Im Urlaub macht Bodo Wartke eine „Reise nach Eisenach“. Am liebsten trägt er dabei das „gelbe“ Hemd, weil es „dasselbe“ ist. Der Künstler nennt seine besondere Art der Unterhaltung „Klavierkabarett in Reimkultur“: mitreißende Songs voller Wortwitz, zu denen er sich selbst am Klavier begleitet.
Dabei legt der 41-Jährige seinem Publikum immer wieder die Perlen der Hochkultur ans Herz. So lautet sein Fazit aus Schillers Ballade „Die Bürgschaft“ ganz zeitgemäß: „Spiel nicht den Gorilla, zitier’ lieber Schiller!“.
Riesenerfolg mit dem Ödipus
Wartke nahm sich auch die abendfüllende griechische Tragödie „König Ödipus“ vor, wobei er selbst in sämtliche 14 Rollen schlüpfte. Das Stück wurde ein Riesenerfolg; deutschlandweit gab es über 130 Aufführungen.
König Ödipus blendet sich selbst, weil er unwissentlich die eigene Mutter geschwängert hat. An dieser Stelle setzt der zweite Teil der Sophokles-Trilogie ein, „Antigone“, den Wartke ebenfalls modernisiert hat und am 29. November im Potsdamer Nikolaisaal zeigt. Allerdings nicht mehr allein; er teilt sich sich die rasanten Rollenwechsel mit der singenden Kabarettistin Melanie Haupt. Wie auch bei Wartkes „Ödipus“ gilt: Die Sprache ist modern, gereimt und mit witzigen Anspielungen gespickt.
Moderator im Chamäleon-Varieté
Bodo Wartke stammt aus der norddeutschen Marmeladenstadt Bad Schwartau und kam zum Musikstudium nach Berlin. Seine Karriere begann er dort als Moderator im Chamäleon-Varieté am Hackeschen Markt. Er verdiente 50 Mark am Abend; das reichte für die Hinterhof-Einzimmerwohnung mit Kohlenofen.
Inzwischen lebt Wartke in einem gutbürgerlichen Kiez von Kreuzberg. Doch nach wie vor dient ihm das hauptstädtische Treiben als Inspiration für seine kuriosen Verse, die er mit schwungvollem Klavierspiel unterlegt – vom Boogie-Woogie bis zum Blues.
Bodo Wartke & Melanie Haupt: Antigone. 29.11.2018, 20 Uhr, Nikolaisaal Potsdam.
Von Antje Rößler