Nach der strapaziösen Flugreise haben die chinesischen Pandabären Meng Meng und Jiao Qing in ihrer ersten Nacht im Berliner Zoo gut geschlafen. «Die Pandas haben ihre neue Umgebung erstmal ausführlich inspiziert. Im Gehege wurde alles neugierig angeknabbert», sagte Zoo-Sprecherin Christiane Reiss am Sonntag.
«Ihre erste Bambus-Mahlzeit in Berlin haben die Pandas noch am Samstagabend zu sich genommen.» Danach hätten sie von 23 Uhr bis 6 Uhr fest geschlafen. Zwei Betreuer aus China waren mitgereist, um die Eingewöhnung der Bären zu begleiten. Im Gepäck hatten sie eine Tonne original chinesischen Bambus.
Nach langen Verhandlungen waren die beiden chinesischen Riesenpandas Meng Meng (Träumchen) und Jiao Qing (Schätzchen) am Samstag auf dem Flughafen Schönefeld (Dahme-Spreewald) angekommen. Die Frachtmaschine mit den beiden Transportboxen an Bord landete etwas verspätet kurz vor 15 Uhr.
Der Berliner Zoo hat auf seinen Internetseiten einen Panda-Blog eingerichtet und hatte zudem einen Livestream auf Facebook zur Ankunft der Pandas in Berlin gestartet.
Als Empfangskomitee standen Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) und der chinesische Botschafter Shi Mingde bereit. Der Cargoflieger hatte eine Zwischenlandung in der russischen Stadt Nowosibirsk. Das Pärchen wurde vom Berliner Tierarzt Alexander Ochs begleitet.
Erst kurz vor der Fahrt zum Flughafen in Chengdu (Provinz Sichuan) wurden die beiden am frühen Morgen in die Transportboxen gebracht, «damit sie nicht unnötig lang in den Kisten sein müssen», sagte Ochs. «Wichtig ist, dass den Tieren nicht vermittelt wird, dass etwas Besonderes passiert.»
Spezielle Boxen für die Pandas
Die 550 Kilogramm schweren Boxen sind besonders ausgestattet und waren schon im April bei dem Transport von zwei Pandas in die Niederlande erfolgreich im Einsatz. «Die Pandas werden darin nicht mitkriegen, was um sie herum passiert», sagte Ochs. Als Futter wird Bambus und «Panda-Brot» mitgenommen. Die Spezialität wird aus verschiedenen Mehlsorten, Haferflocken mit Erdnussöl und wichtigen Zusatzstoffe gebacken, die den Tieren mehr Energie geben sollen.
Die Pandas bekamen keinerlei Medikamente für den Transport. Tierarzt Ochs hat während des Fluges immer wieder nach ihnen geschaut. Die Pandas sollten möglichst wenig aufgeregt werden, sind aber vergleichsweise leicht zu transportieren. «Die Bären sind relativ unkompliziert und nicht mit Giraffen oder Antilopen zu vergleichen.»
Panda-Gehege für 9 Millionen Euro
Im Berliner Zoo beziehen die beiden Pandas ein neun Millionen Euro teures neues Gehege mit chinesischen Pavillons, roten Laternen und einem Kletterspielplatz.
An Bord des Flugzeugs war auch eine Tonne von dem ihnen vertrauten Bambus aus Chengdu, damit die Tiere sich erst langsam an den neuen Bambus gewöhnen können, den der Zoo künftig aus den Niederlanden geliefert bekommt. Mit dem Pärchen wird der Berliner Zoo der einzige in Deutschland sein, der Pandas besitzt. Sechs Jahre nach dem Tod von Eisbär Knut sollen die beiden Riesenpandas die neue Attraktion werden.
Pandas bleiben chinesisches Staatseigentum
Die schwarz-weißen Bären sind aber nur geliehen, da Pandas sowie ihr Nachwuchs grundsätzlich chinesisches Staatseigentum bleiben. China verlangt eine Leihgebühr von einer Million US-Dollar pro Jahr. Das Geld fließt in den Schutz von Pandas und die Forschung. Die Kooperation mit dem Berliner Zoo läuft über 15 Jahre.
Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping will die Pandas bei seinem Besuch in Berlin vor dem Hamburger Gipfel der führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) zusammen mit Kanzlerin Angela Merkel voraussichtlich am 5. Juli im Zoo besuchen.
Hoffen auf Panda-Nachwuchs
Es wird gehofft, dass die beiden Pandas in Berlin für Nachwuchs sorgen werden. «Wir werden sehen, wie sich die Tiere verhalten, wenn sie bei uns in Berlin sind», sagte Tierpfleger Christian Toll, der für das Pärchen verantwortlich sein wird. «Sie werden sich sehr wohlfühlen», ist der 34-Jährige überzeugt. «Sie haben eine schöne große Freianlage mit viel Schatten, dann das klimatisierte Haus, drinnen und draußen viele Klettermöglichkeiten.»
«Nachwuchs wäre natürlich das absolut wünschenwerte Ziel, aber es ist nicht so leicht, weil das Weibchen nur kurze Zeit im Jahr fruchtbar ist», erläuterte Toll. «Das wird man sehen.» Panda-Weibchen sind nur einmal im Jahr für drei bis vier Tage fruchtbar. Auch sind Pandas eigentlich Einzelgänger. So werden «Träumchen» und «Schätzchen» auch in Berlin getrennt untergebracht.
«Wir werden versuchen, dass sich beide im Vorfeld aneinander gewöhnen», sagte Toll. «Sie sollen sich schon lange vorher riechen, dann auch sehen und hören können - umso besser sind sie dann aufeinander eingespielt, wenn die heiße Phase beginnt.»
Von Andreas Landwehr und Ulrike von Leszczynski