Nur 76 Prozent der Unternehmen in Teltow-Fläming waren wegen Corona tatsächlich in Kurzarbeit

Erstmals seit Beginn der Coronakrise im März gibt es nun Zahlen darüber, wie viele Firmen tatsächlich auf das Kurzarbeitergeld angewiesen sind. 1462 Unternehmen in Teltow-Fläming mit rund 15.600 Beschäftigten hatten bisher angemeldet, dass sie wegen der Pandemie auf die staatliche Hilfe angewiesen sein würden. Abgerechnet – also in Anspruch genommen – haben das Kurzarbeitergeld bisher lediglich 76 Prozent dieser Betriebe. Das geht aus der Arbeitsmarkstatistik für den Monat Juli hervor. „Wie erwartet, haben viele Unternehmen die Kurzarbeit nur vorsorglich angezeigt“, erklärt Marko Naue, Chef der Arbeitsagentur Luckenwalde. Schon vor der Coronakrise war durchschnittlich ein Viertel des angemeldeten Kurzarbeitergeldes nicht in Anspruch genommen worden, so Naue. Lesen Sie auch: In TF könnte jeder Fünfte von Kurzarbeit betroffen sein Die neuen Zahlen aus Teltow-Fläming sind jedoch mit Vorsicht zu genießen. „Die Betriebe haben drei Monate Zeit, um das Kurzarbeitergeld abzurechnen“, erklärt der Leiter der Arbeitsagentur. Das heißt: Wer seine Mitarbeiter im März in Kurzarbeit geschickt hat, hatte nun bis Ende Juni Zeit, um die Abrechnung an die Behörde zu senden und die staatliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. In wie vielen Fällen es in Teltow-Fläming im April, Mai und Juni also tatsächlich Kurzarbeit gab, wird sich erst in den Abrechnungen der nächsten Monate zeigen. Kurzarbeit: Höchststand ist erreicht: „Im Juli haben nur noch neun Betriebe eine Kurzarbeit neuangezeigt“, berichtet Marko Naue, der davon ausgeht dass TF den Kurzarbeiter-Höchststand bereits erreicht hat. „Inzwischen kehren viele Unternehmen zum Glück in den Normalbetrieb zurück“, sagt er, „das sieht jeder täglich zum Beispiel im Einzelhandel, bei den Friseuren oder in der Gastronomie.“ Lesen Sie auch: In Brandenburg hat jede dritte Firma Kurzarbeit angemeldet Wie Naue berichtet, gibt es auch bei den befürchteten Insolvenzen Entwarnung. Auf dem Arbeitsmarkt gab es lange Zeit die Sorge, dass sich einige Unternehmen mit der Kurzarbeit nicht retten könnten. „Im Vergleich zum Jahr 2019 gibt es bisher aber keine Auffälligkeiten“, erklärt Naue nun. „Es gibt auch derzeit keine Hinweise darauf, dass es verstärkt zu Insolvenzverfahren kommt.“ Arbeitslosenquote bleibt bei 5,3 Prozent: Auch abseits der Kurzarbeit können Naue und seine Kollegin Annett Sonnenburg vom Jobcenter gute Nachrichten aus TF verkünden: Die Arbeitslosenquote ist seit drei Monaten konstant und liegt derzeit bei 5,3 Prozent. „Nach dem Corona-Kollaps im Frühjahr sind wir nun auf dem Höchststand angelangt“, sagt Naue. „Die Entwicklung entspricht jetzt in etwa den saisonüblichen Verhältnissen.“ Im Juli machen sich traditionell viele Jugendliche bemerkbar, die in der Arbeitslosenstatistik auftauchen, weil sie mit der Schule fertig sind, doch ihre neue Ausbildung erst im August oder September beginnt. Jobcenter-Chefin Sonnenburg kann ebenfalls von positiven Trends auf dem Arbeitsmarkt berichten: Genau 34 Arbeitssuchende weniger gibt es in ihrem Bereich gegenüber dem Juni. „Dass es einen leichten Rückgang gibt, haben wir dem Fakt zu verdanken, dass jetzt nach und nach wieder Maßnahmen möglich sind“, sagt Sonnenburg. Weiterbildungen, Schulungen, Probearbeiten – wer an einer solchen „Maßnahme“, teilnimmt, ist erst einmal aus der Statistik raus. Wegen Corona waren sie lange nicht möglich. Die Bildungsträger mussten Hygienekonzepte erarbeiten, bevor sie wieder starten durften. „Diese Konzepte sind für die Träger eine Herausforderung“, sagt Sonnenburg, „aber so ist es immerhin wieder möglich, live und in Farbe mit den Menschen in Verbindung zu kommen. Wir hoffen, dass das bald auch wieder in Gruppen machbar ist.“ Von Victoria Barnack