Das schönste Roadmovie des Festivals hat der Österreicher Hans Weingartner gedreht. Er schickt seine beiden 24-jährigen Protagonisten Jan und Jule in einem „303“-Wohnmobil von Berlin nach Portugal. Jule (Mala Emde) ist schwanger und will dort ihren Freund besuchen. Jan (Anton Spieler) stößt beim Trampen dazu. Er ist auf dem Weg nach Spanien, um seinen leiblichen Vater zu besuchen. Beide verstricken sich shnell in Diskussionen und so entspinnen sich bald temperamentvolle und vielschichtige Gespräche über den Kapitalismus, die Natur des Menschen, die Liebe und den Sinn des Lebens. Dass Hans Weingartner eine Schwäche für Naturwissenschaft hat, ist den Dialogen anzumerken. So wird beispielsweise lange und auf sehr komische Weise erörtert, ob sich auf der Oberlippe Hormone befinden und was sie bewirken. 145 Minuten sieht und hört man den beiden gebannt und fasziniert dabei zu, wie sie versuchen, sich nicht ineinander zu verlieben. Die Dialoge kommen so natürlich daher, dass man kaum glauben kann, dass sie tatsächlich einem Drehbuch entstammen.
„303“ ist ein wunderbarer Film, ein „Anti-Tinder-Film“: Nicht wisch und weg, sondern eine langsame Annäherung zweier Seelen.
Info Zu sehen am 19.2., 15.30 Uhr Cubix und am 25.2., 20 Uhr im Haus der Kulturen der Welt
Von Claudia Palma