Es war angeblich seine Unterwäsche, die Klarheit brachte. Laut kurdischen Angaben wurde der Anführer der Terrormiliz IS, Abu Bakr al-Bagdadi, vor dem amerikanischen Militäreinsatz durch eine DNA-Probe identifiziert. Das teilte Polat Can, ein ranghoher Vertreter der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) am Montagabend auf Twitter mit.
"Seit dem 15. Mai haben wir mit der CIA zusammengearbeitet, um Al Bagdadi ausfindig zu machen und genau zu überwachen", erklärte Can. Durch eigene Quellen hätten die SDF bestätigen können, dass der Terroristenführer aus dem Gebiet Al Dashisha nach Idlib umgezogen war.
1- Through our own sources, we managed to confirm that Al Baghdadi had moved from Al Dashisha area in Deir Al Zor to Idlib. Since 15 May, we have been working together with the CIA to track Al Baghdadi and monitor him closely.
— بولات جان Polat Can (@PolatCanRojava) October 28, 2019
DNA-Test mit gestohlener Unterwäsche
Eine der SDF-Quellen habe anschließend al-Bagdadis Versteck ausfindig machen können. Den Angaben zufolge war der IS-Anführer kurz davor, erneut in einen anderen Unterschlupf zu wechseln. Der SDF-Quelle sei es gelungen, al-Bagdadis Unterwäsche zu stehlen. Ein DNA-Test habe dann Klarheit gebracht: Es handelt sich tatsächlich um den bärtigen selbsternannten "Kalifen".
3 - Our own source, who had been able to reach Al Baghdadi, brought Al Baghdadi’s underwear to conduct a DNA test and make sure (100%) that the person in question was Al Baghdadi himself.
— بولات جان Polat Can (@PolatCanRojava) October 28, 2019
Bereits vor mehr als einem Monat sei dann der Entschluss gefallen, al-Bagdadi zu "eliminieren". Der Rückzug der US-Truppen und der türkische Einmarsch hätten die SDF jedoch dazu gebracht, ihre Sondereinsätze einzustellen – auch die Jagd auf al-Bagdadi.
"Alle Erkenntnisse, der Zugang zu Al Baghdadi sowie die Identifizierung seines Aufenthaltsortes waren das Ergebnis unserer eigenen Arbeit" schrieb Polat Can. "Unsere Geheimdienstmitarbeiter waren daran beteiligt, Koordinaten zu senden, den Abwurf aus der Luft zu leiten, an der Operation teilzunehmen und sie bis zur letzten Minute zu einem Erfolg zu machen."
5- All intelligence and access to Al Baghdadi as well as the identification of his place, were the result of our own work. Our intelligence source was involved in sending coordinates, directing the airdrop, participating in and making the operation a success until the last minute
— بولات جان Polat Can (@PolatCanRojava) October 28, 2019
Nicht nur im Vorfeld, auch während der Militäroperation spielte die DNA des Terroristenführers eine große Rolle bei seiner Identifizierung. Al-Bagdadi sprengte sich nach dem Eintreffen der amerikanischen Militäreinheit mit einem Sprengstoffgürtel in die Luft und riss dabei drei Kinder mit in den Tod, wie US-Präsident Donald Trump erklärte. Anschließend sei noch vor Ort ein DNA-Test seiner Überreste durchgeführt worden. Auch hier war das Ergebnis klar: Er ist es. Der "Kalif" ist tot.
Türkei will kurdische Verdienste nicht anerkennen
Ob es tatsächlich vor allem die Geheimdienstarbeit der kurdisch dominierten SDF war, die zur Entdeckung von al-Bagdadis Aufenthaltsort geführt hat, ist bislang unklar. Donald Trump dankte am Sonntag Russland, der Türkei, Syrien, dem Irak und kurdischen Kämpfern in Syrien für ihre Unterstützung. Der SDF-Kommandeur Maslum Abdi hatte bereits am Sonntagvormittag erklärt, der Militäreinsatz der USA gehe auf eine "gemeinsame Geheimdienst-Arbeit" der SDF mit den USA zurück.
Augenzeuge schildert Angriff auf IS-Anführer al-Bagdadi
Die türkische Regierung reklamierte ihrerseits für sich, bei der Ergreifung des IS-Anführers mitgeholfen und "koordiniert" zu haben. Außenminister Mevlüt Cavusoglu sagte: "Die Türkei und die USA haben bei der Neutralisierung Bagdadis zusammengearbeitet." Die Verdienste der kurdisch dominierten SDF will die Türkei nicht anerkennen. "Von wegen sie haben Geheimdienstinformationen geteilt und Unterstützung geboten und so weiter", sagte Präsidentensprecher Ibrahim Kalin. Das seien "Bemühungen, die Terrororganisation YPG zu legitimieren".
RND/fh