Kaum Passagiere: Terminal 5 am BER soll geschlossen werden

Die corona-bedingte Krise des Luftverkehrs könnte zu einem vorzeitigen Aus des alten Schönefelder Terminalgebäudes führen. Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup will mit einer Schließung von Terminal 5 Betriebskosten sparen. Mit Beginn des Sommerflugplans im März 2021 könnte T5 vom Netz genommen werden. Entsprechende Pläne soll der Aufsichtsrat am Freitag erörtern, berichtete die „Berliner Morgenpost“. Lütke Daldrup habe die Pläne am vergangenen Freitag im Projektausschuss des Aufsichtsrats vorgestellt, hieß es. Das Terminalgebäude soll demnach für zunächst ein Jahr nicht genutzt werden. Hintergrund sind die schlechten Passagierzahlen. „Angesichts der schlechten verkehrlichen Entwicklung müssen wir darüber nachdenken, ob wir T5 in 2021 wirklich benötigen“, sagte Lütke Daldrup dem Blatt. Derzeit seien am BER nur ein Zehntel der Passagiere des Vorjahreszeitraums unterwegs. „Alle deutschen Flughäfen zusammen erwarten für 2020 insgesamt ein Minus von 75 Prozent und für das Jahr 2021 ein Minus von etwa 65 Prozent gegenüber 2019“, sagte er. Lesen Sie: Wie sich MAZ-Leser an den Flughafen Schönefeld erinnern Die Flughafengesellschaft FBB steht unter massiven Kostendruck und benötigt für die kommenden Jahre weitere Finanzhilfen vom Staat. Deswegen muss Lütke Daldrup Kosten sparen. Wie viel es bringen würde, wenn T5 für ein Jahr vom Netz geht, wollte die Flughafengesellschaft nicht genau beziffern. Die Rede ist von einem hohen Millionenbetrag. Brandenburg legt 204 Millionen Euro beiseite: Der zusätzliche Finanzbedarf liegt zwischen 500 und 550 Millionen Euro. Es könnten sogar noch mehr werden. Brandenburgs will im neuen Landeshaushalt 204 Millionen Euro BER-Hilfen verankern. Das Land hält 37 Prozent der Anteile am BER, so viel wie Berlin. Auf den Bund entfallen 26 Prozent. Hochgerechnet auf alle drei Gesellschafter würden für den BER im kommenden Jahr also Finanzhilfen in Höhe von 550 Millionen Euro fällig werden. Intern geht Lütke Daldrup aber schlimmstenfalls sogar von einem höheren Finanzbedarf aus, nämlich von 660 Millionen Euro. Das geht aus einem Schreiben der Parlamentarischen Staatssekretärin Bettina Hagedorn an den Bundestagsabgeordneten Sven-Christian Kindler (Grüne) hervor. Es handelt sich dabei um ein Worst-Case-Szenario. Terminal T2 könnte stattdessen ans Netz: Betroffen von einer Schließung von T5 wären die Airlines Ryanair und Wizz. Wenn sie ans neue Terminal T1 umziehen müssten, müssten sie dort auch höhere Gebühren zahlen. Die Maschinen der Airlines sind sind zum Teil nur halb besetzt. Sie bieten derzeit auch nur ein Viertel der Flüge aus der Zeit vor Corona an. Im Frühsommer hatte Lüdke Daldrup eine vorzeitige Schließung des inzwischen vom Netz gegangen Flughafens Tegel in Spiel gebracht, nachdem der Luftverkehr bei der ersten Corona-Welle massiv eingebrochen war. Weil die Fluggastzahlen nach dem ersten Lockdown wieder etwas gestiegen waren und insbesondere der Bund im Aufsichtsrat skeptisch war, blieb Tegel bis zu seinem endgültigen Aus am 8. November noch am Netz. Falls die Passagierzahlen im Frühjahr schneller steigen als erwartet, könnte am BER das neue Terminal T2 Gäste abfertigen. Es ist schlüsselfertig, wurde aber mit der Eröffnung des Flughafens Ende Oktober noch nicht in Betrieb genommen – aus Mangel an Passagieren. Unabhängig von der Corona-Krise war klar, dass die Tage des Terminals 5 gezählt sein würden. Die alte Abflughalle soll ihre Schuldigkeit getan haben, sobald auf dem BER-Gelände Terminal T3 entsteht. Doch wie die anderen Ausbauprojekte des Flughafens, so etwa die Airport-City mit Bürogebäuden, liegt auch dieses Vorhaben angesichts der unklaren Perspektiven für den Luftverkehr auf Eis. Mit den Planungen für T3 soll erst begonnen werden, wenn die Flughafengesellschaft sich wieder in sichererem Fahrwasser befindet. Je nachdem, wie lange die Luftfahrtkrise anhält und wie rasch sich die Passagierzahlen normalisieren, könnte Schönefeld im März vielleicht sogar für immer vom Netz gehen. Von Torsten Gellner