arte und Museum Barbarini Potsdam produzieren Film über Claude Monet: "Monet. Orte", Regie: Mathias Frick

Der große Saal im Museum Barberini in Potsdam war am Donnerstag bis auf den letzten Platz besetzt. „Wir sind keine Spielstätte der Berlinale. Aber zum ersten Mal findet bei uns eine Film-Weltpremiere statt“, begrüßte Chefkurator Michael Philipp das gespannte, kunstsinnige Publikum. Die bisher größte Ausstellung mit Bildern von Claude Monet in Deutschland wurde über drei Jahre gemeinsam mit dem Denver-Art-Museum vorbereitet. In dieser Zeit entstand auch der gleichnamige Film „Monet. Orte“ in enger Kooperation mit Arte. Der Fernsehsender strahlt die 52-minütige Dokumentation über den französischen Maler am Sonntag, 16 Uhr, aus und stellt sie auch bis zum 29. Mai in die Arte-Mediathek. Es empfiehlt sich, die filmische Hommage an Monets Kunst auf der großen, hypermodernen Medienwand im Barberini anzuschauen, wo sie bis zum 1. Juni zwei Mal täglich zu sehen sein wird. Die dick aufgetragenen und sich auch wild überlagernden Pinselstriche erscheinen hier in einer Plastizität, die herkömmliche Mattscheiben nicht wiedergeben. Der Effekt lohnt sich bei Monet um so mehr, da er einer der ersten Maler war, der gegen das Ideal glatter, ruhiger Oberflächen anmalte. Die Sehgewohnheit bedienten Mitte des 19. Jahrhunderts noch Maler wie Ingres (1780-1867). Der frische Blick aus dem Fester: Im Film kommt auch Daniel Zamani zu Wort, der die schlüssige Anordnung der 110 Gemälde in Potsdam besorgt hat. Der Kurator erzählt, dass Monet bei seinen Besucher im Louvre nicht die verehrten Alten Meister kopierte, sondern damit provozierte, einfach einen Ausblick aus dem Louvre-Fenster zu malen. In einem Gespräch mit den Protagonisten nach der Filmpremiere wurde deutlich, wie spannend für die Ausstellungsmacher die Leihakquise war. Dank des Grundstocks von Hasso Plattners Sammlung kamen 110 Gemälde zusammen. Alles in allem soll es 1893 echte Monets geben. Die Obsession des Christoph Irrgang: Der Impressionist ließ sich von Orten inspirieren und erforschte ihre Aura in höchst unterschiedlichen Lichtstimmung. Regisseur Mathias Frick heftet sich im Film an die Fersen des Fotografen Christoph Irrgang. Der wiederum wurde vom Barberini-Museum beauftragt, weltweit die Landschaften zu inspizieren, in denen Monet seine Staffelei aufgestellt hat. Irrgang führte mit einer obsessiven Forschungsarbeit den Nachweis, dass sich die scheinbare Flüchtigkeit impressionistischer Motive und die präzise Wiedergabe topografischer Gegebenheiten nicht ausschließen. Drei Dörfer an der Seine: Der Film schneidet Monets Ansichten gegen historische und heutige Bildaufnahmen. Er besichtigt Monets Lebensstationen Paris und die immer nördlich gelegeneren Seine-Dörfer Argenteuil, Vétheuil und Giverny. Reiseziele wie London, Venedig oder die Mittelmeer-Badeorte Bordighera und Antibes bleiben ausgespart. Mit aufgerauter, tiefer, brüchiger Stimme werden Bekenntnisse des Malers aus dem Off eingesprochen – Sätze wie „Man sollte eine Weile an dem Ort gelebt haben, um ihn malen zu können.“ Schade, dass die musikalische Untermalung, gebrochene Klavierakkorde und vereinzelte Streicherklänge, einem Fertigbaukasten entstammen. Die letzten 40 Jahre seines langen Lebens malte Monet unentwegt einen Ort, den er selber schuf: den Seerosenteich in Giverny. Dass er hier die Grundlagen für die bald aufkommende abstrakte Malerei legte, geht in diesem Film etwas unter. Aber ein Statement von Barbarini-Chefin Ortrud Westheider gibt auch einen Wink in diese Richtung. Von Karim Saab

Bildende Kunst - Das Museum Baberini und arte zeigen einen sehenswerten Claude-Monet-Film