Die Fassade steht, die Fenster sind eingebaut und auch das komplizierte technische Innenleben ist weitgehend installiert: Das Humboldt Forum in der Hülle des einstigen Preußenschlosses in der Mitte Berlins kann Ende 2019 öffnen. Es läuft nach Plan – jedenfalls was das Bauvorhaben betrifft.
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Inhaltlich dagegen kommt dieses mit Baukosten von 600 Millionen Euro deutschlandweit größte Kulturprojekt auch nach 15-jähriger Planung immer noch recht unausgegoren daher. Dabei hatte Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) drei Gründungsintendanten berufen: Den schottischen Museumsmann Neil MacGregor, den Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz Hermann Parzinger und den Kunsthistoriker Horst Bredekamp, die sehr viel über Weltkultur im Barockschloss sprachen, ohne wirklich Spannendes zu präsentieren. Immerhin, ein Ort der Auseinandersetzung mit deutscher und kolonialer Geschichte, ein Zentrum für Kunst, Kultur und Wissenschaft soll entstehen – mit Film, Theater, Tanz und Performance.
Zu den künftigen Nutzern gehören die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die auf zwei Etagen die ethnologischen und asiatischen Sammlungen zeigt, die einst in Berlin-Dahlem untergebracht waren. Das Land Berlin darf eine eigene Dauerausstellung einrichten und die Humboldt-Universität bekommt ein Plätzchen für die Wissenschaft und das historische Lautarchiv. Dennoch ist die Struktur durch zahlreiche Verantwortliche schwer zu durchschauen, auch um Kompetenzen hatte es Gerangel gegeben. So schlug Inès de Castro, die die Museen übernehmen sollte, die Stelle aus. Im Sommer verließ die Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy den Expertenbeirat.
Die Stiftung Humboldt Forum, Bauherrin und Betreiberin des Mammutprojektes, rechnet mit drei bis vier Millionen Besuchern im Jahr bei freiem Eintritt – damit nicht nur Touristen, sondern auch Besucher kommen, wie es heißt. Auf den vier Geschossen mit jeweils einer Fläche in der Größe von etwa drei Fußballfeldern wird es neben den Ausstellungen täglich drei Veranstaltungen geben, das sind rund 1000 im Jahr. Zwischen 50 und 60 Millionen Euro beträgt das Budget, mehr als eine Million Euro pro Woche. Die Zahl der Mitarbeiter steigt von derzeit 90 auf 350, Aufsichtspersonal, Shops, Cafés nicht mitgerechnet.
Von Claudia Palma