Kulturministerin Schüle über Denkmalförderung in Brandenburg

Eine der größten Bürgerbewegungen Brandenburgs nannte Kulturministerin Maja Schüle (SPD) gestern bei einer Bilanzpressekonferenz die vielen ehrenamtlichen, lokalen Initiativen, die sich für die Sanierung geschützter Denkmäler stark machen. 43 bedrohte Bauzeugnisse konnte ihr Haus im Jahr 2020 im Rahmen der Denkmalhilfe mit insgesamt 1,5 Millionen Euro fördern. Ein recht ungewöhnliches Projekt war die Sanierungsmaßnahme der Schiffsmastlegeanlage in Plaue (Brandenburg/Havel). Die A 2 des 18. Jahrhunderts: Torsten Braun, Vorsitzender des Unabhängigen Bürgervereins Plaue e.V., kann sich daran erinnern, wie er als Kind in der geheimnisvollen Ruine am alten Plauer Kanal gespielt hat. „Das meiste war vom Sand verschüttet.“ Vor zehn Jahren ergaben Nachforschungen, dass es sich dabei um die letzte erhaltene Schiffsmastlegeanlage in Deutschland handelt. Im 18. und 19. Jahrhundert wurde das Bauwerk dazu benutzt, die Masten der Segellastkähne runterzuklappen und wieder aufzurichten. „In Hochzeiten haben die Stelle, die hinter der alten Plauer Brücke liegt, mehrere tausend Kähne passiert. Sie hatten Salz aus Magdeburg oder Torf und Ziegel für Berlin geladen. Das war, wie heute auf der A 2“, erzählt Braun. Rätselhaftes Bauwerk: Die Idee für das Gebäude geht auf Friedrich II. zurück, der 1745 anregte, auf dem Plauer Kanal zu treideln. Mit Aufkommen der Dampfschifffahrt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erledigte sich der Einsatz von Segellastkähnen und der Kranarm wurde demontiert. Das Bauwerk blieb dem Verfall preisgegeben. Keiner wusste mehr, wozu es überhaupt gut war. Ein eigens gegründeter Verein in Plaue ließ 2018 die gemauerten Steine vom Sand befreien. Schließlich wurden auch die Anträge des Vereins auf Sanierungsmittel positiv beschieden. Das Land Brandenburg gab 43 000 Euro. Und die Stadt Brandenburg und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz legten jeweils noch 10 000 Euro drauf. 6,7 Millionen Euro für Stiftungen: Die Mittel für Denkmalschutz beziffert das Kulturministerium für 2020 auf knapp 13 Millionen Euro. Rund 6,7 Millionen Euro flossen an Stiftungen für den Erhalt ihrer Bausubstanz. Davon erhielt die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg rund 2,25 Millionen Euro. Die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten konnte 730 000 Euro abrufen. Und etwa 3,7 Millionen Euro bekam die Stift Neuzelle für die weitere Instandsetzung der Klostergebäude und des Barockgartens. Mit rund 3,6 Millionen Euro wurden Kirchen und Religionsgemeinschaften bei der Sanierung von sakralen Gebäuden und Jüdischen Friedhöfen gefördert. Für 36 alte Stadtkerne: Insgesamt habe das Land Brandenburg im vergangenen Jahr rund 40 Millionen Euro in die Sicherung, Sanierung und Restaurierung von Denkmälern investiert. Das seien rund drei Millionen Euro mehr als im Vorjahr, betonte Manja Schüle gemeinsam mit Brandenburgs Infrastrukturminister Guido Beermann (CDU). Der verwies darauf, dass mit dem Bund-Länder-Programm „Lebendige Zentren“ in Brandenburg für 2020 bis 2024 mehr als 27 Millionen Euro Bundes- und Landesmittel zur Verfügung gestellt würden. Das Geld solle in dem Zeitraum insgesamt 36 historischen Stadtkernen und denkmalgeprägten Innenstadtbereichen zugute kommen. Denkmalhilfe 2021 aufgestockt: Landeskonservator Thomas Drachenberg zeigte sich bei der Gelegenheit nicht ganz so zufrieden. Das Personal des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege sei vor vielen Jahren auf zwei Drittel zusammegespart worden. Nun habe die Corona-Krise den geplante Stellenaufwuchs verzögert. „Ich freue mich, dass die Mittel für den Denkmalschutz kontinuierlich da sind. Das Antragsvolumen übersteigt das Budget allerdings um ein Vielfaches“, so Drachenberg. Er verglich die 1,5 Millionen Euro Denkmalhilfe Brandenburgs mit dem Etat von Mecklenburg-Vorpommern (2 Millionen) und Sachsens (5 Millionen). Schüle wandte dagegen ein, dass die Zahlen schwer zu vergleichen seien und fügte stolz hinzu: „Wir haben unsere Denkmalhilfe zur Sicherung und Sanierung von bedrohten Gebäuden für 2021 um 370 000 Euro auf 1,87 Millionen Euro aufgestockt.“ Von Karim Saab