Teltow-Fläming: Grüne fordern Forschungsprojekt zur Biodiversität und Insektensterben

Welchen Einfluss hat die Landwirtschaft auf das Insektensterben? Diese Frage will die Grünen-Fraktion im Kreistag für den Landkreis Teltow-Fläming klären lassen. „Die ewigen Schuldzuweisungen zwischen Landwirten und Naturschützern bringen doch niemanden weiter“, sagt Ricarda Voigt (Grüne), die seit Mai 2019 Mitglied im Kreistag ist und freiberuflich als Biologin arbeitet. Von ihr kam die Initiative zu dem Forschungsprojekt. „Damit wollen wir die Debatte versachlichen“, sagt sie. Forschung auf Äckern und Brachflächen: Das Vorhaben, so der Vorschlag von Ricarda Voigt, sollen Mitarbeiter des Senckenberg-Museums und des gleichnamigen Entomologischen Instituts durchführen. Auf verschiedenen Flächen – von intensiv bewirtschafteten Äckern über Bio-Anbauflächen bis zu ungenutzten Arealen – sollen sie vier Jahre lang verschiedene Insekten untersuchen. Eine Projektskizze haben die Experten bereits ausgearbeitet: Regenwürmer, Tausendfüßler und Laufkäfer werden mit unterschiedlichen Fallensystem nachgewiesen. Diese drei Arten spiegeln einen Teil der biologischen Vielfalt wieder. „Dass die Landwirtschaft einen gewissen Einfluss darauf hat, ist kaum abzustreiten“, sagt Voigt, „aber wie groß dieser Einfluss ist und wie er sich bei uns im Landkreis auswirkt, ist einfach nicht erforscht.“ „Es geht uns nicht darum, die Landwirtschaft kaputt zu machen“: Das Projekt soll das ändern und könnte vorbildhaft für andere Regionen sein. Denn Voigt erklärt, dass es in Brandenburg bisher an ähnlichen Untersuchungen fehlt. Vergleichbare Projekte gab es zwar in mehreren Schutzgebieten, doch die Ergebnisse sind für die Landwirte hier wenig brauchbar. „Denn es geht uns ja nicht darum, die Landwirtschaft in Teltow-Fläming kaputt zu machen“, sagt Ricarda Voigt. „Es ist völlig klar, dass niemand von heute auf morgen seine Bewirtschaftung umstellen kann, aber wir wollen herausfinden, wie ein allmählicher Wandel möglich ist.“ Die Grünen wollen das Projekt deshalb mit den Bauern gemeinsam starten. Vor allem der Süden von TF ist von der Landwirtschaft seit Jahrzehnten geprägt und bietet reichlich Flächen, die untersucht werden könnten. Nur so würde es auch brauchbare Ergebnisse für Teltow-Fläming geben. Zum Beispiel wenn das Projekt am Ende zeigt, wie sich die Bodenfruchtbarkeit verändert und welchen Einfluss Pflanzenschutz- und Düngemittel haben. „Die Insekten, die wir untersuchen sind als sogenannte Zersetzer ja nur die unterste Schicht der Nahrungspyramide“, sagt Voigt. Wird die vorhandene Biomasse nicht mehr verarbeitet, fehlt es Pflanzen und anderen Tieren wie zum Beispiel Vögeln an Nahrung, erklärt die Biologin. Kreis soll 450.000 Euro beisteuern: Der Knackpunkt in der Diskussion um das neue Projekt wird wohl die Finanzierung sein. Denn mit dem Antrag fordern die Grünen, dass der Landkreis selbst 112.500 Euro im Jahr dafür ausgibt. Eine erste Stellungnahme aus dem Kreishaus fiel zwiegespalten aus: Fachämter befürworten das Projekt zwar. Doch Personal haben sie nicht dafür und im aktuellen Haushalt ist die sechsstellige Summe auch nicht eingeplant. Voigt hatte bereits beim Brandenburgischen Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz eine teilweise Finanzierung angefragt – bisher ohne Ergebnis. Wie viel der Landkreis selbst bereit ist, für diese freiwillige Leistung auszugeben, müssen nun die Politiker klären. Im August treten der Kreistag und die Fachausschüsse wieder zusammen. Von Victoria Barnack