Zossen: Historische Foto-Schätze weltweit digital zu sehen

Auf der Internetseite museum-digital:brandenburg sind seit Mittwoch auch hunderte Bilder aus Zossen und seinen heutigen Ortsteilen zu sehen, die als schwarz-weiße Papierfotos aus den 1960er Jahren stammen, sowie historische Dokumente. Zu allen Bildern gibt es kleine Geschichten. Zum Beispiel finden Besucher dieser Website dort eine Seite aus einem Poesiealbum. Auf die schrieb Superintendent Carl Friedrich Bauer 1808: „Zur Erinnerung an den feierlichsten Tag Deines Lebens“, gemeint ist der Tag der Konfirmation. Dieses Poesiealbum hatte der Heimatverein Zossen aus einer Oldenburger Sammlung erworben, weil sich dort neben den Zeilen des Superintendenten auf mehreren Seiten weitere Eintragungen von damals in Zossen lebenden Personen finden. Dieser Sprung in die moderne Museumswelt im Jahr des 700. Geburtstags von Zossen ist den beiden Vereinen Heimatverein „Alter Krug“ Zossen und Verein Bildung und Aufklärung Zossen (BAZ) zu verdanken. Sie präsentierten am Mittwochnachmittag im Rathaus den Start dieses digitalen Auftritts. Mit dabei waren wichtige Helfer wie Ulf Preuß, Leiter der Koordinierungsstelle Brandenburg-digital an der Fachhochschule Potsdam. Wie dieser Schritt in die globale Museumswelt in ganz genau einem Jahr gelang, das ließ BAZ-und Heimatvereins-Vorstandsmitglied Rainer Reinecke mit seinem Vortrag und Bildern noch einmal lebendig werden. Zu verdanken ist die neue digitale Bilderflut über Zossen dem großen Interesse der beiden Vereine: Der Brandenburger Museumsverband unterstützt Vereine nicht nur verbal oder bei Anträgen, er bietet auch Schulungen zur Digitalisierung an. So stießen Reinecke und Karola Andrae, die Vorsitzende des Heimatvereins, auf die Möglichkeit, sich praktisch weltweit zu präsentieren. Die Zossener Enthusiasten, die vor allem den „Alten Krug“ sanieren wollen, sahen die Chance, sich ebenfalls auf der Website museum-digital:brandenburg zu präsentieren. Und was eignete sich da besser, als die mehr als 5000 Negative umfassende Sammlung des Fotografen Günter Scheike? Einmalig große Foto-Sammlung kleiner DDR-Orte: Er ist der Vater von Karola Andrae und wäre im kommenden Februar 100 Jahre alt geworden. Mit dem Bau der Berliner Mauer 1961 war Scheike ein Großauftrag des Patentamtes mit Sitz in Westberlin weggebrochen. Deshalb besteht seine umfangreiche Sammlung vor allem aus Fotos von rund 500 kleineren Orten in der ehemaligen DDR, auch aus der Region Zossen. „Dieser Umfang dürfte einmalig sein“, erklärte Reinecke. Genau am 21. Oktober fanden die Vereine die Fördermöglichkeit für ihre Idee, doch nur ganz wenige Wochen bleiben bis zur Abgabe eines Projekts. Sie schafften es – und konnten sich dank aller mobilisierten Helfer bei Stadt, Kreis und Land über 10.000 Euro freuen. Nach der nun erfolgreichen mühseligen Kleinarbeit über die Vereinsbeschlüsse, die Antragstellung, Umsetzung und das Einpflegen dieser Bilderflut ins Internet weiß Rainer Reinecke: „Wenn dort im Internet ein neuer Ordner angelegt werden soll, dann sind dazu 81 Einzelschritte nötig, bei einem zweiten Bild noch 36.“ Sein Fazit nach dem intensiven Lernen der zurückliegenden Monate: „Wir brauchen unbedingt junge Leute in unseren Vereinen.“ Neues Mosaikteil in Brandenburgs digitaler Kulturkarte: Ulf Preuß von der Fachhochschule Potsdam erlebte die Präsentation im Rathaus von Zossen und erklärte danach: „Ich freue mich außerordentlich über die Ergebnisse dieses Projektes und bedanke mich bei allen daran beteiligten Personen.“ Nur mit dem großen Engagement aller, vor allem der vielen Ehrenamtler, könnten digitale kulturelle Inhalte für die Online-Nutzung entstehen. Und er sagte: „Der Heimatverein ,Alter Krug’ hat ein weiteres Mosaikteil in die digitale Kulturkarte des Landes Brandenburg eingefügt.“ Die Ergebnisse zeigten, warum es so wichtig und sinnvoll ist, dass das Land über das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur die Digitalisierung des Kulturerbes seit Jahren fördert. Preuß hofft, dass diesem Beispiel viele andere Einrichtungen folgen und sagte, auch 2021 stünden dafür 250.000 Euro an Förderung zur Verfügung. Wenn ein Verein sich dafür interessiert, der findet die Unterlagen dazu im Internet. Die neuen Zossener Fotoschätze sind auf der Seite von Museum digital zu finden. Von Jutta Abromeit