Trojanisches Pferd auf Arabisch: Bei den Dreharbeiten zu „Homeland“ in Deutschland – unter anderem Potsdam, Berlin und Nauen, haben Künstler den Machern Graffiti-Botschaften untergejubelt, die die US-Serie aufs Korn nehmen. Die deutschen Graffiti-Künstler waren nach eigenen Angaben für die aktuelle Staffel engagiert worden und sollten authentische arabische Schriftzüge an den Wänden eines Sets für ein Flüchtlingscamp in Berlin anbringen.
Mit politischen Botschaften gespickt
Doch dass die Künstler die Serie keineswegs Ernst nehmen, ja sogar verurteilen, ist spätestens seit Mittwoch klar. Nachdem die zweite Folge der fünften Staffel in den USA gezeigt wurde, wissen nun alle: Den Job bei dem Dreh in und um Berlin nutzten sie, um Aussagen wie „“Homeland“ ist rassistisch“, „“Homeland“ ist keine Serie“, „Homeland ist ein Witz und wir können darüber nicht lachen“ oder „Homeland ist eine Wassermelone“ zu malen. Eigentlich aber hätten Schriftzüge realisiert werden sollen wie „Mohamed ist der Größte“.
Die Künstler wollten damit ihren Unmut zum Ausdruck bringen, wie es in einem Statement heißt. Sie monieren unter anderem eine undifferenzierte Darstellung von Arabern, Pakistanis und Afghanen schreiben selbst, die Serie hätte sie politisch frustriert. „Es war der Moment, unsere Meinung über die Serie loszuwerden", sagen die Künstler. Die Sprayer meinen, die Serie würde ein Horror-Bild der arabischen Welt zeigen. Sie sei nichts weiter als „politische Propaganda“.
Produktion verpasste die Kontrolle
In ihrem Statement machen die Künstler auch deutlich: Es war der Produktion völlig egal, was die Zeichen bedeuten – Hauptsache sie wirkten authentisch. Dumm gelaufen für Homeland – denn die Produzenten selbst kontrollierten tatsächlich nicht, was dort eigentlich die Wände zierte.
Die ausführende Produktionsfirma Studio Babelsberg wollte den Vorfall nicht kommentieren, wie Sprecher Eike Wolf am Donnerstag auf Anfrage in Potsdam sagte.
„Homeland“-Erfinder Alex Gansa sagte der Website deadline.com: „Wir hätten uns gewünscht, diese Bilder vor der Ausstrahlung zu entdecken.“ Zugleich bewunderte der Produzent „diesen Akt künstlerischer Sabotage“. Der Sender „Showtime“, der die Rechte an der Serie hält, hat sich indes nicht zu den subversiven Botschaften geäußert.
Homeland hatte im Zuge der Produktion in Deutschland vor allem damit für Aufsehen gesorgt, dass alles unter größter Geheimhaltung geschehen war. Kaum einer kam Schauspielerin Claire Danes, die die Hauptrolle besetzt, beispielsweise zu Gesicht.
Tausende Menschen hatten außerdem versucht eine Komparsenrolle zu ergattern. Sie wurde öffentlich ausgeschrieben – entsprechend gab es auch ein öffentliches Casting. Schon dort waren Männer mit langen Bärten bevorzugt.
Die fünfte Staffel ist seit Anfang Oktober in den USA zu sehen. In Deutschland ist der genaue Sendetermin im Free-TV noch offen. Der Erfolg von „Homeland“ bringt seit Jahren Licht und Schatten mit sich: Einerseits wurde die Serie um die Abenteuer der CIA-Agentin Carrie Mathison (Claire Danes) in der weltweiten Terrorabwehr mehrere Male mit Emmys und Golden Globe Awards ausgezeichnet. Auch US-Präsident Barack Obama gehört zu den Fans. Doch immer wieder haben Kritiker „Homeland“ auch islamophobe Klischees vorgeworfen.
Von MAZonline und dpa