu treffen“, sagt sie, „jetzt geht auf dem digitalen Weg viel mehr als früher.“ Von Victoria Barnack

Teltow-Fläming - Wegen Corona: So viele Arbeitslose gab es zuletzt 2018