Auf die Umweltschutzorganisation Greenpeace kommt nach dem gelben Einfärben des Kreisverkehrs um die Berliner Siegessäule eine dicke Rechnung zu. Das ergibt sich aus dem Aufwand, den die Berliner Stadtreinigung BSR am Dienstag zur Beseitigung der Farbe hatte.
Die BSR war stundenlang im Einsatz - zunächst mit drei Spülwagen und fünf Kehrmaschinen. Im Laufe des Tages wurde die Zahl der Kehrmaschinen auf acht aufgestockt. Die Mitarbeiter fuhren laut einem Sprecher mehrere Durchgänge, um die Farbe zu entfernen.
Zwar stehe die genaue Höhe der Reinigungskosten noch nicht fest, sagte BSR-Sprecher Sebastian Harnisch am Mittwoch. Klar sei aber: „Wir werden die Kosten dem Verursacher in Rechnung stellen.“
Die Greenpeace-Aktivisten hatten auf dem mehrspurigen Kreisverkehr mit fünf Ausfahrten 3500 Liter gelbe Farbe verteilt. Aus der Luft sollte so das Bild einer Sonne zu sehen sein - als „strahlendes Symbol für die Energiewende“.
Grund für die Protestaktion war das erste Treffen der Kohlekommission der Bundesregierung am Dienstag.
Autofahrer verärgert
Die Umweltschützer wollten ein „strahlendes Symbol für die Energiewende“ schaffen. Jetzt ermittelt die Polizei gegen sie. Auf Unverständnis und Empörung stieß die Aktion bei Nutzern von sozialen Medien und Politikern.
„Der verschleppte Kohleausstieg ruiniert Deutschlands Klimabilanz und bremst die Modernisierung unseres Energiesystems hin zu Solar und Windkraft“, sagte Greenpeace-Sprecher Christoph von Lieven. Bei der Farbe handelt es sich laut Greenpeace um ein ökologisch unbedenkliches, selbst angerührtes Gemisch aus Zellulose und dem Mineral Spinell.
Polizei ermittelt – auch wegen Gewässerverunreinigung
Die Polizei hält das Ganze für weniger unbedenklich. Sie nahm vor Ort die Personalien von etwa 15 Aktivisten auf und ermittelt nun wegen des Verdachts verschiedener Straftaten. Es gehe um den gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr und den Verstoß gegen das Versammlungsgesetz, sagte ein Sprecher. Die Aktion war nicht angemeldet. Einen Bericht, wonach eine Radfahrerin gestürzt war, konnte die Polizei nicht bestätigen.
Außerdem sei nach Rücksprache mit den Wasserbetrieben ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Gewässerverunreinigung eingeleitet worden. Das Schmutzwasser wird demnach an der Stelle direkt in die Spree geleitet. Am Dienstag hatte die Polizei mitgeteilt, dass diejenigen, deren Kleidung oder Fahrzeuge durch die Farbe verschmutzt wurden, Anzeige erstatten könnten.
„Unglaubliche Schweinerei“
Bei Facebook erntete Greenpeace neben zustimmenden Likes und Lachern auch negative Kommentare. So sprechen Nutzer von einer „saudummen, weil lebensgefährlichen“ Aktion, fragen, an wen sie die Reinigungsrechnung fürs Auto schicken können, oder ob die Reinigung zahlreicher Autos auch umweltfreundlich ist. „Diesmal seid ihr zu weit gegangen“, schrieb ein Autofahrer, der nach eigenen Angaben Anzeige erstattet hat.
„Meine Vespa ist von unten gelb. Schuhe sind gelb. Hose ist gelb. Unfallgefahr war hoch für Zweiräder. Wer zahlt den Schaden bei einem Sturz? Die Klamotten, die Reparatur? Die Arztrechnung?“, fragt eine andere Nutzerin, die Greenpeace zwar möge, aber die Aktion „unter dem Strich dann doch nicht cool ...“ findet.
Der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Fraktion Berlin, Oliver Friederici, sprach von einer „unglaublichen Schweinerei“. Greenpeace müsse für die Reinigung sowie für alle weiteren Konsequenzen der „irren Farbschmiererei“ aufkommen und sich bei den Berlinern entschuldigen, forderte er.
Von Andreas Rabenstein