Wünsdorf: Hommage an den Künstler Kurt Robbel

Das Museum des Teltow zeigt seit dem Wochenende eine Ausstellung mit Arbeiten des Malers Kurt Robbel. Er lebte von 1936 bis zu seinem Tod im Jahr 1986 in Mahlow. Die Schau bietet einen facettenreichen Einblick in das Schaffen des Künstlers und erzählt zugleich von dessen Leben. Die Werke in dem langen, schmalen Raum angemessen zu präsentieren, dem Betrachter einen mehrdimensionalen Blick zu ermöglichen, war sicher keine leichte Aufgabe. Aber es ist gelungen. Die Konzeption und Umsetzung oblag den Ausstellungsgestaltern Lutz Birkholz und Christoph Hegemann, der Kunsthistorikerin und Journalistin Karen Grunow sowie Museumsleiter Silvio Fischer. Besondere Leihgaben: Ein Teil der Schau widmet sich Robbels in Öl und Tempera ausgeführten Bildern, ein zweiter seinen Zeichnungen und Skizzen. Zudem ist eine 1963 entstandene Emaille-Arbeit zu sehen, die sich auf den russischen Fabeldichter Iwan Andrejewitsch Krylow bezieht. Die Ausstellungsobjekte sind Leihgaben von Robbels Enkelsöhnen Hendrik und Robert Robbel sowie Ronald Paris. „Die Gemälde an der Schmalseite des Raumes repräsentieren alle Schaffensperioden. Als Robbel gerade begann, sich autodidaktisch zunehmend der Malerei zu widmen, entstand die abendliche Szene mit drei Kindern neben einem Gebäude, auf dem der russische Ortsname Gatschina zu erkennen ist. Als kleiner Junge lebte er mit seiner Familie zeitweilig in diesem Ort“, berichtet Karen Grunow. Sie verweist darauf, dass das Bild 1930 entstand und eine Leihgabe von Ronald Paris ist. Insgesamt drei Arbeiten hat der bekannte, in Rangsdorf lebende Künstler, der ein Schüler Robbels war, beigesteuert. Kurt Robbel hatte ab 1951 einen Lehrauftrag und später eine Professur an der Hochschule für angewandte Kunst in Berlin-Weißensee. Die Zeichnungen lassen sich selten datieren: Es sind Bilder von Robbels Italienreisen zu sehen wie „Fischhändler in Catania“ von 1972 und „Römische Landschaft“ von 1957. Aus Grunows Begleittexten erfährt der Besucher etwas zu Entstehung, Hintergründen, Zeitkontext und Herangehensweise des Künstlers – beim Reisethema wie auch den Familienbildern, Stillleben, Selbstporträts, Zeichnungen und Studien. Kurt Robbel wird am 20. Mai 1909 in Berlin geboren. Sein Vater ist der Deutsch Wusterhausener Dekorationsmaler Otto Paul Robbel, Mutter Emma kommt aus Königs Wusterhausen. Die Familie lebt von 1910 bis 1912 bei Sankt Petersburg, wo der Vater als Restaurator arbeitet. Von 1925 bis 1928 macht Robbel eine Holzbildhauer-Lehre, außerdem nimmt er Abendunterricht an der Kunst- und Handwerkerschule Berlin in Bauplastik. 1936 heiratet er Erna Hanne. Sie ziehen nach Mahlow. Nach Einmarsch der Roten Armee 1945 arbeitet er als Dolmetscher in der sowjetischen Kommandantur in Mahlow. Von Mai bis November ist er Bürgermeister von Mahlow. Danach ist er bis 1951 freiberuflich als Maler tätig. 1951 erhält er an der Hochschule für angewandte Kunst in Berlin-Weißensee einen Lehrauftrag. 1958 wird er Professor für Malerei an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. 1957 bis 1970 verschiedene Studienreisen, unter anderem nach Italien. 1974 geht er in den Ruhestand. Für die Galerie des im Bau befindlichen Palastes der Republik entwirft Robbel ein Triptychon. Er erhält den Kunstpreis der DDR. 1982 gibt es die große Ausstellung „Kurt Robbel und seine Schüler“ im Alten Museum in Berlin. Am 11. Juli 1986 stirbt Kurt Robbel in Mahlow. Ein Bild zieht die Aufmerksamkeit durch sein schmales Format und seine Farbigkeit spontan auf sich: „Vera mit gelber Jacke“. Im Ausstellungstext ist zu lesen: Bei dem Mädchen mit konzentriertem Blick handelt es sich um Robbels ältere Tochter, die er 1948 porträtierte. Hier deutet sich schon der bald für ihn sehr typische linearere Stil an. „Nicht jedes Werk erhält eine Beschreibung, wir heben einzelne Arbeiten explizit hervor. Das liegt auch schlicht daran, dass wir sehr viele Zeichnungen zeigen, die man weder datieren, noch benennen kann. Die aber einen sehr guten Einblick in Robbels Ideen- und Motivspektrum, in die Anregungen, die er fand, und seine Auseinandersetzung mit Perspektive sowie seine genaue Herangehensweise an die Arbeit an einem Gemälde geben können“, so die Kunsthistorikerin. Ein Werk für den Palast der Republik: In der aushängenden Biografie ist zu lesen, dass Robbel für einige Monate im Jahr 1945 Bürgermeister von Mahlow war. „Dass dort immer noch viele Straßen die Namen von Künstlern tragen, geht auf seine Initiative zurück“, hebt Karen Grunow hervor. Die Idee zur Ausstellung kam Silvio Fischer, als er einen Artikel von Grunow über den Künstler las. Er nahm Kontakt zu dessen Enkeln auf, die in der Region leben. Diese waren begeistert, weil sie sich schon lange gewünscht hatten, die Arbeiten ihres Großvaters öffentlich zu zeigen. Zu dem Artikel kam es, als die Kunsthistorikerin bei der Ausstellung „Hinter der Maske“ im Museum Barberini 2017/2018, wo auch die Bilder der Galerie aus dem Palast der Republik zu sehen waren, darüber quasi stolperte, dass Kurt Robbel in Mahlow verstarb. Eine Studie zum Mittelteil zu Robbels für den Palast der Republik realisierten Triptychon „Die schaffenden Kräfte“ ist ebenfalls in Wünsdorf zu sehen. Besucherzahl ist eingeschränkt: Ursprünglich sollte die Exposition Anfang April eröffnet werden und bis zum 23. August zu sehen sein. Die Ausstellungsdauer wurde nun deutlich verlängert, voraussichtlich bis zum Spätherbst. Die Organisatoren hoffen, bis dahin auch eine Veranstaltung mit Ronald Paris zu Robbel realisieren zu können. Zurzeit gelten die entsprechenden Corona-Beschränkungen. Gleichzeitig dürfen sich nur fünf Besucher im Museum aufhalten. Das Museum des Teltow in der Schulstraße 15 in Wünsdorf ist samstags und sonntags von 13 bis 16 Uhr geöffnet, sonst nach Vereinbarung. Gruppenführungen sind derzeit nicht möglich. Von Heidrun Voigt

Wünsdorf/Mahlow - Ausstellung zum Werk Kurt Robbels