Janic Habedank aus Bad Belzig gewinnt Fotowettbewerb Augenblicke 2020

Alleine sitzt er da, den Kopf auf die Hand gestützt, vor sich auf dem Tisch einige zerknüllte Blätter. Der 15-jährige Janic Habedank hat in der Kategorie „Mein Leben mit Corona“ des Fotowettbewerbs „Augenblicke 2020“ ein eindrucksvoll arrangiertes Selbstporträt eingereicht. Genutzt hat er dafür die Sony Alpha 6400, eine spiegellose Systemkamera, mit Stativ und Selbstauslöser. Er hat drei Fotolampen für das sehr spärlich von oben einfallende Licht genutzt und eine Nebelmaschine für einen weiteren Effekt. „Verzweifelt mit rauchendem Kopf vor den Aufgaben beim Homeschooling“ hat er das Bild getauft, das die Not der Jugendlichen beim Online-Unterricht zeigen soll. „Es ist schwer, sich da immer selbst zu motivieren“, sagt er. In Schwarz-Weiß habe er das Bild gehalten, um die düstere Stimmung zusätzlich zu unterstreichen. Entstanden ist das Foto während der ersten Corona-Welle am 20. April 2020 in seinem kleinen Studio im Elternhaus. „Aber es ist heute noch genauso aktuell“, sagt der Neuntklässler, der normalerweise mit dem Bus zur Gesamtschule Lehnin (Potsdam-Mittelmark) fährt und das Zusammentreffen mit Freunden in der Schule und bei der Busfahrt in der Lockdown-Zeit sehr vermisst. Auch der Sport und die Treffen bei der Jugendfeuerwehr müssen derzeit pausieren. „Das Foto von Janic hat mich vom ersten Augenblick an abgeholt. Es spiegelt das Jahr 2020 perfekt wieder. Vor allem zeigt es, wie unsere Schüler im vergangen Jahr zu kämpfen hatten. Ein überfordertes Schulsystem, überforderte Lehrer, überforderte Eltern, schlechter Ausbau des Internets im ganzen Land. Und wer musste darunter leiden? Richtig! Unsere Jugend. Dieses Foto ist ein Sinnbild, was in unserer Gesellschaft und vor allem bei der Digitalisierung schiefgelaufen ist. Janic hat den Frust und die Last, die auf der Jugend liegt, perfekt eingefangen. Diese Foto stößt zum Nachdenken darüber an, dass mehr getan werden muss, ob es um die Digitalisierung geht oder unser Schulsystem.“ Jurymitglied Julia Felgentreu, „Augenblicke“-Gewinnerin 2019 Janic Habedank fotografiert seit zwei Jahren, hauptsächlich Naturaufnahmen rund um seinen Heimatort Dippmannsdorf, einen Ortsteil von Bad Belzig (Potsdam-Mittelmark). Manchmal sind es Landschaften, meist aber Tiere oder Pflanzen in Nahaufnahme. „Ich wähle gerne Perspektiven, die das menschliche Auge so nicht hat“, erklärt er. Mit dem Makroobjektiv holt er beispielsweise Wassertropfen ganz nah heran, die er im Quellgebiet Paradies bei Dippmannsdorf fotografiert, oder holt die Lamellen an der Unterseite eines Pilzes in Großaufnahme heran. Er ist viel draußen, unter anderem als Junior-Ranger im Naturpark Hoher Fläming, wo er zum Beispiel mithilft, Krötenzäune aufzustellen. Etwa alle zwei Tage postet er ein außergewöhnliches Naturfoto auf seinem Profil @havethanks bei Instagram und hat damit die beachtliche Anzahl von schon fast 8000 Followern gewonnen. Über das Netz bekommt der Autodidakt viel positives Feedback, manchmal auch Verbesserungsvorschläge. Vor ziemlich genau zwei Jahren, am 8. Februar 2019, hat er das erste Mal mit dem Handy Fotos auf Instagram hochgeladen. Inzwischen hat er noch ein zweites Profil nur für Porträts, dort hat er auch das Schwarz-Weiß-Selbstporträt gepostet, das nun bei „Augenblicke“ gewonnen hat. Von der Oma konnte er sich einen besseren Fotoapparat ausleihen. „Da habe ich gemerkt, dass das etwas für mich ist“, erzählt er. Dann kam die eigene Spiegelreflex-Kamera, jetzt schließlich die spiegellose Systemkamera. „Die ist moderner und hilft mir, mich kreativ auszudrücken“, sagt er. Seine Eltern, selbst keine ambitionierten Fotografen, unterstützen ihn nach Kräften bei seinem Hobby. Lesen Sie dazu auch: Die Augenblicke-Preisverleihung im Video Das sind die Nominierten aller Kategorien Alle Einsendungen aus dem Jahrgang 2020 Jetzt hofft Janic Habedank erst einmal auf die Zeit nach Corona. Er findet zwar in der heimatlichen Natur jede Menge schöne Motive, aber bei einem Urlaub könnte er noch einmal andere Objekte vor die Linse bekommen, hofft er. Wohin es für ihn später einmal beruflich gehen soll, weiß er noch nicht. „Ich würde gerne in Richtung Fotografie etwas machen, aber das ist noch ganz weit weg“, sagt er. Erst einmal steht im nächsten Jahr der Abschluss der 10. Klasse auf dem Programm, später dann das Abitur. Und das Fotografieren wird er natürlich weiter machen. Dass er es beim MAZ-Fotowettbewerb „Augenblicke 2020“ auf den ersten Platz geschafft hat, sieht er als Ansporn. Von Ulrich Nettelstroth