Startschuss für PtX Lab Lausitz: Cottbus wird Zentrum für Zukunftstechnologie Wasserstoff

Die Lausitz bleibt Energiestandort –trotz geplantem Kohleausstie g. In Cottbus fiel am Dienstag der Startschuss für das sogenannte PtX Lab Lausitz, mit dem die Gewinnung von grünem Wasserstoff vorangetrieben werden soll. Ein Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern soll Konzepte für die Nutzung der neuen Technologie entwickeln und das neue Kompetenzzentrum zu einem internationalen Anlaufpunkt machen. „Flugzeuge und Schiffe brauchen klimafreundliche Treibstoffe, und die chemische Industrie braucht grüne Grundstoffe. In Deutschland haben wir das nötige Know-how, um PtX-Technologien weltweit auf den Markt zu bringen“, sagte Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD). Der Bund fördert das Kompetenzzentrum zur Gewinnung synthetischer Treibstoffe mit 180 Millionen Euro aus dem Strukturstärkungsgesetz. Das PtX Lab solle als „Denkfabrik, Dialogplatform und Startrampe für neue Projekte“ dienen. Eine Vielzahl von Unternehmen in der Region hätten schon Interesse an einer Zusammenarbeit mit dem Zentrum bekundet, unter anderem BASF, Rolls Royce und Sunfire. 60 Arbeitsplätze bis 2030: Herzstück des Zentrums soll eine Demonstrationsanlage für die Energieumwandlung werden. Rund 60 Arbeitsplätze sollen bis 2023 entstehen – mit der Perspektive von doppelt so vielen Stellen. Wo genau die Anlage entstehen soll, ist noch unklar. Und auch wann sie ihren Betrieb aufnehmen wird. „Wir wollen dieses Jahr ein Konzept entwickeln und dann das dann schnell wie möglich umsetzen“, verspricht Harry Lehmann, der Leiter des PtX Lab Lausitz. Aber wie genau wird aus Wasser und Strom Treibstoff hergestellt? PtX-Technologien sollen es ermöglichen, Stromüberschüsse aus erneuerbaren Energien zu speichern oder anderweitig zu nutzen. Dabei wird aus elektrischem Strom aus erneuerbaren Energien und Wasser Wasserstoff hergestellt. Dem gewonnene Wasserstoff wird dann in einem zweiten Schritt CO2 zugeführt, um zum Beispiel einen Flüssigtreibstoff oder ein Gas herzustellen. Schlüsseltechnik für Klimaneutralität: Die PtX-Technologie ist nicht per se nachhaltig. Nur wenn der Strom aus erneuerbaren Energien stammt und das Wasser aus Gegenden entnommen wird, in denen kein Wassermangel herrscht, tragen die Prozesse zu mehr Klimaschutz bei. Für die Herstellung einer Tonne Wasserstoff werden rund 9 Tonnen Wasser benötigt. Das gleiche gilt für die CO2-Gewinnung: Nur wenn Kohlenstoffdioxid aus der Luft oder aus Prozessen der Nutzung nachhaltiger Biomasse stammt, entstehen keine Treibhausgasemissionen. „Wir werden Regeln für eine nachhaltige Produktion entwickeln“, sagt Harry Lehmann. Auch Wasser werde man natürlich nur aus Regionen nutzen, die kein Problem mit Wassermangel haben, verspricht er. Aus dem Bundesumweltministerium heißt es, dass die nötige Menge an grünem Wasserstoff zukünftig nicht allein in Deutschland produziert werden könne, sondern auch aus Partnerregionen importiert werden müsse. Dieser könne dann in der Lausitz zu Treibstoffen verarbeitet werden, ohne dass Wasser vor Ort verbraucht wird. Lesen Sie auch Bau von Windrädern: OVG kippt Regionalplan Uckermark-Barnim Luft- und Schiffsverkehr soll von dem Treibstoff profitieren: Für Autos im Stadtverkehr sei der Wasserstoff-Treibstoff nicht die beste Option, da seien Elektroautos deutlich effizienter. Aber dort wo große Mengen an Treibstoff gebraucht werden und es keine Möglichkeit der direkten Nutzung von erneuerbaren Energien gibt, kann die PtX-Technologie eine zukunftsweisende Rolle spielen. Nicht nur in der Luftfahrt, auch im Schiffsverkehr besteht laut Umweltministerium für solche Treibstoffe dringender Bedarf. Auch Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) setzt große Hoffnungen in die Wasserstofftechnologie. Sie sei ein Schlüssel für den Erfolg der Energiewende, sagte er. Und eine Chance für Brandenburg. „Zusätzliche regionale Wertschöpfung und Beschäftigung – also genau das, was wir für eine erfolgreiche Strukturentwicklung in der Lausitz dringend benötigen.“ Von Torsten Gellner und Lena Köpsell