Wünsdorf: Brüdern werden die Kosten für wegen Corona stornierte Flüge nicht erstattet

Toni Sauer begreift es nicht: Da liegt das erstattete Geld für eine nie angetretene Reise auf einem Konto, doch er kommt nicht ran, Reisevermittler Opodo gibt es nicht weiter. Der MAZ sagt er: „Wir hatten sogar Anzeige erstattet, aber das Verfahren ist eingestellt.“ Traumreise platzte vor einem Jahr: Die Brüder Toni und Matti Sauer aus Wünsdorf hatten die Traumreise ihres Lebens geplant: Im Frühjahr 2020 wollten sie zu ihren Idolen fliegen, den Seattle Seahawks, Team der US-American-Football-League im Bundesstaat Washington. Doch statt ihnen zu begegnen, kämpfen der Abiturient und der Altenpfleger immer noch um das Geld ihrer Flugtickets. 1600 Euro zahlte Toni Sauer für die Air-Iceland-Flüge bei Opodo, einem der größten Reiseveranstalter. Dann kam Corona. Schweren Herzens stornierten die Brüder. Um ihr mühsam Erspartes kämpfen sie noch immer. Hier geht es zum Gewinnspiel - ein HIKANOE-Packraft (the boat to go) für zwei Tage. Solche Sorgen sind Mitarbeitern der Verbraucherzentrale Brandenburg „leider bestens bekannt“, berichtet Referentin Annalena Marx der MAZ. Die stellvertretende Pressesprecherin kritisiert, dass nur wenige Fluggesellschaften zufriedenstellend mit ihren Kunden kommunizierten. Einziger Ausweg oft: Mahnbescheidverfahren und Gerichtsstreit. Doch dazu müssen Geprellte Juristen finden sowie Ausdauer haben – und Geld. Das Ersparte der Wünsdorfer Brüder steckt in den Flugtickets, sie können nur telefonieren und Mails schreiben. Streit um Reise-Erstattungen am Abflug-Ort: Da konnte auch Robert Bartel nicht weiterhelfen, der Mann für Spezialfragen bei der Verbraucherzentrale in Potsdam. Er bestätigte, dass es über Opodo viele Beschwerden gebe. Er sagte aber auch, dass es bei so großen Unternehmen die meisten Beschwerden gebe. Zudem habe Opodo seinen Sitz in Barcelona und Air Iceland ist nicht bei der Personenverkehr-Schlichtungsstelle in Berlin dabei, wo sich Verbraucher mit deutschen und ausländischen Airlines oft einigen. In diesem Fall hieße das praktisch: Ein isländisch sprechender Anwalt müsste die Brüder in Island vertreten. Bartel und die Flightright GmbH, eine Firma, die Passagieren hilft, Fluggastrechte durchzusetzen, fanden jedoch heraus: Erstattungen nicht genutzter Flugreisen sind in Deutschland erstreitbar – am Abflugort. Theresa Kühne, Flightright-Kommunikationsmanagerin in Potsdam, sagte dennoch, nach gründlichem Prüfen nehme man Abstand vom Fall Sauer, zu gering sei die Aussicht auf Erfolg. Lesen Sie auch Camping in Dahme-Spreewald und Teltow-Fläming: Wie Betreiber auf die zweite Corona-Saison blicken Superintendentin des Kirchenkreises Zossen-Fläming im Osterinterview Gewinnspiel: Die digitale MAZ-Ostereisuche Bis Jahresanfang schoben sich Reisevermittler Opodo und Air Iceland die Zuständigkeit für die Erstattung zu: In den Opodo-Mails an den Wünsdorfer stand auch so etwas: „Vielen Dank, dass Sie uns kontaktiert haben. Wir freuen uns, mitteilen zu können...“ Toni Sauer wurde es zu bunt, er erstattete Anzeige. Das Ermittlungsverfahren wurde jedoch Ende März eingestellt. Opodo antwortet bisher nicht: Liddy Oechtering, Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft Hamburg, könne wegen aktueller Personalsituation leider nicht viel sagen. Sie verweist auf den Einstellungsbescheid des Verfahrens. Der liegt der MAZ vor. Darin steht: „Es konnten keine Einzelpersonen als Beschuldigte identifiziert werden.“ Ferner sei nicht „mit der für die Anklageerhebung erforderlichen Sicherheit feststellbar, durch welche beteiligten Firmen die Freigabe des Rückzahlungsbetrages zu erfolgen hatte.“ Eine MAZ-Anfrage an die deutsche Pressestelle von Opodo zu dem Thema ist bisher unbeantwortet. Ratlos schaut Toni Sauer auf die Konto-Informationen von Air Iceland – vier mal 558,59 Dollar sind demnach kurz vor und nach Mitternacht vom 1. zum 2. Februar 2021 an Opodo überwiesen worden. Wie er an das Geld rankommt, weiß er nicht. Von Jutta Abromeit