Experte Wolfgang Bivour im MAZ-Interview über die frühe Saison für Pilze 2020 in Teltow-Fläming

Schon seit Ende Juni sind in Teltow-Fläming wieder Pilzsammler unterwegs. Welche Sorten jetzt schon wachsen, verrät Pilz-Experte Wolfang Bivour im MAZ-Interview. Er ist der Vorsitzende des Brandenburgischen Landesverbandes der Pilzsachverständigen. Herr Bivour, in den vergangenen Wochen konnte man schon viele Autos von Pilzsammlern an den Waldrändern in Teltow-Fläming entdecken. Wachsen jetzt tatsächlich schon viele Pilze? Wolfgang Bivour: Dass viele Autos im Wald stehen, heißt nicht unbedingt, dass es auch viele Pilze gibt. Oft verbreitet sich ein Gerücht einfach schnell. Dann kommen viele Pilzsammler frustriert wieder aus dem Wald raus. In diesem Fall stimmt es aber zumindest teilweise: Es gibt schon vereinzelt Pilze. Womit können Pilzsammler in Teltow-Fläming jetzt schon rechnen? Das sommerliche Pilzwachstum ist oft nur episodenhaft. Einzelne Regenfälle haben ausgereicht, zumindest lokal das Pilzwachstum anzuregen. Im Juni und Juli kommen meist die Pfifferlinge. Die kennt ja fast jeder und sie sind auch sehr beliebt. Sie wachsen bei passender Witterung schon im Sommer und halten es auch ein paar Tage lang ohne Niederschlag aus. Waren Sie selbst auch schon unterwegs? Natürlich. Ich habe in meinem Revier auch hauptsächlich Pfifferlinge gefunden. Die landen seit vier Wochen regelmäßig in der Pfanne. Nur Pfifferlinge also – oder können die Sammler auch auf andere Pilze hoffen? Vereinzelt und lokal, ja. Perlpilze gibt es beispielsweise. Da ist aber das Problem, dass sie leicht mit dem giftigen Pantherpilz zu verwechseln sind, der aber bisher kaum gesichtet wurde. Hier und da gibt es auch mal Sommersteinpilze. Das ist ein Verwandter des viel bekannteren Fichtensteinpilzes, der übrigens nicht nur unter der Baumart wächst, von dem er seinen Namen hat. Hexenröhrlinge, Champignons, Täublinge und Gallenröhrlinge wurden jetzt auch schon in Brandenburg gefunden, wobei Letzterer das Gericht wegen seines bitteren Geschmacks leider versaut. Im Vergleich zum Westen und Süden Deutschlands, wo es mehr geregnet hat, ist das Pilzwachstum hierzulande aber noch sehr verhalten. Machen sich die sehr trockenen Jahre 2018 und 2019 noch bemerkbar? Mein Eindruck ist, dass die Dürre den Pilzen im Allgemeinen nichts ausgemacht hat. Im Oktober letzten Jahres hatten wir ja sogar noch eine fulminante, wenn auch kurze Saison einiger Pilzarten. So viele Steinpilze wie 2019 habe ich beispielsweise selten gehabt. Aber für Pfifferlinge, die eigentlich bis in den November hinein wachsen, kam die Feuchtigkeit zu spät. Dafür war es in den Monaten zuvor dann doch zu trocken. Auf welches Wetter hoffen Sie jetzt für die Pilzsaison 2020? So richtig beginnt die Pilzsaison ja erst im September und Oktober. Da ist es noch lange hin. Aber es müsste schon regnen und zwar viel intensiver als in den letzten Wochen. Es müsste flächendeckend endlich so durchdringend regnen, dass die Feuchte nicht gleich wieder weg ist, wenn die Sonne scheint. Im Vergleich zu den vergangenen Wochen hat das ohnehin meist nur spärliche Wachstum wieder deutlich nachgelassen, so dass die Pilzsuche zunächst wenig erfolgreich sein wird. Wenn es soweit ist: Welche Stellen können Sie den Pilzsammlern in Teltow-Fläming empfehlen? Grundsätzlich gilt: Wo Wald ist, kann es auch Pilze geben. Pilzträchtig sind zum Beispiel nährstoffarme Kiefernwälder, die aber zurzeit kaum etwas bieten. In Laubmischwäldern, von denen es ja einige in Teltow-Fläming gibt, erscheinen viele Pilzarten meist zuerst. Mein persönlicher Tipp an die Sammler sind dann die Wegesränder. Dort wird man oft am schnellsten fündig. An diesen Stellen ist es unter anderem wegen der Traufkante der Bäume feuchter als anderswo im Wald, deswegen wachsen die Pilze dort gut. Aber wenn man aufmerksam durch die Wälder streift, wird man bald herausfinden, wo sich die Pilzpirsch am ehesten lohnen könnte. Brandenburg hat viele wunderschöne Ecken – und wir zeigen sie Ihnen. Mit unserem Freizeit-Newsletter „Raus aufs Land“ nehmen wir Sie jeden Donnerstag mit auf eine Reise durch die Mark. Jeder Newsletter ist prall gefüllt mit Tipps für tolle Ausflugsziele, schöne Radtouren und lauschige Wanderwege. Dazu gibt es Gastro-Empfehlungen für die Pause zwischendurch und das Mitbringsel für Zuhause. Nicht nur was für Städter mit Landlust, sondern auch für Märker, die nicht nur ihre Region ein bisschen besser kennenlernen wollen.Der kostenlose Newsletter erscheint immer Donnerstag und Sie können ihn hier abonnieren. Von Victoria Barnack