Tegel in Corona-Zeiten vom Netz zu nehmen, wäre ein Gebot der Vernunft

Während sich die Flughafeneigentümer am Montagvormittag in einer Telefonschalte berieten und dabei die Frage zur Zukunft Tegels verschoben, fielen an dem Flughafen mehr als hundert Flüge aus. Nur eine handvoll Maschinen hob noch ab. Seit Wochen geht das so. Knapp 3000 Passagiere finden sich täglich in Tegel und Schönefeld ein. Normal wären 73.000. Vieles spricht also dafür, Tegel vom Netz zu nehmen und den Verkehr vorübergehend nur über Schönefeld abzuwickeln. Alles ließe sich dort bewerkstelligen. Es gibt in Schönefeld kein Nachtflugverbot, dafür ein großes Frachtzentrum und anders als in Tegel ein Medical Assessment Center für medizinische Notfälle wie in Pandemie-Zeiten. Lesen Sie hier: Entscheidung zu Tegel erst nach Ostern Es ist jetzt keine Zeit für Tegel-Nostalgie. Ja, dieser altgediente Flughafen ist in seiner Einfachheit unglaublich effektiv. So etwas wird heute leider nicht mehr gebaut. Wer aber glaubt, Tegel müsse trotz Krise offen bleiben, hat das Ausmaß der Pandemie nicht erfasst. Selbst wenn nach Ostern der Shutdown beendet würde (was nicht geschehen wird) und die Wirtschaft langsam wieder anlaufen würde, bräuchte man Tegel vorerst nicht. Bis sich die internationale Luftfahrt von dem Desaster erholt, wird es Monate dauern. Wer soll in Tegel denn starten und landen? Bleibt der Risiko-Faktor BER: Er soll Ende Oktober eröffnen, aber auch das könnte wieder schief gehen. Dann wäre man womöglich weiter auf Tegel angewiesen. Aber das ließe sich durchaus gewährleisten. Denn Tegel soll ja nur auf Stand-by gesetzt werden. Er wäre binnen zwei Wochen wieder einsatzbereit. Gerne auch länger, wenn die BER-Blase wieder platzt. Von Torsten Gellner

Krise der Luftverkehrswirtschaft - Tegel in Corona-Zeiten vom Netz zu nehmen, wäre ein Gebot der Vernunft